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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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Entschluss.
»Wir sehen uns die Stelle auf der Landstraße an, wo der Anschlag passiert ist. Anschließend fahren wir in die Werkstatt, wo der Wagen von Landau untersucht wird.«
Esther stand unschlüssig neben ihrem Volvo, als Frank ihr andeutete, sich in den Passat zu setzen.
»Wir nehmen den Dienstwagen. Ich setze sie später hier wieder ab.«
Kurz darauf erteilte Esther ihrem Kollegen erste Anweisungen, wie er zur Landstraße 42 gelangen konnte. Hinter Borgstedt mussten die beiden Beamten noch unter der Autobahnhochbrücke hindurchfahren und circa zwei Kilometer in Richtung Sehestedt weiterfahren, bis sie die Spuren des Unfalls bemerkten. Mehrere schwarze Spuren vom Gummiabrieb zeigten ihnen, wo Landau seine Bremsmanöver versucht hatte. Dann hatte sein Wagen den Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Fahrradweg durchpflügt, um anschließend eine tiefe Reifenspur in einem Feld mit ersten zarten Grünpflanzen zu hinterlassen. Die Spur endete abrupt, dort wo der Wagen nach den Angaben der Kollegen gegen den abgestellten Anhänger des Landwirtes gekracht war. Frank hatte sich Gummistiefel aus dem Kofferraum genommen und war allein übers Feld marschiert, um sich die Unfallspuren genauer anzusehen. An der Stelle, wo Landaus Wagen mit dem landwirtschaftlichen Anhänger kollidiert war, fand er noch abgesplitterte Lackpartikel und einige Fetzen Karton. Frank ging in die Hocke und musterte die wenigen Partikel, bevor er dann ein Stück Karton anhob und neugierig ein aufgeklebtes Stück Papier studierte. Obwohl die Kollegen der Kriminaltechnischen Untersuchungsabteilung garantiert auch diese Dinge sorgfältig dokumentiert und ähnliche Dinge zur näheren Untersuchung mitgenommen hatten, stopfte Frank sich das Stück Karton in die Jackentasche. Er hatte keine Vorstellung, was er damit anfangen sollte. Frank konnte nicht einmal raten, was es für ein Karton gewesen sein könnte. Langsam schritt er an den tiefen Spurrillen entlang, in denen sich Regenwasser angesammelt hatte, zurück zu Esther. In seinem Kopf lief ein Film ab, wie sich dieser Anschlag in der Regennacht abgespielt haben musste. Er sah den sich schnell der Kuppe nähernden Mercedes, dann löste sich ein Wagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern aus der Zufahrt zum Feld und blockierte völlig überraschend die Fahrbahn. Der Platz war erstklassig ausgesucht und hatte Tobias Landau nicht den Hauch einer Chance eingeräumt. Es war eiskalter Mord gewesen!
Die Oberkommissarin stand auf dem Fahrradweg und sah ihrem Kollegen entgegen. Der beständige Nieselregen hatte ihre Jacke durchnässt und die Frisur zerstört, sodass die halblangen Haaren dicht am Kopf anlagen. Ab und an fuhr Esther sich mit der flachen Hand übers Gesicht, um es von der Feuchtigkeit zu befreien. In Gedanken hatte sie einen Ablauf des tödlichen Unfalls erstellt und mit den erkennbaren Spuren abgeglichen. Tobias Landau war nach ihrer Auffassung in eine sorgfältig aufgebaute Falle getappt. Nur, warum musste der Unternehmensberater ausgerechnet jetzt sterben?
»Haben Sie eine Vorstellung, wozu dieses Stück Karton gehören könnte?«, fragte Frank.
Er wollte seine Kollegin aus dem Schockzustand befreien, in dem sie sich offenbar befand. Automatisch griff Esther zu und nahm das Stück Karton an sich. Sie drehte es mehrfach zwischen den Fingern, sah dann hinaus auf das Feld und dann wandte sie sich um. Ihre Blicke schienen etwas zu suchen.
»Das wird vermutlich genauso ein Werbeplakat wie das da drüben auf dem anderen Feld gewesen sein«, kam zu Franks Verblüffung eine konkrete Antwort.
Er folgte dem ausgestreckten Zeigefinger mit seinem Blick und entdeckte einen Anhänger, auf dem ein riesiges in Zeltform aufgebautes Plakat für frische Kartoffeln direkt vom Bauernhof warb. Er betrachtete anschließend das kleine Stück Karton, welches Esther ihm zurückgegeben hatte. Er hatte sich geirrt. Die Oberkommissarin stand nicht unter Schock, sondern war offensichtlich mit ähnlichen Überlegungen wie er selbst beschäftigt gewesen.
»Ja, das passt. Da wäre ich nicht so fix draufgekommen.«
Eine Moment standen sie nebeneinander im Regen, schauten gemeinsam zu den Spuren auf der Fahrbahn.
»An diesen Spuren stimmt etwas nicht.«
Frank sah überrascht zu Esther die langsam die Markierungen der Kollegen abschritt und sich zum Schluss mitten auf der Fahrbahn in die Hocke begab. Gespannt verfolgte er, wie sie mit den Fingern einige Zeichen in die Luft malte. Während die Oberkommissarin ihren seltsamen

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