Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
schwierig sein?«
    »Scorpio braucht Zeit, um die Instrumentenpakete auf Haldora
abzuschießen«, gab Khouri zu bedenken. »Wenn wir das
Abkommen brechen, bevor er fertig ist, stecken wir womöglich bis
zum Hals in Schwierigkeiten. Es könnte ein Blutbad geben, und
wir haben uns neun Jahre lang bemüht, das zu
vermeiden.«
    »Es wird alles gut«, beteuerte Vasko. »Glauben Sie
mir, alles wird gut.«
    »Scorp war von der Idee mit der Abordnung nicht sehr
angetan«, sagte sie.
    »Es sind nur kirchliche Würdenträger«,
begütigte Vasko. »Was soll schon passieren?«
    »In solchen Dingen«, sagte Khouri, »verlasse ich
mich lieber auf Scorpios Instinkt. Ich will Ihnen nicht zu nahe
treten, aber er hat doch ein paar Jahre mehr auf dem
Buckel.«
    »Wir sind fast da«, sagte Vasko.
    Die Fähre strebte auf die Kathedrale zu. Das kleine zierliche
Architektenmodell schwoll zu einem riesigen, bedrohlichen Klotz an.
Nicht nur ein Bauwerk, dachte Vasko: eher ein Stück Landschaft
mit Türmen und Zinnen, das sich auf den Weg gemacht hatte und
nun langsam seine Welt umrundete.
    Sie landeten. Adventistenvertreter in Druckanzügen erwarteten
sie bereits, um sie tief ins eiserne Herz der Morwenna zu
geleiten.

 
Einundvierzig
Hela

2727
     
     
    Endlich konnte Quaiche auch selbst die Brücke sehen. Das
Spektakel jagte ihm einen Schauer der Erregung durch den Körper.
Jetzt war das Bauwerk selbst schon länger als der Weg dorthin.
Das Ziel aller seiner Pläne und Intrigen lag zum Greifen nahe
vor ihm.
    »Sehen Sie sich das an, Rachmika«, sagte er und winkte
das Mädchen ans Fenster, damit es die Aussicht auch selbst
bewundern konnte. »So uralt und doch von einer so
sprühenden Lebendigkeit. Seit ich verkündet habe, dass wir
die Spalte überqueren würden, zähle ich jede Sekunde.
Noch sind wir nicht da, aber ich kann sie wenigstens sehen.«
    »Sie sind also immer noch entschlossen?«, fragte
sie.
    »Glauben Sie, ich wäre so weit gekommen, um jetzt einen
Rückzieher zu machen? Wohl kaum. Das Ansehen der Kirche steht
auf dem Spiel, Rachmika. Und nichts ist mir wichtiger.«
    »Ich wünschte, ich könnte in Ihrem Gesicht
lesen«, seufzte sie. »Ich wünschte, ich könnte
Ihre Augen sehen, und ich wünschte, Grelier hätte nicht
alle Ihre Nervenenden abgetötet. Dann wüsste ich, ob sie
die Wahrheit sagen.«
    »Sie glauben mir nicht?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte
sie.
    »Ich verlange nicht, dass Sie mir irgendetwas glauben«,
sagte er und drehte seinen Krankenstuhl, sodass alle Spiegel ihren
Winkel verändern mussten. »Ich habe nie von Ihnen verlangt,
sich zum Glauben zu bekehren, Rachmika. Ich habe Sie immer nur um ihr
ehrliches Urteil gebeten. Warum sind Sie auf einmal
beunruhigt?«
    »Ich muss die Wahrheit wissen«, sagte sie. »Bevor
Sie mit diesem Ding über die Brücke fahren, brauche ich
einige Antworten.«
    Seine Augen zuckten. »Ich war Ihnen gegenüber immer
offen.«
    »Was ist dann mit der Auslöschung, die angeblich nie
geschehen ist? Waren Sie das, Dekan? Haben Sie das
verursacht?«
    »Verursacht?«, wiederholte er, als hätte er kein
Wort verstanden.
    »Sie hatten eine Glaubenskrise, nicht wahr? In dieser Phase
kamen Sie auf die Idee, es könnte doch eine
vernünftige Erklärung für Haldoras Verschwinden geben.
Vielleicht hatten Sie eine Immunität gegen das stärkste
Indoktrinationsvirus entwickelt, das Ihnen Grelier in dieser Woche zu
bieten hatte?«
    »Nehmen Sie sich in Acht, Rachmika. Sie sind mir
nützlich, aber Sie sind beileibe nicht unentbehrlich.«
    Sie rang um Fassung. »Ich möchte wissen, ob Sie Ihren
Glauben auf die Probe stellen wollten. Haben Sie veranlasst, dass im
Augenblick des Verschwindens ein Instrumentenpaket auf Haldora
abgeschossen wurde?«
    Seine Augen wurden starr. Er sah sie durchdringend an. »Was
glauben Sie?«
    »Ich denke, Sie haben etwas auf Haldora abgeschossen
– eine Maschine oder eine Sonde. Vielleicht hatten die Ultras
sie Ihnen verkauft. Sie hofften, dort etwas zu entdecken. Was,
weiß ich nicht. Vielleicht etwas, das Sie schon Jahre zuvor
gesehen hatten, aber sich selbst nicht eingestehen wollten.«
    »Lächerlich.«
    »Aber Sie hatten Erfolg«, sagte sie. »Die Sonde hat etwas bewirkt: Sie hat dafür gesorgt, dass sich die
Auslöschung verlängerte. Sie haben Sand ins Getriebe
geworfen, Dekan, und Sie haben eine Reaktion bewirkt. Die Sonde traf
auf etwas, als der Planet verschwand. So entstand eine Verbindung zu
der fremden Macht, die der Planet verbergen

Weitere Kostenlose Bücher