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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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zusammenzuckte, wusste Frank Bescheid.
»Sagen Sie endlich die ganze Wahrheit, Frau Landau! Sie waren erheblich länger weg oder etwa nicht, Herr Sonntag?«
Erschrocken sah Reinhard Sonntag zu Frank, schluckte schwer und musste erneut nicken.
»Waschlappen!«
Offenbar sah Monika Landau ihren bisherigen Geliebten in einem völlig neuen Licht. Ihre Kommentare sprachen eine mehr als deutliche Sprache. Monika war erschüttert, wie sehr sie sich in Reinhard Sonntag bisher getäuscht hatte. Nein, eigentlich ärgerte sie sich vielmehr über ihre eigene Fehleinschätzung. Sie war sich ihrer Sache so sicher gewesen und hatte sich ihrem Liebhaber gegenüber immer in der stärkeren Position gewähnt. Heute würde ihr dieser Irrtum das Genick brechen.
»Also. Wie lange waren Sie auf der Toilette?«
Esther stellte die Frage mit hörbarer Schärfe. Verärgert verzog Monika Landau das Gesicht.
»Fünfzehn oder zwanzig Minuten. Ich musste mich einfach frisch machen. So konnte ich schließlich nicht nach Hause fahren.«
Frank glaubte dieser zeitlichen Eingrenzung und auch die Erklärung für die Länge machte durchaus Sinn. Ob es aber wirklich so gewesen war?
»Waren Sie wirklich die ganze Zeit auf der Toilette? Die Zeit hätte auch für einen Abstecher in den dritten Stock gereicht.«
Monika warf dem Hauptkommissar einen Blick voller Verachtung zu, was Frank wenig beeindruckte.
»Ich war auf der Toilette und Schluss! Mehr habe ich nicht zu sagen.«
     
    *
     
    Esther stieg in ihren Volvo und legte die Hände aufs Lenkrad. Die stundenlangen Vernehmungen zusammen mit dem anschließenden Erstellen der Protokolle hatten sie unglaublich geschlaucht. Während Reinhard Sonntag ohne weitere Auflagen die Inspektion hatte verlassen dürfen, sah es bei Monika Landau ein wenig anders aus.
»Für eine Festnahme reicht es noch nicht. Ich werde sie unter der Auflage, in der Stadt zu bleiben, ebenfalls entlassen«, hatte Frank Reuter entschieden und seiner Kollegin mitgeteilt.
Alle Versuche, mehr über den Toilettengang und das zeitliche Zusammentreffen mit dem tödlichen Sturz aus der Frau herauszubekommen, blieben ohne Erfolg. Zu Esthers Verwunderung hatte ihr Kollege sich nach der Schreibarbeit nicht gleich auf den Weg in sein Hotel begeben.
»Ich muss dem Staatsanwalt einen Zwischenbericht erteilen«, hatte er auf ihre Frage erwidert.
Glücklich hatte Reuter dabei nicht ausgesehen, da ihn die Vernehmungen offensichtlich ähnlich stark mitgenommen hatten wie Esther. Die startete den Motor des Volvos und rollte hinaus auf die Moltkestraße. Einem spontanen Impuls folgend bog sie dann aber rechts in die Baronstraße und kurz darauf in die Kaiserstraße ab. Auf der alten Kieler Landstraße fuhr Esther unter der Eisenbahnunterführung durch und bog schließlich links in die Düppelstraße ein. Unweit des Hauses ihrer Freundin Juliane Wagenknecht entdeckte sie einen freien Stellplatz. Über den noch regenfeuchten Gehweg marschierte Esther zum Haus. Nur im kleineren Fenster auf der rechten Seite im Erdgeschoss schimmerte Licht durchs Fenster. Esther schaute einen Augenblick auf den roten Haarschopf der Psychologin, die über Notizen gebeugt am Schreibtisch saß. Es wunderte Esther immer wieder, dass es Juliane überhaupt nichts ausmachte, wenn man sie von der Straße aus beobachten konnte. Sie selbst fühlte sich immer unwohl dabei, wenn man sie beobachten konnte. Wie auf ein geheimes Zeichen hob Juliane im gleichen Moment den Kopf, erblickte die Oberkommissarin und winkte ihr fröhlich zu. Esther hob grüßend die Hand und deutete dann auf die Eingangstür, zu der neben dem Haus ein Plattenweg führte. Eine Außenlampe schaltete sich automatisch ein, als Esther die drei Stufen zur Tür hinaufging. Ein Bewegungsmelder machte es möglich, so wie man es mittlerweile bei vielen Eingangsbereichen eingerichtet hatte.
»Hallo, Esther. Nett, dass du vorbeischaust. Komm doch rein.«
Temperamentvoll wie immer begrüßte die Psychologin ihre Freundin und lotste diese sofort über die Treppe hinauf in den Wohnbereich.
»Ich wollte dich aber nicht von der Arbeit abhalten«, entschuldigte Esther sich.
»Quatsch mit Soße! Leg ab und mach es dir gemütlich. Du siehst reichlich geschafft aus, wenn du mir diese Bemerkung erlaubst.«
Esther lachte und nickte zustimmend. Juliane drückte die Polizistin in einen Sessel und kam kurz darauf mit einer frisch geöffneten Flasche Prosecco aus der Küche. Ohne lange zu fragen, füllte die Psychologin zwei Sektgläser und

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