Offenbarung
vereinbaren ließen, hatten sich die Kirchen von
jeher herumgedrückt. Sie mussten eine Minimalversorgung mit
Funden sicherstellen, um den Ultra-Händlern bei ihren Besuchen
im System etwas anbieten zu können. Doch dabei saß ihnen
ständig die Angst im Nacken, der nächste Fund könnte
derjenige sein, der die ganze quaichistische Religion ins Wanken
brachte.
Fast alle Kirchen lehrten inzwischen, die Auslöschungen
Haldoras seien eine Botschaft Gottes, der Countdown vor einem
apokalyptischen Weltuntergang. Aber wenn nun auch die Flitzer
beobachtet hätten, wie der Planet verschwand? Ihre Symbolschrift
war ohnehin schwer zu entschlüsseln, und bisher hatte man nichts
gefunden, was sich direkt auf das Haldora-Phänomen bezogen
hätte. Noch lagen viele Überreste unter Helas Eis, und auch
die bisher ausgegrabenen Stücke waren nie mit streng
wissenschaftlichen Methoden untersucht worden. Die kirchlichen
Archäologen waren die Einzigen, die einen gewissen
Überblick über sämtliche Funde hatten, und sie wurden
genötigt, alles zu ignorieren, was im Widerspruch zur
quaichistischen Lehre stand. Deshalb schrieb Rachmika so viele
Briefe, und deshalb erhielt sie nur selten und lediglich ausweichende
Antworten. Sie wollte einen wissenschaftlichen Disput; sie wollte die
ganze anerkannte Flitzertheorie infrage stellen. Die Archäologen
wollten nichts mit ihr zu tun haben.
So war es zu erklären, dass die Einkäufer in der
Karawane nur nachsichtig den Kopf schüttelten, als Crozet
aggressiv zur Sache ging.
»Das ist ein Plattenreiniger«, sagte er und drehte ein
graues knochenähnliches Gebilde mit gespaltener Spitze hin und
her. »Es diente dazu, tote organische Materie aus den Fugen
zwischen den Panzersegmenten zu kratzen. Wir glauben, dass es sich
dabei um ein Gemeinschaftsritual handelte, wie bei den Affen, die
sich gegenseitig das Ungeziefer aus dem Pelz klauben. Sie fanden das
sicher sehr entspannend.«
»Schmutzfinken.«
»Die Affen oder die Flitzer?«
»Beide.«
»Sie sollten nicht so hart urteilen, Mann. Schließlich
leben Sie von den Flitzern.«
»Wir geben Ihnen fünfzig ökumenische
Krediteinheiten, Crozet. Nicht mehr.«
»Fünfzig Öku? Das soll wohl ein Witz
sein.«
»Es ist ein ekelhaftes Ding für einen ekelhaften Zweck.
Fünfzig Öku… das ist überaus
großzügig.«
Crozet sah Rachmika an. Es war nur ein Blick, aber sie hatte schon
darauf gewartet. Sie hatten ein einfaches System vereinbart: Wenn der
Mann die Wahrheit sagte – wenn er tatsächlich nicht bereit
war, ein besseres Angebot zu machen –, schob sie das Blatt
Papier ein klein wenig weiter zur Tischmitte hin. Im anderen Fall zog
sie es genauso weit zu sich heran. Wenn die Reaktion des Mannes nicht
eindeutig war, tat sie gar nichts. Aber das kam nicht oft vor.
Crozet nahm ihr Urteil immer ernst. Wenn nicht mehr mit einem
besseren Angebot zu rechnen war, sparte er sich weitere
Überredungsversuche. War allerdings noch etwas herauszuholen,
dann feilschte er, was das Zeug hielt.
Bei jenem ersten Gespräch hatte der Einkäufer gelogen.
Man einigte sich erst nach einem rasanten Hin und Her von Angebot und
Gegenangebot.
»Ihre Ausdauer ist bewundernswert«, bemerkte der
Einkäufer deutlich verärgert, bevor er ihm eine Gutschrift
über siebzig Öku ausstellte, die nur innerhalb der Karawane
eingelöst werden konnte.
Crozet faltete den Schein ordentlich zusammen und steckte ihn in
seine Hemdtasche. »Es war mir ein Vergnügen«, sagte
er.
Er hatte neben weiteren Plattenreinigern auch Gegenstände
anzubieten, die ganz anderen Zwecken gedient haben mochten. Hin und
wieder kam er mit einem Objekt zu den Verhandlungen, das so
groß war, dass Linxe oder Culver ihm tragen helfen mussten
– einem Möbelstück vielleicht oder einem schweren
Haushaltsgerät. Flitzerwaffen waren selten und hatten offenbar
nur zeremoniellen Wert, aber sie verkauften sich am besten. Einmal
brachte er eine Antiquität an den Mann, die aussah wie ein
Toilettensitz. Dafür bekam er nur fünfunddreißig
Öku: nach seinen Worten kaum ausreichend für einen einzigen
Servomotor.
Aber Rachmika brachte kein Mitgefühl für ihn auf. Wenn
Crozet sich an den Ausgrabungsstätten die besten Stücke
aussuchen wollte, Objekte, mit denen drei- oder vierstellige Summen
zu erzielen waren, dann musste er seine Einstellung zu den
Vigrid-Gemeinden ändern. Er spielte nämlich nur allzu gern
den Außenseiter.
So ging es zwei Tage lang. Am dritten Tag wollten die
Einkäufer nur noch mit
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