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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auf die Lu­di­now mit dem Ein­wurf ant­wor­te­te:
    »Stimmt – bis auf die Stech­mücken.«
    Fe­dor Imor­gin ging oh­ne Un­ter­stüt­zung zur Boh­len­tür hin­über. Die Hüt­te war in drei Räu­me auf­ge­teilt. Ein großer Schup­pen ent­hielt Brenn­holz und Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de.
    Wir mach­ten Feu­er. Imor­gin be­dank­te sich in knap­pen Wor­ten für sei­ne Ret­tung. Als wir ihn auf sein La­ger leg­ten, be­merk­te ich erst, wie ha­ger und seh­nig der Al­te war. Sei­nen Wor­ten nach war er nie im Le­ben krank ge­we­sen.
    Ich kon­trol­lier­te Puls und Blut­druck, gab ihm ei­ne zwei­te Kreis­lau­f­in­jek­ti­on und deck­te ihn zu. Lu­di­now be­haup­te­te, Imor­gin hät­te bis mor­gen al­les gut über­stan­den.
    Der Him­mel ver­dun­kel­te sich. Die Schnee­wol­ken hüll­ten die Berg­kup­pen ein und so­gen das Licht der Son­ne auf. Ich leg­te mich auf ein La­ger, schloß die Au­gen und kon­zen­trier­te mich auf die Um­ge­bung. Ich emp­fing zahl­rei­che Hirn­im­pul­se, die aber al­le von Tie­ren stamm­ten. In­tel­li­gen­tes Le­ben war nicht in der Nä­he.
    Lu­di­now schob di­cke Holz­schei­te in den Ofen. Als der Sturm end­lich los­brach, war die Hüt­te aus­rei­chend er­wärmt. Wir konn­ten die war­me Klei­dung ab­le­gen.
    Wir sa­hen noch­mals nach dem al­ten Mann. Er ruh­te in der klei­nen Kam­mer ne­ben dem Wohn- und Kü­chen­raum.
    Als wir si­cher wa­ren, daß er uns nicht mehr be­ob­ach­ten konn­te, rief ich mit un­se­rem Ge­rät die Zen­tra­le an. Gor­ss­ki­js Ge­sicht er­schi­en auf dem Mi­ni­bild­schirm. Das Ge­spräch war kurz. Er wuß­te schon, daß die Le­bens­ret­tung plan­mä­ßig ver­lau­fen war.
    »Pas­sen Sie auf«, be­en­de­te er sei­ne Aus­füh­run­gen. »Un­ser Mann hat rück­sichts­lo­ser ge­han­delt als an­ge­nom­men. Er über­fiel einen Pelz­händ­ler, nahm Waf­fen, Pro­vi­ant so­wie einen Mo­tor­schlit­ten an sich und ver­schwand. Wir or­ten ihn zur Zeit am Ober­lauf des Na­ma­na. Er folgt dem Fluß. Sein Ziel ist ein­deu­tig.«
    »Kann er heu­te noch hier ein­tref­fen?« er­kun­dig­te ich mich. »Mir wä­re es lieb, wenn sich Fe­dor erst er­ho­len könn­te.«
    »Wir hal­ten ihn not­falls auf. Ich set­ze ei­ne Flug­strei­fe ein, so­bald der Sturm ab­flaut. Rech­nen Sie mor­gen ge­gen zwölf Uhr mit sei­ner An­kunft. Be­han­deln Sie ihn nach den An­wei­sun­gen der Psych­ia­ter, En­de.«
     
     

5.
     
    Er saß auf ei­nem Baum­stamm und sprach mit sei­nem Zwerg.
    Sta­na Imor­gin un­ter­lag ei­ner Geis­tes­s­pal­tung, die von den rus­si­schen Psych­ia­tern nicht als »nor­mal« an­ge­se­hen wur­de. Ab und zu han­del­te der Astro­sta­ti­ker wie je­der an­de­re Mensch. Dann fiel er aber plötz­lich in einen Zu­stand, der mit ei­nem Ir­re­sein in ge­wohn­tem Sin­ne nichts zu tun hat­te.
    Die Fi­gu­ren sei­ner krank­haf­ten Ein­bil­dung hat­ten be­reits auf die Ärz­te ver­wir­rend ge­wirkt. Sta­na Ser­ge­je­witsch un­ter­hielt sich mit den Geis­ter­ge­stal­ten in ei­ner so scharf­sin­ni­gen Form, daß man sich ge­fragt hat­te, wo sei­ne Be­wußt­seins­s­pal­tung be­gann und wo sie en­de­te.
    Für mich be­deu­te­te sein Zu­stand ei­ne pa­ra­psy­chi­sche Ka­ta­stro­phe. Ich hat­te im Ver­lauf mei­ner Psi-Aus­bil­dung mehr als einen Geis­tes­kran­ken tes­ten müs­sen. Die Leh­rer hat­ten mei­ne Ur­teils­kraft schu­len wol­len.
    Da­mals war ich be­fan­gen ge­we­sen, aber nicht »ge­fan­gen«! Imorg­ins Ne­bel­we­sen grif­fen je­doch nach mei­nem ak­ti­vier­ten Se­pa­rat­ge­hirn. Mir ge­lang es nicht, die Psi-Ab­schir­mung vor­zu­le­gen. Ich wur­de ge­zwun­gen, Sta­nas Ge­sprä­che mit­zu­hö­ren. Da­bei lie­fen in mei­nem Be­wußt­sein all die Sze­nen ab, die er als na­tür­lich emp­fand.
    Sta­nas Zwerg saß auf ei­nem Ast. Der Gnom be­saß nur ein Au­ge, das die Ge­sichts­flä­che fast voll ein­nahm. Ei­ne run­de, grün­lich ver­färb­te Öff­nung schi­en Mund und Lau­t­or­gan zu­gleich zu sein.
    Ich hör­te das, was Imorg­ins kran­kes Hirn wahr­zu­neh­men glaub­te.
    Glaub­te …?
    Ich wuß­te, daß ich stöhn­te. Ni­ko­lai Lu­di­now hat­te mich vor Se­kun­den an den Schul­tern

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