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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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Pizza zusammen. Esther wusste um die chronische Geldknappheit ihrer Freundin, die mit der Villa sehr hohe laufende Kosten zu tragen hatte. Ihre Praxis lief zwar ganz ordentlich, aber die Gebührenerstattung der Kassen war nicht allzu üppig. Die wenigen Selbstzahler brachten auch noch nicht wirklich viel Geld in die Kasse. Während Esther die Bestellung aufgab, füllte Juliane die Gläser nach.
»So, das Essen soll in rund vierzig Minuten hier sein. Willst du mir bis dahin erzählen, wieso du auf einmal so intensiv über Ariane und den Mord an Ralph nachdenken musst?«
Esther sah ihre Freundin auffordernd an, die mit angezogenen Beinen auf dem Sofa saß. Die Psychologin trank zuerst noch einen Schluck Prosecco, bevor sie antwortete.
»Es waren einige Bemerkungen, die Ariane in der heutigen Sitzung gemacht hat. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber dennoch in meinen Ohren auffällig.«
Gespannt lauschte Esther den Ausführungen der Psychologin und bald befanden die beiden Frauen sich in einem fachlichen Disput.
     
    *
     
    Die beiden Männer sahen sich an, einer musterte das Gesicht des anderen.
»Das sind deine Nerven, verdammt! Du musst lernen, dich zu beherrschen«, herrschte der sportlich gebaute Mann seinen Besucher harsch an.
Der stieß einen verächtlichen Laut aus.
»Dich haben die Bullen bisher nur mit Samthandschuhen angefasst, mich dagegen haben sie förmlich durch die Mangel gedreht.«
Der sportliche Mann machte einen Schritt auf seinen Gesprächspartner zu, der zu seiner Verwunderung jedoch nicht zurückwich.
»Du Idiot hast ihnen ja auch einen Anlass dazu geboten. Wenn du schon lügst, dann wenigstens mit Raffinesse!«
Einen Augenblick schien es, als wollte der ältere Mann sich gegen die Vorwürfe mit handgreiflichen Methoden wehren.
»Reiß dich zusammen, Kerl! Hättest du deine Aggressionen besser im Griff, wäre es auch nicht zu diesem dämlichen Kampf mit Wiese gekommen. Dadurch haben wir jetzt die Bullen am Hals.«
Dieser Vorwurf traf den schlanken Mann noch härter, aber gleichzeitig ruckte sein Kopf alarmiert herum. Mahnend hob er eine Hand und schlich dann zur Bürotür. Dort angekommen drückte er vorsichtig die Klinke hinunter und stieß die Tür dann ruckartig auf. Um die Tür herum wagte er einen Blick in den Gang und erschien dann schnell wieder im Raum. Er warf die Tür zu und stand mit einem wütenden Gesichtsausdruck vor dem ihn fragend ansehenden Mann.
»Wir sind belauscht worden und ich befürchte, da hat jemand mehr mitbekommen, als gut für uns ist«, knurrte er mit heiserer Stimme.
Sein Gesprächspartner schüttelte fassungslos den Kopf.
»Nicht gut für uns? Dann sorgen wir eben dafür, dass es nicht gut für den Lauscher ist!«
Einen Moment starrten die beiden Männer sich an, dann nickten sie unvermittelt. Auch ohne Worte hatten sie sich geeinigt. Nur kurz stutzte der jüngere Mann über die schnelle Zustimmung des anderen, der in der Vergangenheit zu solchen Mitteln eine andere Sichtweise gehabt hatte.
     
    *
     
    Als das Ortsausgangsschild von Borgstedt im Scheinwerferlicht aufleuchtete, drückte er das Gaspedal seines Mercedes tiefer durch. Der späte Anruf im Büro hatte ihn geärgert und zusätzlich störte ihn diese Fahrt durch die Nacht. Doch der Anrufer hatte mit Nachdruck auf dieses nächtliche Treffen bestanden, daher hatte er seiner Frau per Telefon ein verspätetes Heimkommen angekündigt. Er hatte ihr vorgeschwindelt, dass er noch auf einen Anruf aus Taiwan warten müsse.
»Verdammtes Wetter«, fluchte der Fahrer halblaut, als der dichte Nieselregen die Konturen der Umgebung mit einem Schleier versah.
In Landaus Gedanken kreiste die Frage, wieso der Unbekannte ihn jetzt mit bislang nicht an die Öffentlichkeit gelangten Details des Wirtschaftsverbrechens erpressen wollte. Warum hatte der Mann sich nicht früher gemeldet?
Wie üblich hielt Tobias Landau sich nicht an die Höchstgeschwindigkeit. Die Tachonadel zitterte um die 130 Stundenkilometermarke, als der schwere Wagen unter der Autobahnhochbrücke durchjagte. Ein einzelnes Fahrzeug kam aus Richtung Sehestedt, ansonsten lag die Landstraße verlassen im Scheinwerferlicht des Mercedes. Der Motor brummte ein wenig lauter, als die Straße zu einer kleinen Kuppe hinaufführte. Mürrisch presste Tobias das Gaspedal automatisch weiter hinunter, um den Geschwindigkeitsabfall auszugleichen. Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig, die Tobias Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Am rechten Blickfeldrand blitzte ein

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