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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erreichten. Die Kuppeln und die
Muschelbauten ragten aus diesem Metallbrei hervor wie Blasen. Die
Straßen waren zerschlissene Schattennetze – unbeleuchtet
bis auf die gelegentliche Fackel eines Fußgängers.
    Das Shuttle glitt über einige dunkle Zonen hinweg und
verharrte über einer kleinen, außerhalb gelegenen Anlage,
die Vasko noch nie gesehen hatte. Es war nur eine Kuppel inmitten
mehrerer Blechhütten, doch das Ganze verriet mehr Planung als
die anderen Stadtviertel. Wahrscheinlich eines der geheimen
Regierungszentren, dachte der junge Mann. Das Gremium aus Menschen
und Hyperschweinen, das die Kolonie leitete, hatte zwar seine
Büros in der Innenstadt, aber es war ein offenes Geheimnis, dass
es sichere Treffpunkte gab, die auf keiner zivilen Karte verzeichnet
waren.
    Vasko schloss das Fenster, wie Clavain es ihm gezeigt hatte, und
wartete auf die Landung. Er spürte sie kaum, doch dann sah er
seine beiden Begleiter durch die Kabine auf die Einstiegsluke
zueilen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das Shuttle keinen Piloten
hatte.
    Sie stiegen die Rampe hinab und standen auf dem Landefeld aus
Schmelzgestein. Im letzten Augenblick waren Scheinwerfer angegangen
und tauchten alles in eisig blaues Licht. Clavain trug immer noch
seinen Mantel. Nun holte er aus dem Kragen eine weite schwarze Kapuze
und zog sie sich über den Kopf, sodass sein Gesicht im Schatten
lag. Er war kaum wieder zu erkennen. Scorpio hatte ihn während
des Fluges ein wenig gesäubert und Haar und Bart so weit
gestutzt, wie es die Umstände erlaubten.
    »Mein Sohn«, sagte Clavain, »könnten Sie
aufhören, mich so verzückt anzustarren, als wäre ich
der wiedergekehrte Messias?«
    »Das war mir nicht bewusst, Sir.«
    Scorpio klopfte ihm auf die Schulter. »Benehmen Sie sich wie
immer. Tun Sie so, als wäre er nur ein stinkender alter
Einsiedler, den wir irgendwo aufgelesen haben.«
    Das Gelände war voll gestellt mit obskuren Maschinen.
    Einige standen um das Shuttle herum, andere zeichneten sich nur
undeutlich in den schwarzen Schatten zwischen den Scheinwerfern ab.
Fahrzeuge mit Rädern, ein oder zwei Luftkissenwagen, ein
abgetakelter Helikopter. Am Rand des Landefeldes entdeckte Vasko zwei
weitere schnittige Luftfahrzeuge, konnte aber nicht erkennen, ob sie
atmosphäre- und weltraumtauglich zugleich waren.
    »Wie viele von den Fähren sind einsatzfähig?«,
fragte Clavain.
    Scorpio zögerte einen Augenblick. Vielleicht überlegte
er, wie viel er in Vaskos Gegenwart verraten durfte.
»Vier«, sagte er endlich.
    Clavain ging ein paar Schritte weiter. »Als ich fortging,
waren es fünf oder sechs. Wir können es uns nicht leisten,
Landefähren zu verlieren, Scorp.«
    »Wir tun unser Bestes, aber die Mittel sind sehr begrenzt.
Einige werden vielleicht wieder fliegen, aber ich kann nichts
versprechen.«
    Scorpio führte sie auf die erste der niedrigen
Metallhütten zu, die sich um die Kuppel drängten. Sobald
sie sich entfernten, rollten viele der schemenhaften Maschinen auf
das Shuttle zu, fuhren Manipulatoren aus oder zogen
Versorgungsleitungen hinter sich her. Vasko musste an verletzte
Seeungeheuer denken, die ihre Tentakel über das trockene Land
schleppten.
    »Angenommen, wir müssten schnell von hier weg«,
sagte Clavain. »Wäre das möglich? Ließe sich
eins von den anderen Schiffen verwenden? Wenn die Zodiakallicht eintrifft, bräuchte sie nur in den Orbit zu gehen. Ich
verlange keine volle Raumtauglichkeit, es genügt, wenn die
Fähren ein paar Flüge durchhalten.«
    »Die Zodiakallicht hat sicher ihre eigenen
Fähren«, sagte Scorpio. »Und wenn nicht, haben wir
immer noch das eine Schiff, das wir brauchen, um in den Orbit zu
gelangen.«
    »Du solltest hoffen und beten, dass es niemals nötig
wird, darauf zurückzugreifen.«
    »Bis wir die Fähren brauchen«, sagte Scorpio,
»sind auch die Krisenpläne fertig.«
    »Es könnte schon heute Abend so weit sein. Hast du dir
das schon einmal überlegt?«
    Sie hatten den Eingang der Hütte erreicht. Ein weiteres
Hyperschwein trat mit dem für seine Gattung typischen
schwankenden Seemannsgang in die Nacht heraus. Seine Schultern waren
so breit, dass die Arme in einigem Abstand vom Rumpf seitlich
herabhingen und beim Gehen wie Pendel hin und her schwangen. Das
Schwein sah aus, als könnte es einem Menschen jedes Glied
einzeln ausreißen.
    Als es Vasko erblickte, gruben sich tiefe Furchen in seine Stirn.
»Gibt’s was zu glotzen, Kleiner?«
    »Nein, Sir«, stieß Vasko hastig hervor.
    »Immer mit

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