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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Keine
standardmäßigen Nanotech-Filter. Nichts aus
Vorseuchenzeiten und auch keine Seuchenspuren.«
    »Sucht unter den Anzügen nach Implantaten«, befahl
er. »Nach allen mechanischen Teilen ohne erkennbare Funktion.
Und kontrolliert auch alles andere. Kein einziges Körnchen
heißer Staub kommt mir auch nur auf ein Lichtjahr an dieses
Schiff heran.«
    Er wusste, dass er viel verlangte. Wenn sie die Delegierten ganz
offen einer invasiven Untersuchung unterzogen, würden sie sie
verärgern, und das durften sie nicht riskieren. Aber – noch
einmal – dies war seine Wache. Er hatte einen Ruf zu
verlieren. Und er hatte die Dreckskerle nicht an Bord geholt.
    »Keine Implantate«, hörte er. »Nichts, was
für einen der üblichen Stecknadelköpfe groß
genug wäre.«
    »Heißt das, keiner der Delegierten hat irgendwelche
Implantate?«
    »Wie gesagt, Sir, nichts, was groß genug
wäre…«
    »Ich will über alle Implantate Bescheid wissen.
Wir dürfen nichts voraussetzen.«
    »Einer von ihnen hat etwas im Auge. Ein zweiter hat eine
Handprothese. Insgesamt ein halbes Dutzend sehr kleine
Neuronalimplanate in der gesamten Abordnung.«
    »Mir gefällt das alles gar nicht.«
    »Es sind lediglich Implantate, wie sie bei jeder
zufällig ausgewählten Stichprobe von Hela-Flüchtlingen
zu erwarten wären. Und die meisten scheinen nicht einmal
aktiviert zu sein.«
    »Stellt sicher, dass wir weder mit dem Auge, noch mit der
Hand eine böse Überraschung erleben.«
    »Das wird schwierig, Sir. Sie werden nicht begeistert sein,
wenn wir sie mit Protonen beschießen. Falls sich in den
Prothesen tatsächlich Antimaterie befindet, kommt es durch die
Spallationsprodukte zu örtlich begrenzten
Zellschäden…«
    »Wenn sich in den Dingern Antimaterie befindet, ist eine
Krebserkrankung die geringste Sorge für die Träger«,
gab Scorpio zurück.
    Für ihn galt das allerdings auch.
    Ein heuschreckenähnlicher Servomat wurde in die Luftschleuse
geschickt, eine leuchtend rote Maschine mit dünnen Beinen und
einem Protonenstrahlgenerator. Scorpio erklärte den Besuchern,
es handle sich um eine Weiterentwicklung der zuvor eingesetzten
Seuchenscanner, darauf spezialisiert, auch die ausgefalleneren
Stämme zu entdecken. Wahrscheinlich nahmen sie ihm diese
Lüge nicht ab, machten aber gute Miene zum bösen Spiel, um
eine Szene zu vermeiden. War das als gutes Zeichen zu werten?
    Der Protonenstrahl fraß sich durch Fleisch und Knochen. Er
konnte schlimmstenfalls örtlich begrenzte Gewebeschäden
verursachen, um größere Organe zu verletzen, war er zu
dünn. Sollte er jedoch auf Antimaterie treffen, und wäre es
auch nur ein Körnchen von einem Mikrogramm, das in einem
elektromagnetisch abgeschirmten Behälter im Vakuum schwebte,
dann würde er eine ganze Salve von Proton-Antiproton-Reaktionen
auslösen.
    Der Servomat lauschte auf die Rückstreuung von Gammastrahlen
und das verräterische Brutzeln von Paarvernichtungen.
    Doch sowohl die Hand wie das Auge blieben stumm.
    »Sie sind sauber, Sir«, meldete der SD-Mann in Scorpios
Kopfhörer.
    Nein, dachte Scorpio, sie waren nicht sauber. Zumindest konnte er
nicht sicher sein. Er hatte getan, was er konnte, und die
offensichtlichen Verdachtsmomente ausgeräumt. Aber der
Protonenstrahl könnte die Antimateriebehälter verfehlt
haben: Für eine vollständige Untersuchung der Hand und des
Auges hatte die Zeit nicht ausgereicht. Auch könnten die
Behälter mit Ablenkungs- oder Absorptionsbarrieren
geschützt sein: Davon hatte er schon gehört. Oder die
Körnchen befanden sich in den Neuronalimplantaten, hinter so
vielen Zentimetern Knochen und Gewebe versteckt, dass sie nur mit
einem chirurgischen Eingriff zu finden gewesen wären.
    »Sir? Erbitte Genehmigung zum Öffnen der
Schleuse!«
    Scorpio wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Die
Delegierten mussten eben auf Schritt und Tritt überwacht
werden.
    »Schleuse öffnen!«, befahl er.
    Bruder Seyfarth trat ins Schiff, blieb vor Scorpio stehen und sah
ihn an. »Sie trauen uns nicht, Sir?«
    »Ich tue nur meine Pflicht«, sagte Scorpio.
    Der Sprecher der Abordnung nickte ernst. »Und das müssen
wir schließlich alle. Ich bin Ihnen nicht böse. Ich kann
doch davon ausgehen, dass Sie nichts Verdächtiges gefunden
haben?«
    »Nein, gefunden habe ich nichts.«
    Der Mann zwinkerte ihm verschwörerisch zu, als hätte er
einen Scherz gemacht, den nur sie beide verstanden. Die anderen
neunzehn Delegierten drängten vorbei. Aus ihren blank

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