Offensive Minotaurus
Es sprach über den Obersetzer unserer Wächter.
»Was wollten Sie sagen, Dr. Gunnarson? Welches Geheimnis wollen Sie nicht preisgeben?«
»Der Teufel soll Sie holen, vorausgesetzt Sie wissen, was damit gemeint ist.«
»Sie unterschätzen uns. Wir haben Ihren christlichen Glauben erforscht.«
»Lästern Sie nicht, Sie Ungeheuer. Sie können nichts von Gott wissen, und das wird eines Tages Ihr Untergang sein. Sie haben zeit Ihres Lebens gefrevelt. Die Strafe wird Sie treffen.«
»Sind Sie ein Christ, Dr. Gunnarson?«
»Allerdings.«
»Dann werde ich Sie nicht mehr kränken.«
Meine Ruhe kehrte zurück.
»Sie irren sich, mich können Sie nicht kränken.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wie ich es sagte. Ihre ›Forschungen‹ waren äußerst dürftig, oder Sie verständen, was ich soeben sagte.«
»Sprechen wir von der Wandelfeldkanone!«
Ich heuchelte Erschrecken. Krampfhaft umklammerte ich Ludinows Arm.
Der Unbekannte lachte. Das Übersetzungsgerät übermittelte den Heiterkeitsausbruch, der in seiner ursprünglichen Form ganz anders sein mochte.
»Ich sehe Sie überrascht. Sie haben in der Hütte des Trappers darüber gesprochen. Geben Sie also nicht vor, den Ausdruck nie gebraucht zu haben. Wir werden uns darüber unterhalten, Doktor. Vorerst schicke ich Sie in die Klinik. Wir sind mit Ihren Medikamenten noch nicht vertraut.«
Der Kommandant schaltete ab. Als ich in Ludinows Augen blickte, hätte ich lachen mögen. Offener Triumph zeichnete sich darin ab.
Als ein Hypno der Wache näher trat, spielte Nikolai den besorgten Freund. Er hakte mich unter und führte mich auf die Kuppeln zu, die wir auf dem Mars errichtet hatten.
Es handelte sich um drei Druckblasen aus stahlfestem Thermoplast. Sie glichen Käseglocken und durchmaßen an ihrer Grundfläche hundert Meter.
In ihnen waren Gebäude errichtet worden und die Radioplast-Tulpe der atomaren Kraftstation, von der alle lebenswichtigen Anlagen mit Energie versorgt wurden.
Das Raumschiff war nur zweihundert Meter entfernt gelandet.
Die Klinik befand sich in Kuppel drei. Es waren ähnliche Anlagen, wie wir sie auf dem Mond gebaut hatten. Eine Transportflotte hatte das Material herbeigeschafft.
Ich stolperte auf die Luftschleuse zu. Hinter den durchsichtigen Wänden machte ich bärtige Männer aus. Niemand schien sich rasiert zu haben.
Zehn Minuten später umfächelte mich die wohltemperierte Atemluft der Druckblasen. Ein Arzt trat auf mich zu. Als ich ihn erkannte, mußte ich mich bemühen, nicht zu erleichtert auszusehen. Wie – um alles in der Welt – war ein geschulter Einsatzarzt der GWA ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auf den Mars gekommen?
»Hallo, Dr. Kanopzki – wie geht es Ihnen?« flüsterte ich ihm zu.
Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Kanopzki war vierzig Jahre alt, ein hochgewachsener, sportlich durchtrainierter Mann. Wir hatten uns bei einem schwierigen Einsatz kennengelernt. Er schien zu ahnen, wen er vor sich hatte, obwohl er mich nur an der Stimme erkennen konnte.
»Bitte hinlegen«, sagte er anstelle einer Begrüßung.
Ludinow raunte ihm etwas zu.
Nachdem ich mich auf die Bahre gelegt hatte, begann er sofort mit der Untersuchung.
»Gammaverbrennungen, was?« meinte er. Seine Augen verengten sich.
»Ja, Doktor. Ich habe zweihundert Röntgeneinheiten auf einmal abbekommen.«
»Allerhand! Und da leben Sie noch! Wann war das?«
»Vor fünf Monaten.«
»Womit sind Sie behandelt worden?«
»Mit Ralowgaltin.«
Er hustete. Ralowgaltin war eine Verhördroge der irdischen Geheimdienste. Kanopzki wußte genau, daß man damit keine Strahlungsschäden heilen konnte.
»Ein ausgezeichnetes Mittel. Sind Sie
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