Offensive Minotaurus
zu regenerieren. Es war die modernste Methode, Strahlungsschäden sicher zu heilen. »Blutwäsche« sagten wir dazu.
Der Assistent, es war ein Biologe, führte mir die Kanülen in die Venen. Die Sauger hielten sie an den Armen fest. Kanopzki schaltete den Regenerator ein und hängte die Behälter mit dem biochemischen Radioplast-Absorber in die Halterungen. Der Wirkstoff diente ebenfalls zur Entgiftung der Blutzellen.
»Sie betreten die Klinik«, sagte Hannibal. Ich gab die Meldung weiter. Kanopzki erklärte hastig:
»Ich gebe Ihnen zusätzlich Antrophysional, einen Kreislaufregulator mit Steuerwert fünfzig. Ihre Körperfunktionen werden auf die Hälfte herabgesetzt. Sie werden das Gefühl haben, in Eiswasser zu versinken. Erschrecken Sie nicht.«
»Tun Sie, was Sie für richtig halten, nur sorgen Sie dafür, daß die Untersuchung negativ verläuft.«
»Sie wird! Eine Stunde später ist die Wäsche beendet. Niemand kann dann feststellen, wie hoch Sie verseucht waren. Unter der Einwirkung von Antrophysional können unterdessen keine Analysen erstellt werden.«
Die Injektion erfolgte intramuskulär mit einer Hochdruckspritze. Ich spürte nichts davon, doch dann schien mein Oberschenkel abzusterben. Sekunden später überfiel mich ein lähmendes Kältegefühl, das von den Beinen her zum Körper nach oben kroch.
Herz- und Atembeklemmungen stellten sich ein. Ich glaubte ersticken zu müssen. Meine Augen verschleierten sich. Als die Tür aufging und zwei Hypnos eintraten, lag ich in steifer Haltung auf dem Tisch. Ich war nicht mehr fähig, mich zu rühren.
Der Robotregenerator klingelte. Er hatte zusätzlich zur Blutwäsche die Überwachung der Unterkühlungsnarkose übernommen. Eine Beatmungssonde wurde durch meine Nase eingeführt. Nun konnte ich sicher sein, daß meine Lungen nicht versagten.
Mein Gehör war nicht in Mitleidenschaft gezogen. Ich vernahm die Worte so, als spräche jemand in einem Nebenzimmer. In der energetischen Absorptionskammer der Maschine brodelte mein Blut.
Die strahlenden Bestandteile, geschädigte Blutzellen und radioaktive Nebengiftstoffe wurden entfernt – das heißt, sie wären entfernt worden, wenn sich welche in meinem Körper befunden hätten.
Ich hörte Kanopzkis Stimme. Der Biologe überwachte ungerührt den Entgiftungsdosator.
Das Riesenauge eines Hypnos erschien über meinem Gesicht. Ich starrte in das Funkeln und Glitzern hinein und gab mir keine Mühe, meine Gedanken zu verschleiern.
Eine sechsfingrige Hand berührte mein Gesicht. Ein Gerät wurde gegen meine Schädeldecke gepreßt. Ein Summen klang auf. Rötliches Licht stach in meine Augen. Es wurde intensiver, zur grellen Sonne, aber ich konnte die Lider nicht schließen.
Ich ahnte, daß man die Funktion meiner Hirnzellen maß und überprüfte. In meinem jetzigen Zustand hatten sie damit kein Glück. Kanopzki hatte schnell und überlegt gehandelt.
Das Denken fiel mir schwer. Ich brauchte Sekunden zum Auffassen von Sinneseindrücken, die ich normalerweise reflexhaft verarbeitet hätte.
Ich benötigte sogar Zeit, um zu erkennen, daß ich vor Schadenfreude hätte lachen mögen. Dann erlosch das blendende Licht, aber ich konnte nichts mehr sehen. Panik überfiel mich. Hatten sie mich erblinden lassen?
Die Schwärze wurde von kreisenden Feuerrädern abgelöst. Ich hatte mein Augenlicht doch nicht eingebüßt. Mein Sehvermögen besserte sich allmählich, aber mir genügte es, zu wissen, nicht geblendet worden zu sein.
Die Mediziner der Hypnos stellten Fragen, die Kanopzki geschickt beantwortete. Man war argwöhnisch und
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