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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Räubertochter ertönte ein
Signal. Das Suchradar hatte erstmals ein Echo aufgefangen. Da unten
gab es ein metallisches Objekt. Es war nicht groß und saß
irgendwo in den Tiefen der Spalte ganz nahe an der Brücke.
    Quaiche justierte das Radar, um sich zu vergewissern, dass das
Echo keine Täuschung war. Doch es verschwand nicht. Er hatte das
Objekt bisher noch nicht entdeckt, aber es wäre für seine
Sensoren auch kaum zu erfassen gewesen. Die Dominatrix hätte es überhaupt nicht bemerkt.
    Das machte ihn misstrauisch. Er war so sicher gewesen, dass noch
nie ein Mensch bis hierher vorgedrungen war, und nun bekam er eine
Signatur, die genau zu einem Stück Weltraumschrott passte.
    »Nimm dich in Acht«, ermahnte er sich.
    Auf einer früheren Mission hatte er auf einem Mond, der etwas
kleiner war als Hela, etwas Verlockendes entdeckt und war darauf
zugeflogen, ohne sich vorzusehen. Kurz vor der Landung hatte er ein
ähnliches Radarecho aufgefangen und einen kurzen Blitz gesehen.
Doch er hatte seine Bedenken in den Wind geschlagen und den Anflug
fortgesetzt.
    So war er direkt in die Falle gelaufen. Ein
Teilchenstrahlgeschütz hatte sich aus dem Eis geschoben und sein
Schiff anvisiert. Der Strahl hatte sich durch die Panzerung
gefressen. Quaiche wäre fast gebraten worden. Er hatte es gerade
noch geschafft, sich in Sicherheit zu bringen, doch das Schiff und er
selbst hatten schwere Schäden davongetragen. Er war genesen, und
das Schiff war repariert worden, aber noch Jahre danach hatte er
überall solche Fallen gewittert. Es kam vor, dass Dinge
vergessen wurden: Automatische Drohnen, die jemand Jahrhunderte zuvor
abgeworfen hatte, um Eigentums- oder Schürfrechte zu
verteidigen, funktionierten oft noch lange, nachdem ihre
ursprünglichen Besitzer zu Staub zerfallen waren.
    Quaiche hatte Glück gehabt: Die Drohne oder das automatische
Geschütz war beschädigt gewesen und hatte nur noch einen
schwachen Strahl abgegeben. Er war mit einer Warnung davongekommen.
Man musste immer auf alles gefasst sein. Und jetzt war er in akuter
Gefahr, den Fehler von damals zu wiederholen.
    Er ging die Möglichkeiten durch. Das Metallecho war ein
schwerer Schlag. Es weckte Zweifel, dass die Brücke so alt und
so fremd war, wie er gehofft hatte. Aber um das herauszufinden,
musste er viel näher heran, womit er auch der Quelle des Echos
näher käme. Wenn es tatsächlich eine Drohne war, ginge
er ein nicht unerhebliches Risiko ein. Allerdings war die Räubertochter ein gutes Schiff, wendig, intelligent und
schwer gepanzert. Eine Maschine voller List und Tücke. Reflexe
nützten bei relativistischen Waffen wie
Teilchenstrahlgeschützen wenig, aber die Tochter konnte
die Quelle des Echos ständig überwachen, um eventuelle
Bewegungen vor dem Schuss zu entdecken. Sobald das Schiff Verdacht
schöpfte, konnte es ein schnelles zufallsgesteuertes
Ausweichmanöver fliegen, das es der Strahlenwaffe unmöglich
machte, seine Position zu berechnen. Das Schiff kannte die
physiologischen Toleranzen von Quaiches Körper und würde
nicht davor zurückschrecken, ihn fast zu töten, um ihn zu
retten. Und wenn es wirklich wütend wurde, würde es sich
seinerseits mit Mikrowaffen zur Wehr setzen.
    »Es ist gut so«, sagte Quaiche laut. »Ich kann noch
tiefer gehen und dennoch unbeschadet aus der Sache herauskommen.
Alles klar!«
    Aber er musste auch an Morwenna denken. Die Dominatrix war
weiter weg, gewiss, aber sie war auch träger und weniger
reaktionsschnell. Eine Strahlenwaffe hätte Mühe, das
Shuttle abzuschießen, aber unmöglich wäre es nicht.
Und der automatische Wachposten könnte auch andere Waffen wie
etwa Zielsuchraketen einsetzen. Vielleicht gab es sogar ein weit
verzweigtes Netz von solchen Posten, die miteinander kommunizieren
konnten.
    Verdammt, dachte er. Es brauchte nicht einmal eine Drohne
zu sein. Vielleicht war es nur ein metallhaltiger Felsblock oder ein
abgeworfener Treibstofftank. Aber er musste das Schlimmste annehmen.
Er musste Morwenna am Leben erhalten. Und die Dominatrix musste in guter Verfassung sein, um zu Jasmina zurückkehren
zu können. Er durfte nichts tun, was seine Liebste oder das
Schiff gefährdete, das jetzt ihr Gefängnis war. Wenn er sie
nicht beide irgendwie schützen konnte, musste er die Mission
jetzt abbrechen. Und das wollte er nicht. Aber wie sollte er sich
seinen Fluchtweg offen halten, ohne stundenlang warten zu
müssen, bis sich die Dominatrix mit seiner Geliebten in
sicherer Entfernung von Hela

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