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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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würde noch einige Zeit verstreichen.
»Schade. Ich hatte gehofft, dass wir ohne Vorbehalte miteinander umgehen könnten. Einen schönen Feierabend wünsche ich dir«, reagierte er beleidigt.
Esther sparte sich weitere Kommentare, ging mit steifen Beinen zu ihrem Volvo und fuhr kurz darauf davon.

KAPITEL 4
    Simon Vester kam eine Viertelstunde zu spät zum abendlichen Treffen in die Düppelstraße. Juliane Wagenknecht hatte in den unteren Räumen ihre Praxisräume und wohnte im ersten Stock der alten Villa. Die Vorbesitzer hatten diese Aufteilung für eine Fahrschule genutzt, sodass es sich für die Psychologin geradezu anbot diese so zu übernehmen. Im Vorbeifahren hatte Simon den roten Volvo 440 von Esther Helmholtz in der Einfahrt stehen sehen und stellte seinen Wagen daher an der Straße ab. Als er die drei Stufen zum Hauseingang hinaufging, öffnete eine ungeduldige Juliane die Tür.
»Sieben Uhr hatten wir vereinbart. Wo zum Teufel bleibst du?«, fauchte sie erbost.
»Dir auch einen schönen guten Abend, Rotkäppchen. Muss ich dich immer wieder daran erinnern, dass ein Klinikarzt keine so geregelten Praxisstunden wie eine Therapeutin genießt?«
Juliane zog lediglich ihre Augenbrauen genervt in die Höhe, während sie im Treppenhaus verschwand. Simon folgte ihr über die weit geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock, dort zog er seinen Kurzmantel aus. Leichter Nieselregen hatte ihn mit Tropfen gesprenkelt.
»Hallo, Esther. Schön dich zu sehen«, beugte Simon sich zu der Oberkommissarin hinab und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Ach und ich?«, protestierte die Psychologin.
Simon warf ihr einen Handkuss zu, während er sich auf das weiche Ledersofa fallen ließ. Auf dem Tisch standen diverse Pappschachteln vom Chinesen, aus denen die beiden Frauen sich bereits ordentlich bedient haben mussten. Simon hatte großen Hunger und da er keine speziellen Vorlieben hatte, reichten ihm die Reste zur Stillung seines Verlangens. Juliane und Esther tranken Prosecco, aber Simon erhielt das gewünschte Bier. Der Klinikarzt spürte die viele Stunden Dienst in den Knochen, aber gleichzeitig auch eine freudige Erwartung auf dieses Treffen. In seinen Träumen sah er bereits vor sich, wie Ariane ihn als ihren Helden mit offenen Armen empfangen würde, nachdem Simon den wahren Mörder ausfindig gemacht und den Behörden übergeben hatte.
»Hat Jule dir schon von ihrem tollen Vorhaben erzählt?«
Am erstaunten Blick von Esther konnte Simon ablesen, dass dies nicht der Fall war. Na, klar. Während Simon leicht zu überreden war, sah dies bei der Kriminalbeamtin schon erheblich anders aus. Was Juliane natürlich genau wusste und deshalb auf Simons Eintreffen gewartet hatte. Raffiniertes Luder.
»Nein. Was hast du denn dieses Mal ausgebrütet?«
»Wieso denkt ihr eigentlich immer alle, dass es etwas Schlimmes sein muss?«, beschwerte Juliane sich.
Simon und Esther grinsten sich verstehend an, was die Psychologin mit einem verärgerten Schnaufen kommentierte.
»Na, los. Spuck es schon aus, Jule.«
Nach einem Blick zum Arzt überwand Juliane sich und sagte der Kripobeamtin, wozu sie sich entschlossen hatte.
»Simon und ich glauben nicht an eine Schuld von Ariane. Dieser Hauptkommissar aus Kiel ermittelt doch völlig einseitig, aber wir werden Arianes Unschuld beweisen«, bezog die Psychologin den Arzt einfach in ihre Pläne mit ein.
Esther machte bei der Eröffnung ein unglückliches Gesicht, genau wie Juliane es vermutet hatte. Simon würde ihr Schützenhilfe leisten müssen, um Esther von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Ohne die Unterstützung der Polizistin sah auch Juliane eher schwarz für wirkliche Erfolge eigener Ermittlungen. Genau genommen fehlte der Psychologin noch ein Ansatz für solche Ermittlungen. Sie erhoffte sich hierbei einige Anregungen von Esther, die mit gerunzelter Stirn den Kopf schüttelte.
»Ach Leute. Wieso gebt ihr dem Kollegen nicht mehr Zeit? Er hat gerade erst mit eigenen Ermittlungen angefangen und sich dabei sehr effektiv gezeigt. Wenn er zunächst den Mörder im unmittelbaren Umfeld des Opfers sucht, so macht er nur das, was die Erfahrung bisher bestätigt hat. Denn meistens besteht tatsächlich eine engere Beziehung zwischen Opfer und Täter.«
Die Oberkommissarin führte weitere Argumente gegen einen Alleingang ihrer Freunde ins Feld. Seit dem Eintreffen von Frank Reuter kämpften zwei Gefühle in Esthers Brust. Zum einen spürte sie ihr eigenes Versagen in den bisherigen Ermittlungen schwer

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