Offensive Minotaurus
auf die Ludinow mit dem Einwurf antwortete:
»Stimmt – bis auf die Stechmücken.«
Fedor Imorgin ging ohne Unterstützung zur Bohlentür hinüber. Die Hütte war in drei Räume aufgeteilt. Ein großer Schuppen enthielt Brennholz und Ausrüstungsgegenstände.
Wir machten Feuer. Imorgin bedankte sich in knappen Worten für seine Rettung. Als wir ihn auf sein Lager legten, bemerkte ich erst, wie hager und sehnig der Alte war. Seinen Worten nach war er nie im Leben krank gewesen.
Ich kontrollierte Puls und Blutdruck, gab ihm eine zweite Kreislaufinjektion und deckte ihn zu. Ludinow behauptete, Imorgin hätte bis morgen alles gut überstanden.
Der Himmel verdunkelte sich. Die Schneewolken hüllten die Bergkuppen ein und sogen das Licht der Sonne auf. Ich legte mich auf ein Lager, schloß die Augen und konzentrierte mich auf die Umgebung. Ich empfing zahlreiche Hirnimpulse, die aber alle von Tieren stammten. Intelligentes Leben war nicht in der Nähe.
Ludinow schob dicke Holzscheite in den Ofen. Als der Sturm endlich losbrach, war die Hütte ausreichend erwärmt. Wir konnten die warme Kleidung ablegen.
Wir sahen nochmals nach dem alten Mann. Er ruhte in der kleinen Kammer neben dem Wohn- und Küchenraum.
Als wir sicher waren, daß er uns nicht mehr beobachten konnte, rief ich mit unserem Gerät die Zentrale an. Gorsskijs Gesicht erschien auf dem Minibildschirm. Das Gespräch war kurz. Er wußte schon, daß die Lebensrettung planmäßig verlaufen war.
»Passen Sie auf«, beendete er seine Ausführungen. »Unser Mann hat rücksichtsloser gehandelt als angenommen. Er überfiel einen Pelzhändler, nahm Waffen, Proviant sowie einen Motorschlitten an sich und verschwand. Wir orten ihn zur Zeit am Oberlauf des Namana. Er folgt dem Fluß. Sein Ziel ist eindeutig.«
»Kann er heute noch hier eintreffen?« erkundigte ich mich. »Mir wäre es lieb, wenn sich Fedor erst erholen könnte.«
»Wir halten ihn notfalls auf. Ich setze eine Flugstreife ein, sobald der Sturm abflaut. Rechnen Sie morgen gegen zwölf Uhr mit seiner Ankunft. Behandeln Sie ihn nach den Anweisungen der Psychiater, Ende.«
5.
Er saß auf einem Baumstamm und sprach mit seinem Zwerg.
Stana Imorgin unterlag einer Geistesspaltung, die von den russischen Psychiatern nicht als »normal« angesehen wurde. Ab und zu handelte der Astrostatiker wie jeder andere Mensch. Dann fiel er aber plötzlich in einen Zustand, der mit einem Irresein in gewohntem Sinne nichts zu tun hatte.
Die Figuren seiner krankhaften Einbildung hatten bereits auf die Ärzte verwirrend gewirkt. Stana Sergejewitsch unterhielt sich mit den Geistergestalten in einer so scharfsinnigen Form, daß man sich gefragt hatte, wo seine Bewußtseinsspaltung begann und wo sie endete.
Für mich bedeutete sein Zustand eine parapsychische Katastrophe. Ich hatte im Verlauf meiner Psi-Ausbildung mehr als einen Geisteskranken testen müssen. Die Lehrer hatten meine Urteilskraft schulen wollen.
Damals war ich befangen gewesen, aber nicht »gefangen«! Imorgins Nebelwesen griffen jedoch nach meinem aktivierten Separatgehirn. Mir gelang es nicht, die Psi-Abschirmung vorzulegen. Ich wurde gezwungen, Stanas Gespräche mitzuhören. Dabei liefen in meinem Bewußtsein all die Szenen ab, die er als natürlich empfand.
Stanas Zwerg saß auf einem Ast. Der Gnom besaß nur ein Auge, das die Gesichtsfläche fast voll einnahm. Eine runde, grünlich verfärbte Öffnung schien Mund und Lautorgan zugleich zu sein.
Ich hörte das, was Imorgins krankes Hirn wahrzunehmen glaubte.
Glaubte …?
Ich wußte, daß ich stöhnte. Nikolai Ludinow hatte mich vor Sekunden an den Schultern
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