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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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und trug Daten zusammen, um meine
Hypothese zu untermauern.«
    »Niemand hätte auf dich gehört«, sagte er.
»Aber wenn es dich tröstet, ich glaube, du hast Recht. Die
Frage ist nur: Was hatten die Schatten mit alledem zu tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Als wir hierher kamen, dachten wir, es sei alles ganz
einfach. Die Indizien ließen nur einen Schluss zu: Die Flitzer
waren von den Unterdrückern ausgelöscht worden.«
    »Das hat mir auch der Eherne Panzer erzählt«, sagte
Rachmika. »Die Flitzer bauten den Mechanismus, um die Signale
der Schatten empfangen zu können. Aber vor dem letzten Schritt
schreckten sie zurück: Sie ließen nicht zu, dass die
Schatten in unser Universum kamen, um ihnen zu helfen.«
    »Aber wir haben jetzt die Chance, diesen Fehler nicht zu
wiederholen«, sagte Scorpio.
    »Richtig«, sagte Rachmika so zögerlich, als wittere
sie eine Falle. »Du denkst doch auch, dass wir es tun
sollten?«
    »Ich denke, es war der größte Fehler der Flitzer,
überhaupt Kontakt zu den Schatten aufzunehmen«, sagte
Scorpio.
    Rachmika schüttelte den Kopf. »Auch die Schatten haben
die Flitzer nicht ausgerottet. Das ergäbe ebenso wenig einen
Sinn. Wir wissen, dass sie mindestens so mächtig sind wie die
Unterdrücker. Sie hätten hier keine Spuren hinterlassen.
Und warum sollten sie immer noch um ihre Chance betteln, wenn sie den
Übergang bereits vollzogen hätten?«
    »Genau«, sagte Scorpio.
    »Genau?«, wiederholte Rachmika.
    »Nicht die Unterdrücker haben die Flitzer
vernichtet«, sagte er. »Und auch nicht die Schatten.
Sondern wer – oder was – dieses Muschelmaterial angefertigt
hat.«
    Sie gab ihm die Scherbe zurück, als wäre sie irgendwie
beschmutzt. »Hast du dafür irgendeinen Beweis,
Scorp?«
    »Nicht den geringsten. Aber wenn wir auf Hela ernsthaft zu
graben anfingen, würde es mich nicht überraschen, wenn wir
früher oder später auch hier solche Scherben zutage
förderten. Eine einzige würde genügen. Natürlich
lässt sich meine Theorie auch noch anders auf die Probe
stellen.«
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber was haben die
Flitzer denn getan, um so restlos ausgerottet zu werden?«
    »Sie haben die falsche Entscheidung getroffen«, sagte
Scorpio.
    »Inwiefern?«
    »Sie haben mit den Schatten verhandelt. Das war der Test,
Aura, darauf hatten die Muschelmacher gewartet. Das Einzige, was die
Flitzer nicht tun durften, war, den Schatten die Tür zu
öffnen. Man kann einen Feind nicht schlagen, indem man sich mit
einem anderen, noch schlimmeren verbündet. Wir sollten uns
hüten, den gleichen Fehler zu begehen.«
    »Wenn das so ist, dann scheinen diese Muschelmacher nicht
sehr viel besser zu sein als die Schatten – oder die
Unterdrücker.«
    »Ich sage ja nicht, dass wir mit ihnen ins Bett steigen
sollen. Wir sollten sie nur nicht außer Acht lassen. Sie sind
hier, Aura, in diesem System. Wir können sie vielleicht nicht
sehen, aber das heißt noch lange nicht, dass sie nicht jede
unserer Bewegungen beobachten.«
    Eine Weile blieb es still. Der Fahrstuhl fuhr weiter. Endlich
sagte Rachmika. »Du bist also gar nicht wegen des Ehernen
Panzers gekommen?«
    »Ich war für alles offen«, antwortete Scorpio.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt hast du mir geholfen, eine Entscheidung zu treffen.
Das Ding bleibt auf der Morwenna.«
    »Dann hatte Dekan Quaiche also doch Recht«, sagte
Rachmika. »Er hat immer behauptet, der Panzer stecke voller
Dämonen.«
    Der Fahrstuhl wurde langsamer. Scorpio verstaute die
Muschelscherbe wieder in seinem Gürtel und zückte Clavains
Messer. »Du wartest hier«, sagte er. »Wenn ich nicht
in zwei Minuten zurück bin, fährst du mit dem Fahrstuhl zur
Oberfläche hinunter. Und verschwindest aus der Kathedrale, so
schnell du kannst.«
     
    Sie standen zu viert auf dem Eis: Rachmika und ihre Mutter, Vasko
und das Schwein. Nachdem sie die Morwenna verlassen hatten,
waren sie unter dem Koloss mitgegangen, bis er den Brückenstumpf
erreichte, der aus dem Klippenrand ragte. Jetzt standen sie gut einen
Kilometer vor der Klippe auf jenem letzten Teilstück.
    Es war sehr unwahrscheinlich, dass sich jetzt noch jemand in der
Kathedrale aufhielt, aber es war Scorpio nicht gelungen, sich
Gewissheit zu verschaffen. Die Haupträume hatte er abgesucht,
aber es gab sicherlich Dutzende von belüfteten Verstecken, die
er nie gefunden hätte. Ich habe es versucht, dachte er, und das muss genügen. In seinem angeschlagenen Zustand
war selbst das mehr gewesen, als man eigentlich

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