Offensive Minotaurus
winzigen Sprengkörper. Acht blendende Blitze entstanden dort, wo ich das Unbekannte gesehen hatte.
In meinen noch geöffneten Parasinnen erklang ein fürchterlicher Aufschrei, wie ihn ein Mensch niemals ausstoßen konnte. Der Laut endete in einem Miauen, das Todesangst, Überraschung und unbändige Wut ausdrückte.
Das fluoreszierende Riesenauge wurde stumpf. Der Körper brach in sich zusammen.
Ich legte meinen Empfangsblock vor, durch den ich meine normalen Sinneseindrücke zurückgewann. Plötzlich sah ich wieder den Wolf. Er war von den Geschossen tödlich getroffen. Die zwingenden Impulse waren erloschen.
»Ludinow !« brüllte ich, ohne den Blick von dem Unbegreiflichen zu wenden. Ich erkannte in diesem Augenblick, daß die Unbekannten hervorragende Suggestoren waren.
Das von mir angegriffene Geschöpf hatte es gewagt, vor meinen Augen aus dem Wald zu treten und uns vorzugaukeln, es sei ein relativ harmloser Wolf. Ebensogut hätte es einen Baum oder einen Strauch vortäuschen können.
Hinter mir dröhnte ein großkalibriger Karabiner. Etwas fiel in den Schnee. Ich sprang zurück, stolperte und stürzte ebenfalls.
Ludinow stand mit angeschlagener Waffe unter dem Vordach der Hütte. Einen Meter von mir entfernt lag Stana Sergejewitsch Imorgin. Sein Gesicht hatte im Tode nichts Menschenähnliches mehr.
»Ich konnte nicht anders«, hörte ich die Stimme des Majors. »Stana erschlug seinen Bruder, der ihn zurückhalten wollte. Es geschah, als der Wolf tödlich getroffen niederfiel. Ich flüchtete in den Wohnraum, nahm die Waffe des Alten und schoß. Stana wollte dich mit dem Beil angreifen. Was war eigentlich los?«
Ich richtete mich auf und schüttelte den Schnee von meinen steifgefrorenen Händen.
»Keine Fragen. Wir müssen verschwinden. Der Wolf ist kein Tier. Oder siehst du in dem Kadaver jetzt etwas anderes?«
Ich fieberte einer Antwort entgegen. Im Tode hätte das Ungeheuer in seiner natürlichen Gestalt sichtbar werden müssen. Es war unglaubhaft, daß es jetzt noch ein Suggestivbild in unsere Gehirne ausstrahlen konnte. Trotzdem erblickte auch ich nur das Raubtier.
»Etwas anderes?« Ludinow schaute mich mißtrauisch an. »Brüderchen, verliere du nicht auch noch die Nerven. Mir genügt es, daß ich einen Menschen erschießen mußte.«
»Du siehst also auch den Kadaver?«
»Was sonst! Willst du einem passionierten Jäger erklären, wie ein von Explosivgeschossen getroffener Wolf aussieht?«
Ich begann zu rennen, so gut es in dem tiefen Schnee möglich war. Ich erreichte den von Fedor angelegten Trampelpfad und eilte auf den Traktor zu. Ludinow erkannte meine Erregung und folgte mir. Zusammen kletterten wir in die Traktorkabine.
Ich zerrte ein frisches Magazin aus der Tasche und schob es in die Zuführung der Automatik. Es enthielt ausschließlich Explosivgeschosse.
Der Wärmetauscher des kernchemischen Triebwerks war schon heißgelaufen. Die Turbine reagierte sofort.
Ludinow fuhr los, ohne weitere Fragen zu stellen. Er beobachtete mich, was ihm anscheinend genug verriet.
Als wir in das Bachbett abschwenkten, erkundigte er sich:
»Ich bin übernommen worden, nicht wahr? Willst du wirklich behaupten, der Wolf wäre etwas anderes gewesen?«
»Ein Trugbild, das in unsere Gehirne gesendet wurde. Der Gesichtssinn wurde betrogen. Ich sah das Monstrum in seiner wahren Gestalt, als ich mein Paragehirn einsetzte.«
»Du bist nicht beeinflußt worden?«
»Nein. Das ist bei mir nicht möglich, wenn ich aufpasse. Nikolai – du mußt mir ein Zeichen geben, wenn dir wieder übel werden sollte.«
»Was …?«
Der Zugwagen kippte nach vorn. Wir hatten die
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