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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Scorpio.
»Dürfte ich erfahren, worum es dabei genau ging?«
    Vasko erzählte ihm, worüber er mit dem Dekan gesprochen
hatte. Scorpio merkte sehr wohl, dass er die Einzelheiten
schönfärbte und alles wegließ, was nicht unmittelbar
zur Sache gehörte. Er erfuhr, dass der Dekan ein Schiff suchte,
das gegen Bezahlung den Mond umkreisen und ihn notfalls verteidigen
sollte. Viele Ultras zögerten, den Auftrag anzunehmen, obwohl
Quaiche einige verlockende Zugeständnisse gemacht hatte. Sie
fürchteten, das Schicksal der Gnostische Himmelfahrt zu
erleiden, des Schiffes, das Quaiche ursprünglich nach Hela
gebracht hatte, und das auf unbekannte Weise zerstört worden
war.
    »Für uns ist das kein Problem«, sagte Vasko.
»Wahrscheinlich wird das Risiko ohnehin übertrieben, aber
selbst wenn wir aus dem Hinterhalt beschossen werden sollten, wir
sind ja nicht gerade wehrlos. Seit wir uns in der Nähe des
Systems befinden, verstecken wir unsere neuen Waffen, aber wenn wir
sie brauchen sollten, können wir sie jederzeit wieder
aktivieren. Ich kann mir nicht denken, dass uns ein paar vergrabene
Drohnen sehr viel anhaben könnten.«
    »Und im Gegenzug hat Quaiche zugestimmt, dass wir uns Haldora
etwas genauer ansehen?«
    »Ungern«, sagte Vasko. »Es gefällt ihm immer
noch nicht, dass jemand in seinem Wunder herumstochert, aber der
Schutz ist ihm sehr wichtig.«
    »Wovor hat er solche Angst? Hat er Ärger mit anderen
Ultras?«
    Vasko zuckte die Achseln. »Hin und wieder gibt es
Zwischenfälle, aber nichts Ernstes.«
    »Dann klingt es nach Überreaktion.«
    »Er leidet eben unter Verfolgungswahn. Wir brauchen uns um
seine Motive nicht weiter zu kümmern, solange sie uns die
Möglichkeit geben, an Haldora heranzukommen, ohne einen Schuss
abzufeuern.«
    »Irgendetwas ist hier faul«, sagte Scorpio. Seine
Kopfschmerzen hatten sich gelegt, aber jetzt kamen sie mit neuer
Heftigkeit wieder.
    »Sie sind von Natur aus misstrauisch«, sagte Vasko.
»Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wir warten seit neun
Jahren auf eine solche Gelegenheit. Es ist unsere einzige Chance.
Wenn wir sie nicht ergreifen, schließt er den Vertrag mit einem
anderen Schiff.«
    »Trotzdem gefällt es mir nicht.«
    »Vielleicht würden Sie anders darüber denken, wenn
der Plan von Ihnen stammte«, sagte Urton. »Aber es ist
nicht Ihr Plan. Wir haben ihn entwickelt, während Sie geschlafen
haben.«
    »Schon gut«, sagte er und lächelte ihr zu.
»Ich bin nur ein Schwein. Und Schweine planen nicht auf lange
Sicht.«
    »Sie will doch nur sagen«, begütigte Vasko,
»dass Sie die Sache auch einmal mit unseren Augen sehen sollten.
Hätten Sie so lange gewartet, dann würden Sie auch anders
denken.« Er lehnte sich zurück und zuckte die Achseln.
»Außerdem ist es bereits zu spät. Ich habe Quaiche
gesagt, wir müssten noch über diese Abordnung sprechen,
doch sonst warten wir nur noch auf seine Einwilligung. Dann
können wir loslegen.«
    »Moment«, sagte Scorpio und hob die Hand. »Sagten
Sie Abordnung? Was für eine Abordnung?«
    »Quaiche besteht darauf«, sagte Vasko. »Er
hält es für nötig, eine kleine Gruppe von
adventistischen Delegierten auf diesem Schiff zu
stationieren.«
    »Nur über meine Leiche.«
    »Schon gut«, sagte Urton. »Es ist ein Abkommen auf
Gegenseitigkeit. Die Kirche schickt eine Abordnung zu uns, und wir
schicken eine Abordnung in die Kathedrale. Eine saubere
Sache.«
    Scorpio seufzte. Was gab es dagegen noch zu sagen? Er war bereits
wieder müde, und dabei hatte er nur in dieser Konferenz
gesessen. In einer Konferenz, in der bereits alles entschieden war
und man ihm – im Grunde genommen – nur die Rolle des
passiven Beobachters zugestanden hatte. Er konnte widersprechen, aber
er würde damit nicht mehr erreichen, als wenn er gleich in
seinem Kälteschlaftank geblieben wäre.
    »Ihr macht einen schweren Fehler«, sagte er. »Ich
versichere es euch.«

 
Auf Hela

2727
     
     
    Hauptmann Seyfarth war ein schmächtiger Mann mit einem
kleinen, schmallippigen Mund, der niemals lächelte, aber wie
geschaffen dafür schien, Verachtung zu zeigen. Tatsächlich
hatte Quaiche noch nie erlebt, dass der Hauptmann der
Kathedralengarde andere Emotionen außer gelassener
Gleichgültigkeit zur Schau getragen hätte. Selbst seine
Verachtung setzte er nur sparsam ein wie ein kostspieliges und schwer
zu beschaffendes Artilleriegeschütz. Gewöhnlich geschah es
in Zusammenhang mit seiner Meinung zu den Sicherheitsvorkehrungen,
die jemand anderer

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