Offenbarung
hierher?« Der Mann
blinzelte, als hätte er Mühe, sich bei derart
einschläfernden Fragen wach zu halten. »Ohne besondere
Vorkommnisse.« Sein Blick fiel auf das Tierchen, das der
Quästor nicht mehr hatte verstecken können.
»Gehört das Ihnen?«
»Mein Pep… mein Peppertier. Mein Peppermint. Haustier.
Meins.«
»Eine Genzüchtung, nicht wahr? Lassen Sie mich raten:
ein Teil Heuschrecke, ein Teil Chamäleon, ein Teil
Säugetier?«
»Ein Teil Katze«, verbesserte der Quästor.
»Eindeutig Katze. Nicht wahr, Peppermint?« Er schob dem
Besucher einige Samenkörner zu. »Möchten Sie
vielleicht…?«
Die nächste Überraschung. Der Quästor wusste nicht
einmal, warum er überhaupt gefragt hatte, doch der Fremde nahm
einige Körnchen zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie
Peppermint vorsichtig hin. Das Tierchen nahm ein Korn nach dem
anderen und zerbiss es mit mahlenden Kiefern.
»Reizend«, sagte der Mann, ohne die Hand wegzunehmen.
»Ich würde mir gern selbst so einen kleinen Freund
anschaffen, aber wie man hört, sind sie sehr schwer zu
kriegen.«
»Und höllisch schwer zu pflegen«, sagte der
Quästor mit einem Nicken.
»Das kann ich mir denken. Kommen wir zur Sache.«
»Zur Sache«, nickte der Quästor.
Der Besucher hatte ein langes schmales Gesicht mit sehr flacher
Nase und kräftigem Unterkiefer. Sein dichtes weißes Haar
strebte über der Stirn steif wie eine Bürste nach oben und
war wie mit einem Laser zu einer mathematisch ebenen Fläche
geschoren. Wenn das Licht darauf fiel, schimmerte es bläulich.
Er trug einen hoch geschlossenen, seitlich geknöpften Rock mit
dem Wappen des Glockenturms, einem mumienähnlichen
Raumanzug, der aus allen Ritzen Licht verstrahlte. Dennoch
bezweifelte der Quästor, dass er wirklich Geistlicher war. Er
roch nicht so, als hätte er Quaiche-Blut in den Adern. Eher ein
hochrangiger Vertreter des technischen Stabes.
»Möchten Sie nicht wissen, wer ich bin?«, fragte
der Mann.
»Nur, wenn Sie es mir sagen wollen.«
»Aber Sie sind doch sicherlich neugierig?«
»Man hat mir einen Besucher angekündigt. Alles andere
geht mich nichts an.«
Der Mann lächelte. »Eine sehr empfehlenswerte
Einstellung. Sie können mich Grelier nennen.«
Der Quästor neigte den Kopf. Der Name Grelier spielte seit
den Anfangszeiten der Besiedlung, gleich nachdem die erste
Haldora-Auslöschung beobachtet worden war, eine Rolle in Helas
Politik. Offenbar hatte sich die Familie seit damals durch alle
Generationen ihre Bedeutung bewahrt. »Es ist mir eine Ehre, Sie
in meiner Karawane begrüßen zu dürfen, Mr.
Grelier.«
»Ich bleibe nicht lange. Ich wollte, wie gesagt, nur ein
Wörtchen mit Ihnen reden.« Er hörte auf, Peppermint zu
füttern. Die letzten Körnchen fielen auf den Boden. Er
bückte sich nach dem weißen Köfferchen und nahm es
auf den Schoß. Peppermint faltete die Pfötchen und fing
an, sich zu putzen. »Haben Sie in letzter Zeit jemanden
aufgenommen, Quästor?«
»Hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.«
»Ich meine vor kurzem, in den letzten Tagen.«
»Nun, da wäre natürlich Crozet.«
Der Mann nickte und öffnete das Köfferchen. Es war ein
Medizinkoffer, voll mit Spritzen, die ordentlich nebeneinander
aufgereiht waren wie kleine Soldaten mit nadelspitzen Köpfen.
»Erzählen Sie mir von Crozet.«
»Einer unserer Stammhändler. Verdient seinen
Lebensunterhalt in der Vigrid-Region und pflegt kaum Kontakte. Seine
Frau heißt Linxe, und er hat einen Sohn namens
Culver.«
»Sie sind jetzt alle hier? Ich habe beim Anflug gesehen, dass
an Ihrer Maschine ein Eisjammer festgezurrt ist.«
»Das ist seiner«, bestätigte der Quästor.
»Sonst noch jemand mitgekommen?«
»Nur das Mädchen.«
Der Mann zog die Augenbrauen hoch. Sie waren genau wie sein Haar
so weiß wie frisch gefallener Schnee im Mondschein.
»Mädchen? Sie sagten doch, er hätte einen Sohn, keine
Tochter?«
»Sie ist mitgefahren. Keine Verwandte, nur ein Fahrgast.
Name…« Der Quästor tat so, als wollte ihm der Name
nicht einfallen. »Ach ja – Rachmika. Rachmika Els. Sechzehn
oder siebzehn Standardjahre alt.«
»Hatten Sie es etwa auf sie abgesehen?«
»Sie hat mich beeindruckt. Sie konnte gar nicht
anders.« Der Quästor rieb sich die schweißnassen
Hände, die so glitschig waren wie zwei Aale. »Sie war von
einem Selbstbewusstsein, einer Willensstärke, wie man sie nicht
oft findet, schon gar nicht in diesem Alter. Es war, als hätte
sie eine Mission zu erfüllen.«
Der Mann
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