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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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gezerrt wurde. Erleichtert folgte er der Psychologin, die auf dem gleichen Weg das Gebäude verließ, auf dem sie auch hineingelangt waren. Als sie wieder wohlbehalten im Audi saßen, stieß Simon die angehaltene Luft aus.
»Das ist ja ein Hammer, Jule. Aber, wie passt das Ganze zu unserer Theorie mit diesen Medienleuten?«
Juliane warf ihm einen Blick zu.
»Vermutlich überhaupt nicht, Simon. Dafür wirft es ein ganze neues Licht auf die Sonntags.«

KAPITEL 14
    Esther betrat die kleine Eisdiele in der Schleife, die ihre Pforten endlich wieder geöffnet hatte. Unter Eisliebhabern galt es zu Recht als das beste Eiscafé von Rendsburg und zudem lag es nur unweit von der Düppelstraße entfernt, sodass Juliane sich dort regelmäßig ihr Eis gönnte. Die Oberkommissarin freute sich jedes Mal, wenn die Psychologin ein Treffen in dieser Eisdiele vorschlug.
»Hallo, Jule. Sorry, aber ich musste noch einen Anruf erledigen«, entschuldigte Esther sich, nachdem sie ihrer Freundin zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte.
»Nicht so wild, Esther. Ich habe so lange einen Latte macchiato getrunken.«
Grinsend hob Juliane das fast leer getrunkene Glas hoch, in dem sich noch Reste der bräunlichen Flüssigkeit sowie ein wenig Schaum befanden. Bei der Bedienung orderten beide Frauen ihre Eisbecher und dazu Kaffee.
»Noch einen Kaffee? Holla, das war wohl eine kurze Nacht mit Simon.«
Juliane nickte und warf prüfende Blicke in die Runde, bevor sie sich vorbeugte und kurz die Ereignisse der vergangenen Nacht skizzierte. Esther hörte mit wachsender Aufregung zu und spürte aufwallenden Ärger in sich.
»Himmel, Jule! Was ist nur in euch gefahren? Wenn es sich tatsächlich um Verbrecher aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität handelt, könnt ihr euch nicht so weit vorwagen. Das ist doch Wahnsinn!«
Die Psychologin machte Esther Zeichen, ihren Tonfall zu drosseln. Mehrere Gäste waren aufmerksam geworden und schauten neugierig zum Tisch der beiden Frauen. Die Oberkommissarin kämpfte mit ihrer Beherrschung, spürte eine zunehmende Wut auf sich selbst. Es lag in ihrer Verantwortung, wenn ihren unbedarften Freunden bei deren Ermittlungen etwas zustieß. Sie hätte sich niemals auf dieses Abenteuer einlassen dürfen.
»So oder so. Damit ist jetzt endgültig Schluss, Jule! Ich werde mit Hauptkommissar Reuter über eure Beobachtungen sprechen und wir werden gemeinsam entscheiden, was wir damit anfangen.«
Ihre Freundin war so perplex, dass sie zunächst keine Widerworte fand. Mit weit aufgerissenen, blauen Augen starrte Juliane ihr Gegenüber an, konnte das Gehörte nur schwer verarbeiten. Sie hatte von der Kriminalistin etwas anderes erwartet, sodass deren Reaktion ihr einen Moment den Atem nahm.
»Wie bitte? Ausgerechnet jetzt, wo wir eine erste Spur haben, sollen wir aufhören? Nein, Esther! Das kannst du nicht verlangen. Oder gehst du ernsthaft davon aus, dass Reuter sich um diese Geschichte mit Reinhard Sonntag und den Kartons kümmert?«
Esther antwortete nicht sofort. Dass ihre Freunde den Mann der Pächterin auf seiner nächtlichen Tour nach Kiel verfolgt hatten, war gefährlich gewesen. Auf der anderen Seite hätten sie ohne diesen Einsatz keine Ahnung von diesen merkwürdigen Vorkommnissen. Was trieb Reinhard Sonntag mit den Designerwaren? Wieso fuhr er mitten in der Nacht in die Landeshauptstadt und holte die Ware in einem abgelegenen Lagerschuppen ab?
»Sicher bin ich mir nicht, Juliane. Wenn Reuter aber dieser Spur nicht nachgehen will, kann ich immer noch mit Clemens darüber sprechen.«
Es fiel Esther nicht leicht, ihren ehemaligen Liebhaber ins Spiel zu bringen. Dennoch meinte sie es so, wie sie es sagte. Ihr Instinkt riet Esther zu diesem Vorgehen, da auch ihr die Spur verheißungsvoll erschien. Die Psychologin löffelte nachdenklich ihr Eis, warf Esther ab und an einen Blick zu. Die hatte ihren Eisbecher längst aufgegessen, nippte dafür immer wieder am heißen Cappuccino. Schließlich ließ Juliane den langstieligen Löffel ins leere Glas fallen und wischte sich zufrieden die Mundwinkel mit der Serviette ab. Sie kannte Esther als aufrechte Seele, daher konnte sie sich mit dem Vorschlag gut anfreunden. Einen Einwand hatte sie trotzdem.
»Na, gut. Folgender Vorschlag, Frau Oberkommissarin. Du redest mit Reuter und findest heraus, ob er auf diese Spur anspringt. Wenn ja, halten wir uns zukünftig raus. Sollte dein Hauptkommissar aber keinen Finger krumm machen wollen, bleiben wir am Ball.«
Esther

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