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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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Kiel wenig Rücksicht auf die Verfassung des Angestellten nahm. Norbert Martens verhaspelte sich mehrfach, aber fast am Ende seines Berichtes geschah es dann.
»Die Seitentür war also nur zugezogen und nicht abgeschlossen? Ist das öfter so oder war das ungewöhnlich?«
Esther sah überrascht zu Martens, dann zu Simon. Sie kämpfte immer noch mit der Feigheit von Clemens, der ihr genauso wenig über die Hinzuziehung des LKA erzählt hatte, wie er damals auch nicht ehrlich und offen mit ihr hatte Schluss machen können. Bei der Aussage des Angestellten schoss ihr Puls in die Höhe.
Der Blick von Clemens Wolter wurde eisig, da er von dieser neuen Information überrascht wurde. Der Staatsanwalt wusste sehr wohl, dass er viel zu lange mit der Einschaltung des Landeskriminalamtes gewartet hatte. Clemens hatte Esther eine reelle Chance zur Aufklärung des Todesfalles einräumen wollen. Wenigstens redete er sich es so ein.
»Es sollte nicht vorkommen und in letzter Zeit war die Tür bei Dienstbeginn auch immer ordentlich verschlossen.«
»Haben Sie die Seitentür nach Aufbruchspuren untersuchen lassen, Frau Helmholtz?«
Als Esther dies verneinen musste, schüttelte der Kollege vom LKA den Kopf. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Erneut bewiesen die Provinzler, wie wenig Ahnung sie von einer effektiven Ermittlungsarbeit hatten. Frank entließ den verstörten Martens, wandte sich an Wolter.
»Sie wussten bisher nichts von der unverschlossenen Seitentür. Richtig?«
»Leider nicht, Herr Reuter. Esther? Wieso hast du Martens nicht danach gefragt?«
Simon erkannte, wie der Oberkommissarin der Boden unter den Füßen entglitt. Nicht nur, dass gleich bei der ersten Zeugenaussage ein Fehler in ihren Ermittlungen entdeckt wurde, auch das Verhalten von Clemens erschütterte sie. Jetzt zwang er sie auch noch, sich vor versammelter Mannschaft zu rechtfertigen. Clemens Wolter war schon in ihrer gemeinsamen Schulzeit ein übler Intrigant gewesen, da half auch die Abstammung herzlich wenig.
»Ich habe seine Angaben überprüft, aber von einer unverschlossenen Seitentür war nie die Rede«, verteidigte Esther sich.
Sie wäre am liebsten irgendwo anders und in ihr kochte Wut hoch, angesichts des widerwärtigen Verhaltens von Clemens. Diese Wut wurde jedoch von Scham über dieses Versäumnis in ihrer Arbeit weit überlagert.
»Dann haben Sie einfach nicht die richtigen Fragen gestellt, Frau Kollegin. Sie haben die erste medizinische Begutachtung vorgenommen, Doktor Vester?«
Simon erklärte kurz seinen Status als Facharzt für Innere Medizin am Kreiskrankenhaus in Rendsburg, fügte die übliche Erklärung über seine Zusatzqualifikation in der Rechtsmedizin an.
»Dann gehe ich zunächst einmal davon aus, dass Ihre Ergebnisse verwertbar sind«, kam es vom Kieler Hauptkommissar.
»Da Sie vermutlich über keinerlei medizinische Kenntnisse verfügen, fasse ich die Ergebnisse allgemeinverständlich zusammen«, konterte Simon, der sich von diesem arroganten Schnösel nichts gefallen lassen wollte.
Der dunkelhaarige Ermittler des LKA sollte von Beginn an erkennen, dass Simon sich nicht so leicht einschüchtern ließ. Diese Zeiten hatte er mit dem erfolgreichen Studium weitestgehend hinter sich gelassen. Der Staatsanwalt räusperte sich, sichtlich verlegen über die aggressive Haltung der Anwesenden. Sein Denken ging naturgemäß stärker in die politische Richtung, weshalb er reibungslose Abläufe bevorzugte. Simon Vester kannte Clemens Wolter schon von ihrer gemeinsamen Zeit am besten Gymnasium von Rendsburg. Gemocht hatte er den Karrieristen noch nie.
»Verstehe Doktor. Nach Ihren vorläufigen Erkenntnissen stammen die tödlichen Kopfverletzungen ausschließlich vom Aufschlag auf dem Boden infolge des vorangegangenen Sturzes. Soweit dürfte es auch meine verehrte Kollegin verstanden haben.«
Esther Helmholtz sog scharf die Luft ein und setzte offensichtlich zu einer Erwiderung an, doch da hatte Reuter sich bereits abgewandt und marschierte zur Treppe. Simon, Esther und dem Staatsanwalt blieb nichts anderes übrig, als dem Hauptkommissar aus Kiel zu folgen. Auf der Treppe im zweiten Stockwerk verharrte Reuter einen Moment und studierte die Schilder mit den Firmennamen. Dann ging es weiter in den dritten Stock bis zur Brüstung, über die Hauptkommissar Wiese in den Tod gestürzt war. Reuter ging zuerst in die Hocke und spähte über den schwarzen Bodenbelag, dann inspizierte er die Umrandung und zu guter Letzt beugte er sich weit über die

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