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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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leuchtete ihr ein. Was er aber in der Cafeteria des Geschäftshauses am Nord-Ostsee-Kanal wollte, erschloss sich ihr nicht.
»Er wird es mir schon verraten. Offenbar vertraut der Herr Kollege vom LKA des Öfteren seinem Instinkt«, murmelte Esther mit leichtem Verdruss.
Die nächste Stunde durchforstete sie diverse Datenbanken auf der Suche nach dem Leben des Tobias Landau. Schließlich hatte sie eine fast lückenlose Dokumentation seines Lebensweges vor sich. Mit einem enttäuschten Seufzen lehnte sie sich zurück, da es scheinbar keine erkennbaren Berührungspunkte zu Ralphs Leben in der Vorzeit gegeben hatte. Mit müden Augen erhob Esther sich und ging in die Küche der Inspektion, wo einige Kollegen bereits bei einer Tasse Kaffee oder einem belegten Brötchen saßen.
»Moin, Esther. Na, wie läuft es mit dem Superbullen aus Kiel?«, fragte Bernd.
Der Streifenpolizist mit dem lichten Haarkranz sah gespannt zu seiner Kollegin von der Kriminalpolizei auf.
»Superbulle? Keine Ahnung, was du damit meinst. Er ist auf jeden Fall ein sehr fähiger Ermittler und mit ihm zusammen werde ich den Mörder von Ralph schon finden!«
Es kam eine Spur schärfer aus Esthers Mund, als sie ursprünglich vorgehabt hatte. Alle Kollegen sahen betroffen weg, dann meldete Bernd sich nochmals zu Wort.
»Natürlich, Esther. Du weißt hoffentlich, dass wir dir oder besser gesagt euch jederzeit helfen, sobald es nötig wird. Ja?«
»Ja, Bernd. Danke euch, aber erst einmal müssen Hauptkommissar Reuter und ich die Verdächtigen überprüfen. Wir melden uns, falls wir Hilfe benötigen.«
Esther nahm einen Becher Kaffee und ein Mettbrötchen mit in ihr Büro und klemmte sich wieder hinter ihren Schreibtisch. Während sie das Brötchen verschlang und mit kleinen Schlucken Kaffee hinunterspülte, starrte sie auf die Daten zu Tobias Landau. Immer wieder ging ihr der Satz von Reuter durch den Kopf.
»Die Lüge hängt immer mit der Frage zusammen. Also streng dein hübsches Köpfchen an, Esther! Die Antwort muss hier zu finden sein.«
Schritt für Schritt ging sie die Stationen von Landaus Leben durch, konnte jedoch beim besten Willen keinen Ansatz finden. Dann läutete ihr Telefon und der Rechtsanwalt meldete sich, der Esther und ihre Mutter im Rechtsstreit mit der Werft vertrat. Er hatte leider keine guten Nachrichten.
»Ihr Vater hat in der Kindheit einige Probleme mit seiner Lunge gehabt. Wussten Sie das?«
Esther grub in ihrem Gedächtnis und glaubte, sich vage an solche Bemerkungen ihrer Mutter erinnern zu können.
»Ich glaube, meine Mutter hat früher einmal davon erzählt. Was heißt das?«
Der Rechtsanwalt erklärte Esther, dass die Anwälte der Werft in diesem Lungenleiden ein Argument hätten.
»Sie werden mit Sicherheit ein Gutachten erbringen, aus dem hervorgeht, dass dieses Vorleiden der Grund seiner Erkrankung und frühen Todes war. Fragen Sie Ihre Mutter bitte nach Unterlagen über die damalige Behandlung. Solche Unterlagen könnten uns helfen.«
Esther versprach es und wählte gleich nach dem Gespräch die Telefonnummer von zu Hause. Ihre Mutter sollte erst um vierzehn Uhr im Kaufhaus sein, wo sie als Teilzeitverkäuferin in der Strumpfabteilung arbeitete.
»Hallo, Mama. Ich habe gerade mit Dr. Malzahn gesprochen. Er ist auf die alte Sache mit Vaters Lungenproblemen in der Kindheit gestoßen. Gibt es darüber eigentlich noch Unterlagen oder Röntgenaufnahmen?«
»Ach, Esther. Damals verfügten die Ärzte doch noch nicht über so viele Geräte. Ich habe irgendwo noch einige Briefe, die Vater mir damals aus der Klinik geschrieben hat.«
Von solchen Briefen hörte Esther zum ersten Mal.
»Du hast Papa damals schon gekannt?«
»Ja, er war in der gleichen Schule. Zwei Klassen höher und trotzdem sind wir mit dem Roten Kreuz in die gleiche Freizeit gefahren. Da wurde er so krank und musste in die Klinik. Von dort hat er mir geschrieben.«
Esther stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sie längst noch nicht die ganze Geschichte ihrer Eltern kannte. Sie verabschiedete sich von ihrer Mutter und grübelte eine Weile über die Wendung im Fall des Vaters nach. Sollte diese alte Krankheit all ihre Bemühungen zunichte machen? Bislang waren Esther und der Rechtsanwalt davon ausgegangen, dass ihr Vater durch seine Arbeit mit den giftigen Farben erkrankt war. Doch mögliche Ansprüche gegenüber der Werft konnten durch eine Vorerkrankung fraglich werden. Dann erinnerte Esther sich daran, dass sie immer noch im Dienst war und den Mord an ihrem Freund

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