Offensive Minotaurus
wollte wissen, warum er sich mit der Behandlung so beeilt hätte.
»Es ist auf der Erde nicht üblich, Kranke warten zu lassen«, antwortete der Biologe an Kanopzkis Stelle. »Lassen Sie die Finger von dem Dosator! Etwas zu viel Radioplast, und Sie können den Mann begraben.«
Ich lachte innerlich. Der alte Herr hatte Mut. Wie hieß er doch? Ja – Dr. Lionel Worms, ein bekannter Wissenschaftler.
Minuten später konnte ich wieder Konturen erkennen. Jetzt bemerkte ich erst, daß sich die Hypnos mit meinem Körper beschäftigten. Sie hatten mir Sonden eingeführt.
Ich ahnte, warum Kanopzki die Kältenarkose für erforderlich gehalten hatte. Wahrscheinlich wäre es den Ungeheuern gleichgültig gewesen, ob ich Schmerzen verspürt hätte oder nicht.
Schaudernd dachte ich an die bedauernswerten Menschen, die diesen Teufeln als Versuchsobjekte in die Hände gefallen waren. Was war mit ihnen geschehen? Ich versuchte, nicht mehr daran zu denken. Die Hypnos behandelten nur solche Gefangene gut, die ihnen von Nutzen sein konnten.
In diesem Augenblick entschloß ich mich, die Terranische Sicherheitsverfassung in vollem Umfange anzuwenden. Ich glaubte es vor dem Gesetz und meinem Gewissen verantworten zu können, alle nur denkbaren Waffen zur Anwendung zu bringen. Dazu gehörten auch die telepathischen Gaben.
Es gelang mir, den Bewußtseinsinhalt der Hypnos zu belauschen. Ihr Test zeigte weder negative noch positive Ergebnisse. Sie konnten augenblicklich nicht feststellen, ob ich wirklich strahlungsgeschädigt war oder nicht.
Nach einer Fachdiskussion, von der ich nur hier und da einen bildhaften Eindruck gewann, entschlossen sie sich, die Blutwäsche abzuwarten. Sie dachten in medizinischen Begriffen ihres Volkes. Deshalb fiel es mir schwer, die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.
Die Hypnos entfernten die Sonden aus meinem Körper und empfahlen Kanopzki, die Einstichwunden zu behandeln. Dann gingen sie.
Dr. Worms schimpfte vor sich hin.
»Schauen Sie sich das an!« sagte er. Anscheinend betastete er meinen Körper. Ich konnte seine Hände aber nicht sehen.
»Beunruhigen Sie sich nicht«, flüsterte mir Kanopzki ins Ohr. »Das werden wir gleich wieder haben.«
Ich hörte das Zischen der Verbandsdüse. Hochaktives, synthetisch gezüchtetes Zellplasma wurde auf die Wunden gesprüht. Die Klebestellen waren in zwölf Stunden einwandfrei verheilt.
Kanopzki beendete die Blutwäsche. Die Kanülen wurden aus meinen Venen entfernt. Anschließend erhielt ich das Gegenmittel für die Unterkühlnarkose.
Nach einer Viertelstunde kehrte Gefühl in meine Glieder zurück. Die Denkvorgänge liefen rascher ab; mein Herz schlug kräftiger.
»Alles in Ordnung?« fragte ich mit schwerer Zunge.
»Es sieht so aus. Man versuchte, Ihre Hirnfrequenzen zu testen. Warum? Haben Sie dafür eine Erklärung?«
Ich drehte den Kopf und sah ihn an. Er mußte wissen, daß ich einem irdischen Geheimdienst angehörte. Ob er auf die GWA tippte, war mir unklar. Ich scheute mich davor, seinen Gedankeninhalt zu kontrollieren.
Dr. Lionel Worms verabschiedete sich sehr taktvoll. Ich lächelte ihm zu. Ehe er die Tür schloß, meinte er in seiner brummigen Art:
»Machen Sie Ihre Sache gut, junger Mann. Ich warte draußen.«
»Er ist verläßlich«, sagte der Mediziner leise. »Außerdem scheint er zu vermuten, daß Sie besondere Eisen im Feuer haben. Oder irre ich mich da? Wenn Sie nicht sprechen wollen, dann …!«
»Wir kennen uns, Doc«, unterbrach ich ihn. »Vielleicht ist es ein Fehler, Sie aufzuklären, aber ich riskiere es. Ich bin Oberst HC-9 von der GWA.«
Kanopzki schloß die Augen und holte tief Luft. Seine
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