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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Geis­tes­kran­ke war doch der Schlüs­sel ge­we­sen.
    Das Zie­hen in mei­nem Kopf wur­de hef­ti­ger. Ich block­te mich im­mer mehr ab, um nicht zu stark be­ein­flußt zu wer­den.
    Se­kun­den spä­ter wur­de Lu­di­now un­ru­hig. Er spür­te et­was. Drau­ßen war es dun­kel ge­wor­den. Ein­zel­ne Ster­ne er­schie­nen am dunklen Him­mel. Wir fuh­ren nach dem grel­len Licht un­se­rer Nor­mal­schein­wer­fer.
    »Ralf …!« stöhn­te Lu­di­now plötz­lich. Mehr konn­te er nicht mehr sa­gen. Er war schnel­ler über­wäl­tigt, als ich er­war­tet hat­te.
    Ich zerr­te ihn aus dem Fah­rer­sitz. Er schi­en zu träu­men und leis­te­te kei­ne Ge­gen­wehr. Aus blick­lo­sen Au­gen starr­te er nach vorn, bis er mit mo­no­to­ner Stim­me sag­te:
    »Der Was­ser­fall ist auch ge­fro­ren. Wir müs­sen an­hal­ten.«
    Ich schau­te durch die be­heiz­ten Ther­mal­schei­ben. Von ei­nem Was­ser­fall war nichts zu se­hen, doch statt des­sen ent­deck­te ich mit mei­nen Pa­ra­sin­nen einen kon­tur­lo­sen Flug­kör­per, der mit­ten auf dem Fluß­bett auf­ge­setzt hat­te. Lu­di­now hielt ihn für ein na­tür­li­ches Hin­der­nis.
    »Ja«, ent­geg­ne­te ich sto­ckend. »Wir müs­sen an­hal­ten.«
    Mei­ne letz­te Funk­mel­dung ori­en­tier­te den Chef. Ei­ne Ant­wort er­hielt ich nicht mehr. Da­zu pas­sier­te nun al­les viel zu schnell.
     
     

6.
     
    Ni­ko­lai Lu­di­now glich ei­nem Ro­bo­ter. Mit stak­si­gen Schrit­ten ging er auf den Flug­kör­per zu.
    Ich zö­ger­te im Luk des Trak­tors. Ein Ge­dan­ke mach­te mir zu schaf­fen. Ich soll­te Wi­der­stand leis­ten wie ein nor­ma­ler Mensch.
    Ge­ne­ral Re­ling hat­te die­sen Be­fehl vom grü­nen Tisch aus er­las­sen. Er konn­te nicht ge­nau wis­sen, was im si­bi­ri­schen Ur­wald ge­sche­hen war. Na­tür­lich muß­te ich mich hü­ten, mei­ne pa­ra­psy­chi­schen Fä­hig­kei­ten preis­zu­ge­ben. Den­noch – wür­den mich die Un­be­kann­ten wie einen »nor­ma­len« Men­schen ein­stu­fen?
    Wenn ich nicht auf den Pseu­do-Wolf ge­schos­sen hät­te, wä­ren sie wahr­schein­lich da­zu be­reit ge­we­sen. So aber hat­te ich et­was ge­tan, was ge­gen die Re­geln vers­tieß.
    Ich folg­te mei­nem In­stinkt. Wenn ich den kleins­ten Feh­ler be­ging, war der Ein­satz ge­schei­tert.
    Un­be­hol­fen klet­ter­te ich nach un­ten. Wie ein Schlaf­wand­ler tas­te­te ich mit den Fü­ßen nach den ver­eis­ten Kunst­stoff­trit­ten. Einen Sprung konn­te ich nicht wa­gen. Ich muß­te we­nigs­tens den Ein­druck der Be­nom­men­heit er­we­cken. So stieg ich wei­ter ab­wärts, bis ich bis zu den Ober­schen­keln im Neu­schnee ver­sank.
    Lu­di­now war schon zehn Me­ter ent­fernt. Hart­nä­ckig kämpf­te er sich durch den Schnee.
    Ich über­dach­te noch­mals mein Vor­ge­hen. Die sug­ge­s­ti­ven Im­pul­se schirm­te ich so­weit ab, daß ich sie nicht als Zwang emp­fand. Aber ich muß­te in­for­miert blei­ben.
    Ich nahm die durch­ge­la­de­ne Au­to­ma­tik in die Arm­beu­ge und ent­si­cher­te mit dem Dau­men. Wie hat­te ich mich kur­ze Zeit vor­her ver­hal­ten? Als der an­geb­li­che Wolf am Wald­rand er­schie­nen war und Lu­di­now ei­ne men­ta­le Re­ak­ti­on ge­zeigt hat­te, war ich ei­ni­ge Schrit­te auf die Block­hüt­te zu­ge­gan­gen, um dann über­ra­schend zu schie­ßen.
    Ich hat­te den Ein­druck her­vor­ge­ru­fen, als wä­re ich in den ers­ten Au­gen­bli­cken eben­falls »über­nom­men« wor­den, um un­mit­tel­bar dar­auf durch ir­gend­wel­che Um­stän­de zu er­wa­chen. Wenn ich kon­se­quent blei­ben woll­te, muß­te ich jetzt ähn­lich han­deln.
    Zö­gernd schritt ich aus. Aus mei­nem Ge­ba­ren muß­ten die Be­ob­ach­ter be­reits ge­schlos­sen ha­ben, daß ich schwank­te. Mei­ne Ge­dan­ken über­stürz­ten sich.
    Für mei­ne Un­emp­find­lich­keit muß­te es ei­ne Be­grün­dung ge­ben. Wes­halb rea­gier­te ich nicht vor­be­halt­los auf den frem­den Zwang? Mir blieb kei­ne an­de­re Wahl, als ei­ne stich­hal­ti­ge Aus­re­de zu fin­den. Wenn ich den Wolf nicht er­schos­sen hät­te, wä­re al­les ein­fa­cher ge­we­sen.
    Mein si­mu­lier­ter Strah­lungs­un­fall fiel mir ein. War es mög­lich, daß im mensch­li­chen

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