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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­rüt­telt. Wie durch ei­ne Ne­bel­wand be­merk­te ich sein ver­zerr­tes Ge­sicht. Ich ver­nahm auch sei­ne Stim­me, aber die Wor­te er­reich­ten mein Be­wußt­sein erst an zwei­ter Stel­le.
    Sta­nas Un­ter­hal­tung mit dem Zwerg do­mi­nier­te. Ei­ne ei­gen­ar­ti­ge Pa­ra­ver­bin­dung, die ich nicht zu er­klä­ren wuß­te, über­mit­tel­te die Ein­drücke sei­nes Ge­sichts­sin­nes in mein Ge­hirn. Ich blick­te durch sei­ne Au­gen.
    Sta­na nann­te den grü­nen Zwerg Gor­mat. Bei­de un­ter­hiel­ten sich wie We­sen, zwi­schen de­nen ei­ne skur­ri­le Haß­freund­schaft be­steht.
    Ni­ko­lai sprach mich wie­der an. Ich fühl­te sei­ne Angst. Er, der un­er­schro­cke­ne Astro­pi­lot, ge­riet in Pa­nik. Ich fürch­te­te, er könn­te ei­ne un­über­leg­te Hand­lung be­ge­hen, aber es ge­lang mir nicht, ihn über mei­nen Zu­stand auf­zu­klä­ren.
    Nach die­sen flüch­ti­gen Ge­dan­ken wur­den Sta­nas Hirn­im­pul­se noch stär­ker. Die Um­ge­bung ver­schwamm vor mei­nen Au­gen. Der Zwerg war wie­der da.
    Er war von dem Ast ge­glit­ten und kleb­te nun am Stamm ei­ner windzer­zaus­ten Kie­fer. Grü­nes Feu­er loh­te aus sei­nem Mund. Das rie­si­ge Au­ge leuch­te­te wie ein Re­gen­bo­gen, aus dem weiß­glü­hen­de Bann­strah­len her­vor­bra­chen.
    Sta­na wand sich am Bo­den und schrie. Ich hör­te die Stim­me des Zwer­ges.
    »Sta­na, Brü­der­chen, so geht es doch nicht. Wir sind Freun­de, oder? Ich bin du, und du bist ich. Wir sind ei­ne un­trenn­ba­re Ein­heit. Du wirst tun, was ich dir sa­ge.«
    Sta­na rich­te­te sich krei­schend auf und riß sei­ne Ma­schi­nen­waf­fe an die Schul­ter. Es war ein mo­der­ner Ar­mee­ka­ra­bi­ner mit hoch­ex­plo­si­ven Mi­ni­rak-Ge­schos­sen.
    Ich ver­nahm das Pfei­fen der Pro­jek­ti­le. Die Ab­schüs­se er­folg­ten so schnell, daß der Mün­dungs­knall zu ei­nem kon­stan­ten Heul­ton an­schwoll. Die Kie­fer wur­de von zahl­rei­chen Ge­schos­sen zer­ris­sen.
    Dann saß der Zwerg auf ei­nem an­de­ren Baum. Sta­na feu­er­te un­un­ter­bro­chen, bis das Ma­ga­zin leer war.
    Gor­mat lach­te schrill. Er bog sich auf dem Ast zu­sam­men, wur­de zur leuch­ten­den Ku­gel und an­schlie­ßend zu ei­nem ein­äu­gi­gen Gi­gan­ten, der mit sei­nen Säu­len­bei­nen auf den Kran­ken zu­stapf­te.
    Sta­na er­griff die Flucht. Wie­der wech­sel­te das Bild. Ei­ne Un­ter­hal­tung kam zu­stan­de.
    »Ich ge­he jetzt, Brü­der­chen«, sag­te der Zwerg schmeich­le­risch. »Du bist klug und folg­sam, nicht wahr? Du kennst mei­ne An­wei­sun­gen. Du mußt ster­ben, Sta­na – ster­ben nach ei­ge­nem Wil­len. Dort, wo ich her­kom­me, kennt man nicht die Angst vor dem To­de. Ich wer­de dich mit­neh­men. Sta­na – ich ge­he wirk­lich, aber ich kom­me zu­rück, wenn du nicht mei­nen Wil­len er­füllst.«
    »Schur­ke«, schrie der Kran­ke. »Ich wer­de dir wi­der­ste­hen. Du un­ter­schätzt je­ne, zu de­nen ich ge­hö­re. Was weißt du von der Mensch­heit? Ih­re Grö­ße ist ein Got­tes­ge­schenk, das du nicht zer­stö­ren kannst.«
    Nach die­sen rät­sel­haf­ten Wor­ten kam Sta­na zu sich. Ich be­merk­te, wie er sich schweiß­über­strömt auf­rich­te­te. Zu­gleich ver­nahm ich ver­nünf­ti­ge Ge­dan­ken­gän­ge.
    »Er war da«, dach­te Sta­na. »Ich ha­be et­was Zeit.«
    Im glei­chen Au­gen­blick ge­lang es mir, mich aus dem fürch­ter­li­chen Bann zu be­frei­en. Ich fiel zu Bo­den. Der Schmerz in mei­nem Knie ver­scheuch­te die Be­nom­men­heit.
    Als mein Blick wie­der klar wur­de, er­kann­te ich, daß Ma­jor Lu­di­now mit an­ge­schla­ge­ner Waf­fe vor mir stand. Sein Ge­sicht war un­be­wegt. Die Käl­te in sei­nen Au­gen ver­riet mir, daß er einen Ent­schluß ge­faßt hat­te.
    »Ni­ko­lai«, dräng­te ich, »Ni­ko­lai, so­fort den Al­ten we­cken. Er muß wach sein, wenn sein Funk­ge­rät läu­tet. Sta­na wird wahr­schein­lich an­ru­fen. Er hat­te einen An­fall – und ich wur­de da­von ein­ge­fan­gen. Sei ver­nünf­tig, nimm die Waf­fe weg.«
    »Freund, du hast aus­ge­se­hen wie ein gifts­pei­en­der Zwerg«, ent­geg­ne­te Lu­di­now lei­se. »Weißt du, daß dein Rücken krumm wur­de wie der Stab ei­nes

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