Offensive Minotaurus
daß ich ein Ortungsergebnis erhalten hatte. Ich versuchte zu überlegen.
Stana hatte trotz seines verwirrten Verstandes genügend Logik besessen, um auf einen Anruf zu verzichten. Er war lautlos näher gekommen. Der dichte Schneefall begünstigte sein Vorhaben.
Er rechnete mit der Anwesenheit eines Suchkommandos. Auch das war logisch gedacht, da er schließlich von seinem Bruder eingeliefert worden war. Ich wurde aus dem Kranken nicht mehr klug. Er handelte wie ein gesunder Mensch.
Nun schlich Stana um die Hütte herum. Als ich mich auf ihn einschaltete, hatte er gerade den Traktor entdeckt. Jetzt warf sich die Frage auf, welche Schlußfolgerungen er daraus ziehen würde.
Wenn er den Trecker für ein Polizei-Fahrzeug hielt, würde er wahrscheinlich die Flucht ergreifen. Darauf durfte ich es nicht ankommen lassen, ohne meinen Auftrag zu gefährden.
Andererseits war ich nicht daran interessiert, von dem Geisteskranken erschossen zu werden. Er besaß eine Maschinenwaffe. Ich faßte einen Entschluß. Stana Imorgin mußte davon überzeugt werden, daß wir harmlos waren.
Draußen war alles still. Fedor hielt keine Hunde, und der Wind war völlig abgeflaut.
Ich wartete noch einige Augenblicke, dann stand ich auf. Nikolais Augen verengten sich. Er fühlte die in mir herrschende Spannung.
»Wenn wir bei Ihnen bleiben können, Väterchen, so sollten wir einige gute Sachen aus dem Schleppschlitten holen. Fühlen Sie sich kräftig genug, uns dabei zu helfen?«
Ich hatte mit diesen Worten an seine Trapperehre appelliert. Mißbilligend den Kopf schüttelnd, griff er sofort nach einer Pelzjacke. Wortlos ging er auf die Tür zu. Ludinows Gesicht verfärbte sich, als ich ihm mit einem Wink zu verstehen gab, seine Waffe abzulegen. Ich eilte hinter Fedor her, der bereits unter dem Vordach seiner einsamen Behausung stand.
Der Schnee fiel so dicht, daß man kaum einige Meter weit blicken konnte.
»Man wird Schneeschuhe nehmen müssen, oder?« rief ich ihm überflüssig laut zu. Wieder sah er mich verweisend an.
Ich stapfte lachend auf den konturhaft erkennbaren Schleppschlitten zu. Der Alte folgte.
Wieder peilte ich mich auf Stana ein. Er war augenblicklich bei vollem Verstand. Trotzdem fühlte ich das Rätselhafte und Übermächtige in seinen parapsychischen Individualschwingungen. In seinem Unterbewußtsein lauerte eine Macht, die ihn übergangslos in einen Amokläufer verwandeln konnte.
Ich rief Nikolai an. Er war unter dem Vordach zurückgeblieben. Nach meinen ersten Worten verstand er mein Vorhaben. Es ging darum, dem hinter dem Schuppen lauernden Geisteskranken klarzumachen, daß wir nur zufällig gekommen waren.
Fedor Imorgin griff nach den Gepäckstücken. Scherzhaft machte ich ihn darauf aufmerksam, daß er eigentlich körperlich geschwächt sein müßte. Ludinow kam näher. Aus seinen geschickt eingestreuten und wenig schmeichelhaften Bemerkungen ging hervor, wie wir Fedor gefunden hatten und daß er uns sein Leben verdankte. Von seinem Bruder fiel kein Wort.
Wir trieben das Spiel eine halbe Stunde lang. Um Stana vollends zu orientieren, warf ich ein, woher ich kam und daß ich froh wäre, vier Wochen bei Fedor Imorgin wohnen zu dürfen. Der Alte wurde zugänglicher und stellte sich schließlich auf uns ein. Hier und da lachte er herzhaft.
Nach einer Dreiviertelstunde wurde es Zeit, die Komödie zu beenden. Ich hatte keinen anderen Weg gesehen, den übervorsichtigen Irren zu beruhigen.
Noch wagte ich es nicht, mich intensiver auf ihn einzustellen. Der parapsychische Überfall während seiner Umnachtungsperiode war eine Warnung gewesen. Meine Kopfschmerzen wichen nur
Weitere Kostenlose Bücher