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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Raumanzug?
    [Seinetwegen sind wir hier. Und natürlich
deinetwegen.]
    Was immer Sie für Pläne hatten, sie sind dabei, zu
scheitern. Wir stecken in Schwierigkeiten, nicht wahr?
    [Dir wird nichts geschehen, Rachmika. Er weiß nicht,
dass du etwas mit uns zu tun hast.]
    Und wenn er es herausfindet?
    [Wir werden dich beschützen. Ich werde dich
beschützen, was immer geschieht. Darauf gebe ich dir mein
Wort.]
    Rachmika sah der Frau ins Gesicht, ohne sich darum zu
kümmern, ob Quaiche es bemerkte. Wieso liegt Ihnen so viel an
mir?
    [Ich bin deine Mutter.]
    Sehen Sie mir in die Augen und sagen Sie das noch
einmal.
    Khouri gehorchte. Rachmika suchte in ihrem Gesicht gespannt nach
den winzigsten Spuren einer Lüge, aber sie fand nichts. Das
bedeutete vermutlich, dass Khouri die Wahrheit sagte.
    Rachmika wehrte sich heftig gegen die Erkenntnis, aber der Schock
war bei weitem nicht so stark, wie sie erwartet hätte.
Inzwischen waren ihr selbst schon zu viele Zweifel an ihrer
angeblichen Identität gekommen. Die Schatten – und
natürlich Generalmedikus Grelier – hatten sie bereits
überzeugt, dass sie nicht auf Hela geboren war und dass die
Menschen im Ödland von Vigrid nicht ihre wahren Eltern sein
konnten. Was blieb, war eher eine Leere, die mit Fakten gefüllt
werden wollte, als eine Wahrheit, die durch eine andere
verdrängt werden musste.
    Jetzt war es also heraus. Es gab noch vieles, woran sie sich
selbst erinnern musste, aber im Wesentlichen stand Folgendes fest:
Sie war eine Agentin der Ultras – genauer gesagt, dieser Ultras –, und man hatte sie nach Hela geschickt, um
Informationen zu sammeln. Ihre echten Erinnerungen waren
unterdrückt und durch eine Reihe von vagen, allgemeinen
Schnappschüssen einer Kindheit auf Hela ersetzt worden. Letztere
waren wie Theaterkulissen, oberflächlich überzeugend,
solange man sich nicht eigens mit ihnen beschäftigte. Sobald ihr
die Schatten von ihrer gefälschten Vergangenheit erzählt
hatten, hatte sie diese frühen Erinnerungen als das durchschaut,
was sie waren. Diese Frau behauptete, ihre Mutter zu sein. Es gab
keinen Anlass, daran zu zweifeln – in Khouris Gesicht deutete
nichts auf eine Lüge hin, und Rachmika wusste bereits, dass die
vermeintliche Mutter im Ödland nur eine Pflegemutter war. Das
Wissen machte sie so traurig, als hätte sie einen schmerzlichen
Verlust erlitten, aber sie fühlte sich nicht betrogen.
    Sie formte einen Gedanken. Du musst meine Mutter sein,
glaube ich.
    [Kannst du dich an mich erinnern?]
    Ich weiß nicht. Ein wenig. Ich glaube, ich habe jemanden
wie dich schon einmal gesehen.
    [Was habe ich getan?]
    Du hast in einem Eispalast gestanden. Und du hast
geweint.

 
Im Orbit um Hela

2727
     
     
    Graublaue Rauchschwaden schwebten, von Luftdruckschwankungen
bewegt, durch den Korridor. Flüssigkeiten sickerten aus Wunden
in Wänden und Decke und regneten als schmutzige Vorhänge
ab. Von nebenan hörte Captain Seyfarth Schreie und das Rattern
von automatischen Projektilwaffen, gelegentlich unterbrochen vom
Blaffen eines Energiegewehrs. Er tastete sich durch einen
Hindernisparcours von Leichen und trat mit seinen Stiefeln
Gliedmaßen und Köpfe in den knöcheltiefen Schleim,
der offenbar jede Fläche auf dem Schiff bedeckte. In einer
behandschuhten Hand hielt er den rauen Griff eines Wurfmessers –
an sich ein Teil der Rüstung, die er bei seiner Ankunft getragen
hatte. Das Messer war bereits blutig – Seyfarth hatte nach
eigener Schätzung bisher drei Ultras getötet und zwei
weitere schwer verletzt –, aber er war immer noch auf der Suche
nach einer besseren Waffe. Jede Leiche, an der er vorbeikam, drehte
er mit dem Fuß um und kontrollierte Hände und Gürtel.
Was er brauchte, war ein Projektilgewehr.
    Seyfarth war allein, der Rest seiner Gruppe war tot oder irrte in
anderen Bereichen des Schiffes umher. Seyfarth hatte nichts anderes
erwartet. Er hätte sich gewundert, wenn von den zwanzig Mann des
ersten Infiltrationstrupps mehr als ein halbes Dutzend die Einnahme
des Schiffes überlebt hätte. Er selbst zählte
natürlich zu den Glücklichen, aber damit hatte er auf Grund
früherer Erfahrungen gerechnet. Die Operation war nie ein
Selbstmordkommando gewesen, aber die
Überlebenswahrscheinlichkeit war für die meisten
Beteiligten gering. Die Sturmspitze brauchte nur das Signal zu geben,
dass das Lichtschiff reif war für die Übernahme durch die
Kathedralengarde, danach war sie entbehrlich. Wenn die Infiltratoren
es anschließend

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