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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Crozet allein verhandeln. Rachmika konnte
nicht sagen, ob sie ihr auf die Schliche gekommen waren. Aber es war
schließlich nicht verboten, beurteilen zu können, ob
jemand log. Vielleicht war sie ihnen einfach unsympathisch geworden.
Das war oft so, wenn die Leute spürten, dass sie durchschaut
wurden.
    Rachmika war darüber nicht unglücklich. Sie hatte Crozet
geholfen und sich damit für seine Hilfe erkenntlich gezeigt. Die
Flitzerfunde waren schließlich nur die Bezahlung für die
Fahrt gewesen. Als er hörte, dass die Gendarmen sie verfolgten,
war er ein zusätzliches Risiko eingegangen, mit dem er nicht
gerechnet hatte.
    Nein: Sie brauchte wahrhaftig kein schlechtes Gewissen zu
haben.

 
Ararat

2675
     
     
    Khouri protestierte, als man sie von der Kapsel auf die
bereitstehende Krankenstation brachte. »Ich brauche keine
Untersuchung«, sagte sie. »Ich brauche nur ein Boot, ein
paar Waffen, einen Inkubator und jemanden, der gut mit einem Messer
umgehen kann.«
    »Oh, mit Messern kenne ich mich aus«, sagte Clavain.
    »Bitte nehmen Sie mich ernst. Zu Ilia hatten Sie doch auch
Vertrauen?«
    »Wir hatten eine Vereinbarung. Mit Vertrauen hatte das auf
beiden Seiten nicht viel zu tun.«
    »Aber Sie hatten Respekt vor ihrem Urteil?«
    »Wohl schon.«
    »Nun, sie hatte Vertrauen zu mir. Reicht Ihnen das nicht? Ich
stelle keine überzogenen Forderungen, Clavain. Ich verlange
nicht zu viel.«
    »Wir werden uns mit Ihrem Anliegen befassen, wenn es so weit
ist«, sagte er, »aber zuerst müssen wir Sie
untersuchen.«
    »Dafür ist keine Zeit«, sagte sie, aber man
hörte, dass sie sich bereits geschlagen gab.
    Auf der Krankenstation wartete Dr. Valensin mit zwei greisen
Medizin-Servomaten aus dem zentralen Maschinenpark. Die Roboter, in
einem schmutzigen Anstaltsgrün gehalten, hatten
Schwanenhälse und standen auf zischenden Luftkissensockeln. Die
schlanken Körper erinnerten an Schachfiguren, aus denen viele
Spezialarme ragten. Der Arzt behielt die Maschinen ständig im
Auge, während sie ihre Arbeit taten: Ohne Aufsicht hatten die
altersschwachen Schaltkreise die unerfreuliche Angewohnheit,
unversehens auf Autopsiemodus umzuspringen.
    »Ich kann Roboter nicht ausstehen«, sagte Khouri und
beobachtete die Servomaten misstrauisch.
    »Darin sind wir uns immerhin einig«, antwortete Clavain,
dann wandte er sich an Scorpio und senkte die Stimme. »Scorp,
sobald uns Valensins Bericht vorliegt, müssen wir mit den
anderen Mitgliedern des Ältestenrats über das weitere
Vorgehen sprechen. Ich würde sagen, sie braucht etwas Ruhe,
bevor sie irgendwelche Reisen unternimmt. Aber vorerst möchte
ich die ganze Sache möglichst geheim halten.«
    »Glaubst du, sie sagt die Wahrheit?«, fragte Scorpio.
»Das ganze wirre Zeug über Skade und ihr Baby?«
    Clavain betrachtete die Frau. Valensin half ihr gerade, auf die
Untersuchungsliege zu steigen. »Ich habe das hässliche
Gefühl, dass dem so sein könnte.«
     
    Nach der Untersuchung fiel Khouri in einen tiefen und offenbar
traumlosen Schlaf. Nur einmal am frühen Morgen erwachte sie,
rief einen von Valensins Helfern und verlangte abermals die
nötige Ausrüstung zur Rettung ihrer Tochter. Danach
verabreichte man ihr noch einmal ein Beruhigungsmittel, und sie
schlief weitere vier oder fünf Stunden. Hin und wieder schlug
sie wild um sich und stieß abgerissene Sätze hervor.
Offenbar wollte sie dringend etwas sagen, aber der Zusammenhang war
nie ganz herzustellen. Erst am späten Vormittag war sie
völlig wach und bei klarem Verstand.
    Als Dr. Valensin erklärte, Khouri dürfe nun Besuch
empfangen, hatte sich der jüngste Sturm ausgetobt. Über der
Anlage war der Himmel von einem glasigen Blau, da und dort
unterbrochen von federzarten Zirruswolken. Draußen auf dem Meer
schimmerte die Sehnsucht nach Unendlichkeit in verschiedenen
Grautönen, als wäre sie frisch aus einem schwarzen Felsen
herausgehauen worden.
    Sie setzten sich zu beiden Seiten an ihr Bett – Clavain nahm
einen Stuhl, Scorpio holte sich einen zweiten, drehte ihn aber um,
sodass er die Arme auf die Lehne legen konnte.
    »Ich habe Valensins Bericht gelesen«, begann Scorpio.
»Wir hatten alle gehofft, er würde Sie für
geistesgestört erklären. Leider ist dem offenbar nicht
so.« Er rieb sich den Rüssel. »Und das macht mir
wirklich Kopfschmerzen.«
    Khouri setzte sich im Bett auf. »Ihre Kopfschmerzen sind
bedauerlich, aber können wir die Formalitäten nicht
vielleicht beiseite lassen und uns um die Rettung

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