Offensive Minotaurus
Bestien.«
Hannibal, offiziell MA-23, außer mir der einzige parapsychisch begabte Spezialagent der GWA, verstummte.
Ich war erschüttert. Manzos Tod weckte in mir die Erinnerung an viele Einsätze, die wir gemeinsam überstanden hatten. Manzo war kein normaler Mensch gewesen, sondern das Kind Strahlungsgeschädigter Eltern.
Äußerlich hatte er einem Ungeheuer geglichen, und doch war er gütig, verständnisvoll und niemals nachtragend gewesen. Mit ihm hatten wir unseren fähigsten Esper verloren.
Ich stützte mich schwer auf Ludinows Arm. Der Major führte mich behutsam den Weg entlang und bewies damit unseren Feinden, daß mein geistesabwesender Zustand auf eine krankhafte Schwäche zurückzuführen war – und auf nichts anderes.
»Wie geht es dir, Kleiner?« fragte ich an. »Wo bist du?«
»Im Lazarett der Druckblase. Du kennst doch die Thermalkuppeln. Ich bin bei der Explosion im Atomwerk von Seal Rocks verletzt worden. Ein Splitter hat mich getroffen.«
»Wo?«
»Rechte Schulter. Lungenspitze durchschlagen. Ich wurde vom hiesigen Stationsarzt operiert. Ich muß noch ruhen. Sonst hätte ich längst etwas gegen die Hypnos unternommen.«
»Ihr nennt sie so?«
»Ja. Die Bezeichnung stand schon fest, als ich hier eintraf. Die Männer des Stützpunktes leben. Man kann sich auf sie verlassen. Alles hervorragende Wissenschaftler und Ingenieure, außerdem noch militärisch geschult. Vorsicht, deine Aufpasser werden mißtrauisch. Du schauspielerst eine krankhafte Erschöpfung.«
»Ja, angeblicher Strahlungsunfall. Ich habe ein Monstrum erschossen. Unvorsichtigerweise!«
»Wieso? Ich gratuliere. Du kennst diese Teufel noch nicht. Großer – es geht nicht nur um unsere Haut! Es geht um unsere Menschheit – verstehst du? Okay, Schluß jetzt. Einer kommt auf dich zu. Unternimm etwas. Wir sehen uns später.«
Die telepathische Verbindung riß ab. Ich begann zu taumeln und setzte mich nieder. Als ich den Kopf hob, gewahrte ich über mir das schillernde Riesenauge eines Hypnos. Die Bezeichnung war nicht schlecht gewählt.
Ich wartete auf einen Suggestivbefehl, aber es kam keiner. Statt dessen wurde ich über den Translator angesprochen.
»Was soll das bedeuten?« dröhnte es aus dem Apparat.
»Das bedeutet, daß ich einen Schwächeanfall habe«, entgegnete ich wütend. »Sehen Sie das nicht? Ich leide unter den Folgen einer Gammadusche.«
Ludinow war mir beim Aufstehen behilflich. Seine Augen verdunkelten sich vor Zorn. Er glich einem gereizten Wolf.
»In Ordnung, Freund«, sagte ich schwer atmend. »Alles in Ordnung. Es wird schon besser. Danke für die Hilfe.«
Sein Blick normalisierte sich.
»Dann ist es ja gut, Brüderchen. Du mußt zu einem Arzt, oder?«
»Das wird von unseren Begleitern abhängen.«
Das Funksprechgerät der Monstren sprach an. Sie erhielten eindeutig einen Befehl. Anschließend wurde ich angesprochen.
»Ich bringe Sie in die medizinische Station. Brauchen Sie Unterstützung?«
»Wie mitfühlend Sie sind!« rief ich. Meine Erregung brach durch. »Ich verzichte auf Ihre Hilfe. Ich versichere Ihnen, daß ich lieber sterben werde, als Ihnen das Geheimnis der …«
Ich unterbrach mich in meinen schnell und überlegt dahingeworfenen Worten. Der Köder lockte! Etwas Besseres hätte mir in dem Augenblick überhaupt nicht einfallen können.
Die sagenhafte Wandelfeldkanone, deren Geheimnis in meinem Institut angeblich gelöst worden war, mußte die Hypnos beeindrucken. Das war auch nicht verwunderlich bei der Mentalität von Lebewesen, deren Dasein auf der Gewalt errichtet worden war.
Zum ersten Male meldete sich das Wesen, das ich als Kommandant ansah.
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