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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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seit Sie uns zum letzten Mal
gesehen hatten. Manche Dinge sind unglaublich.«
    Clavain warf Scorpio einen Blick zu. Das Schwein versuchte
vergeblich zu erraten, was dem Alten durch den Sinn ging.
    »Zum Beispiel?«, fragte Clavain.
    »Neue Triebwerke«, sagte sie. »Tarnantriebe. Man
sieht uns nicht. Niemand kann uns sehen. Die Abgase…
lösen sich in nichts auf. Tarnschirme. Stabile Kraftfeldblasen.
Kryo-arithmetische Aggregate im Kleinformat. Zuverlässige
Trägheitskontrolle im großen Stil. Hypometrische
Geschütze.« Sie erschauerte. »Die hypometrischen
Geschütze sind mir wirklich unheimlich. Sie können einen
das Fürchten lehren. Ich habe erlebt, was geschieht, wenn beim
Abschuss etwas schief geht. Die sind wider die
Natur.«
    »Und das alles in gut zwanzig Jahren?«
    »Wir hatten Hilfe.«
    »Klingt so, als hätten Sie Gott ans Telefon bekommen und
ihm Ihre Wunschliste diktiert.«
    »Es war nicht Gott, das können Sie mir glauben. Ich muss
es wissen. Ich habe die Liste diktiert.«
    »Und mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Mit meiner Tochter«, sagte Khouri. »Sie kann uns
vieles sagen, Clavain. Deshalb ist sie so wertvoll. Und deshalb
wollte Skade sie haben.«
    Scorpio schwirrte der Kopf: Jedes Mal, wenn sie eine Lage von
Khouris Geschichte abgetragen hatten, kamen neue noch
unbegreiflichere Schichten zum Vorschein.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie sich nicht
wenigstens vom Orbit aus gemeldet haben«, sagte Clavain.
    »Unter anderem, weil wir die Aufmerksamkeit nicht auf Ararat
lenken wollten«, antwortete Khouri. »So lange es zu
vermeiden war. Da oben tobt ein Krieg, verstehen Sie? Eine
große Raumschlacht mit getarnten Gegnern. Jede Art von Signal
ist ein Risiko. Außerdem wird die Kommunikation unentwegt
blockiert und gestört.«
    »Von Skades und Ihren Truppen?«
    »So einfach ist die Sache nicht. Bis vor kurzem kämpfte
Skade noch mit und nicht gegen uns. Selbst jetzt könnte man noch
von einem unsicheren Waffenstillstand sprechen, wenn man von der
persönlichen Auseinandersetzung zwischen Skade und mir
absieht.«
    »Gegen wen, zum Teufel, kämpfen Sie dann?«, fragte
Clavain.
    »Gegen die Unterdrücker«, sagte Khouri. »Die
Wölfe, nennen Sie sie, wie Sie wollen.«
    »Sie sind hier?«, fragte Scorpio. »In diesem
System?«
    »Tut mir Leid, wenn ich Ihnen damit die Parade
verregne«, bemerkte Khouri.
    »Tja«, sagte Clavain und sah sich um, »ich
weiß nicht, wie es den anderen geht, aber mir haben Sie den Tag
ziemlich verdorben.«
    »Das war meine Absicht«, sagte Khouri.
    Clavain rieb sich die Nase. »Noch etwas. Seit Sie hier sind,
haben Sie mehrmals ein Wort erwähnt, das wie ›hella‹
klingt. Sie sagten sogar, wir müssten dorthin. Ich kann mit dem
Namen nichts anfangen. Was hat es damit auf sich?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich
kann mich nicht einmal erinnern, ihn ausgesprochen zu
haben.«

 
Zwölf
Hela

2727
     
     
    Quästor Jones hatte Anweisung erhalten, sich auf die Ankunft
eines neuen Gastes vorzubereiten. Die Nachricht kam direkt vom Ewigen Weg und trug das Amtssiegel des Glockenturms. Wenig später glitt ein kleines Raumschiff – eine
einsitzige Fähre aus Ultra-Beständen von der Form einer
Muschelschale – über die Karawane hin.
    Das rubinrote Gefährt schwebte auf einem gekonnt dosierten
Schubstoß für einen Moment gefährlich dicht neben der
Karawane, die ihren Weg fortsetzte. Dann sank es herab und ließ
sich auf der großen Landeplattform nieder. Im Rumpf
öffnete sich eine Luke, ein Mann im Druckanzug erschien, blieb
kurz stehen, griff hinter sich ins Cockpit und holte einen
Krückstock und ein weißes Köfferchen heraus. Auf dem
Weg ins Innere der Karawane zeichneten Kameras aus verschiedenen
Blickwinkeln jede seiner Bewegungen auf. Er öffnete mit seinem Glockenturm- Schlüssel die sonst verschlossenen Türen
und zog sie hinter sich ordentlich wieder zu. Er ging so langsam und
bedächtig, dass der Quästor reichlich Zeit hatte, seine
Fantasie spielen zu lassen. Hin und wieder klopfte er mit seinem
Stock gegen irgendein Bauteil oder fuhr mit behandschuhter Hand an
einer Wand entlang und betrachtete dann prüfend seine Finger,
als suchte er nach Staub.
    »Das gefällt mir nicht, Peppermint«, sagte der
Quästor zu dem Tierchen, das auf seinem Schreibtisch saß.
»Es hat nichts Gutes zu bedeuten, wenn sie überhaupt
jemanden schicken, und schon gar nicht, wenn man erst eine Stunde
vorher informiert wird. Dann wollen sie einen überrumpeln.

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