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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nervös?«, fragte Khouri.
    »Keineswegs«, antwortete Quaiche. »Diese
Brücke wurde nicht einfach zweckfrei in die Landschaft gestellt.
Daran habe ich immer geglaubt.«
    »Auf dem Grund der Spalte liegen die Trümmer einer
anderen Kathedrale«, sagte Vasko. »Gibt Ihnen das nicht zu
denken?«
    »Ich entnehme daraus nur, dass der Dekan jener Kathedrale
nicht fest genug im Glauben war«, sagte Quaiche.
    Vaskos Kommunikator schlug an. Er hielt sich das Armband ans Ohr
und lauschte. Dann runzelte er die Stirn, beugte sich zu Khouri und
flüsterte ihr etwas zu.
    »Was ist passiert?«, fragte Quaiche.
    »Es gibt Ärger auf dem Schiff«, sagte Vasko.
»Mir ist nicht ganz klar, in welcher Beziehung, aber es hat
offenbar mit Ihren Delegierten zu tun.«
    »Meine Delegierten? Warum sollten sie Ärger
machen?«
    »Es scheint, als wollten sie das Schiff erobern«, sagte
Vasko. »Sie wissen nicht zufällig darüber
Bescheid?«
    »Nun ja, wenn Sie es schon erwähnen…« –
Quaiche produzierte eine miserable Kopie eines Lächelns –
»vielleicht hatte ich eine schwache Ahnung.«
    Eine der Türen zum Turmzimmer ging auf. Sechs rot
uniformierte Adventisten marschierten herein. Sie hielten Waffen in
den Händen und machten den Eindruck, als könnten sie auch
damit umgehen.
    »Ich bedauere, dass es so weit kommen musste«, sagte
Quaiche. Die Gardisten bedeuteten Vasko und Khouri, sich Rachmika
gegenüber an den Tisch zu setzen. »Aber ich brauche Ihr
Schiff und – seien wir ehrlich – die Chance, dass Sie es
mir freiwillig überlassen würden, war nie sehr
groß.«
    »Aber wir hatten eine Vereinbarung«, sagte Vasko. Einer
der Gardisten stieß ihn mit seiner Waffe gegen die Schulter.
»Wir haben Ihnen Schutz angeboten.«
    »Die Schwierigkeit ist nur, dass es mir gar nicht darum ging,
beschützt zu werden«, sagte Quaiche. Der blanke Messingrand
seines Lidspreizers blitzte. »Mir ging es um Ihre
Triebwerke.«

 
Dreiundvierzig

     
     
    Rachmika spürte, dass etwas in ihren Kopf eindringen wollte.
Inzwischen konnte sie, wenige Augenblicke, bevor die Schatten zu ihr
sprachen, ein ganz eigenes Gefühl identifizieren: ein schwaches
neuronales Kribbeln, so als hätte sich irgendwo in einem
weitläufigen alten Haus eine Tür geöffnet.
    Sie wappnete sich gegen die Nähe des Ehernen Panzers, denn
sie wusste, wie selbstverständlich die Schatten in ihrem
Schädel ein- und ausgehen konnten.
    Doch diesmal war die Stimme eine andere.
    [Rachmika. Hör zu. Nicht reagieren. Beachte mich nicht.
Tu so, als wäre ich eine Fremde.]
    Rachmika formte eine Antwort, ohne zu sprechen. Es ging so
einfach, als wäre sie dafür geboren, als hätte sie die
Fähigkeit schon immer besessen. Wer sind Sie?
    [Ich bin außer dir die einzige Frau in diesem
Raum.]
    Rachmikas Blick glitt unwillkürlich zu Khouri hinüber.
Ihr Gesicht war ausdruckslos: nicht feindselig, nicht einmal
unfreundlich, nur vollkommen leer und ohne jedes Gefühl. Sie
schien nicht Rachmika anzusehen, sondern eine Wand.
    Sie?
    [Ja, Rachmika. Ich.]
    Warum sind Sie hier?
    [Um dir zu helfen. Woran erinnerst du dich? An alles oder nur
an einzelne Teile? Oder womöglich an gar nichts?]
    Vasko sagte laut: »Unsere Triebwerke, Dekan? Soll das
heißen, unser Schiff soll Sie irgendwohin bringen?«
    »Das eigentlich nicht, nein«, antwortete Quaiche.
    Rachmika bemühte sich, die Frau nicht anzusehen und den Blick
auf die Männer zu richten. Ich weiß nicht viel, nur
dass ich nicht hierher gehöre. Die Schatten haben mich bereits
erkannt. Kennen Sie die Schatten, Khouri?
    [Ein wenig. Nicht so gut wie du.]
    Können Sie mir meine Fragen beantworten? Wer hat mich
hierher geschickt? Und wozu?
    [Wir haben dich hierher geschickt.] Rachmika sah aus dem
Augenwinkel, wie die Frau kaum merklich mit dem Kopf nickte: eine
stumme, diskrete Bestätigung, dass es wirklich ihre Stimme war,
die Rachmika hörte. [Aber es war deine Entscheidung. Du
selbst, Rachmika, hast vor neun Jahren verlangt, nach Hela gebracht
und in die Obhut einer anderen Familie gegeben zu werden.]
    Wozu?
    [Um gewisse Dinge in Erfahrung zu bringen und von innen heraus
so viel wie nur möglich über Hela und die Flitzer zu
lernen. Und um an den Dekan heranzukommen.]
    Warum?
    [Weil der Dekan die einzige Möglichkeit war, an Haldora
heranzukommen. Wir hielten Haldora für den Schlüssel: den
einzigen Weg zu den Schatten. Wir wussten nicht, dass er den Weg
bereits gegangen war. Das hast du uns gesagt, Rachmika. Du hast die
Abkürzung gefunden.]
    Der

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