Offensive Minotaurus
lachte. Labels Gesicht drückte Weltschmerz aus. Barts fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. Ein ironischer Blick traf den Dunkelhaarigen.
»Das ist auch ein Akademiker«, berichtete er. »Doktor-Ingenieur, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich bin ein bescheidener Diplom-Ingenieur ohne Doktorgrad. Darf man noch eine Bemerkung einwerfen?«
Die letzten Worte flüsterte er. Ich wurde hellhörig.
»Ja?«
»Wenn Sie vorhaben, weiterhin Ralf Gunnarson zu sein, so würde ich mir an Ihrer Stelle eine fingerlange Narbe auf die linke Wange zaubern lassen.«
Ich stellte mich auf Barts Geistesinhalt ein. Er kannte den echten Gunnarson! »Gefahr« signalisierte mein Instinkt. Was war zu tun?
Ich überprüfte auch Dr. Label. Er wartete auf meine Antwort. Sie wollten nur wissen, ob ich zuverlässig war oder nicht. Das war beruhigend. Ich mußte die Männer aufklären.
»Danke, Heino Barts! Ich werde daran denken, vorausgesetzt, es ist noch erforderlich. Ich werde mich gelegentlich mit Ihnen in Verbindung setzen. Vorher sollten Sie mit Kanopzki sprechen.«
Barts wurde ernst und sah mich nachdenklich an. Dann fragte er: »Woher kam eben das Glitzern in Ihren Augen? Wer sind Sie?«
»Fragen Sie Kanopzki. Er wird entscheiden, was Ihnen mitgeteilt werden soll. Noch etwas, Barts …«
Ich richtete mich mit den Ellenbogen auf und musterte ihn durchdringend.
»Wenn Sie ein Wort über die Sache verlieren, lasse ich Sie vor ein Kriegsgericht stellen. Das soll nur ein Hinweis sein. Jetzt möchte ich Sie sehr herzlich bitten, zu vergessen, daß Sie Ralf Gunnarson jemals gekannt haben.«
Er sah mich ausdruckslos an. Label hüstelte. Sie wußten nicht, was sie von mir halten sollten. Barts vermutete eine zwangssuggestive Beeinflussung. Label kam auf die Idee, in mir einen Spitzel der Hypnos zu sehen.
Ich ging noch einen Schritt weiter.
»Da irren Sie sich, Doktor. Sie ebenfalls, Barts. Ich bin weder beeinflußt worden, noch habe ich vor, die Gefangenen zu bespitzeln.«
Label erblaßte.
»Woher wissen Sie, daß …«
»Abschalten, Jemy«, sagte Barts ruhig. »Deine Frequenz liegt falsch. Er weiß, was wir eben gedacht haben. Das stimmt doch, oder?«
»Sie fragen zuviel«, entgegnete ich ärgerlich. »Nun nehmen Sie endlich Vernunft an. Die Monstren-Wächter kehren um. Sie kommen die Treppe herauf. Bringen Sie mich ins das Zimmer.«
»Haben Sie ein Radargerät im Gehirn?« fragte Label verstört.
»Anfassen, los«, drängte Barts. Er umfaßte die Griffe der Trage. Label war hartnäckig.
»Erst will ich sehen, ob tatsächlich zwei Hypnos kommen.«
Er rannte nach vorn und spähte nach unten. Dann kehrte er im Eiltempo zurück und hob die Trage an.
Sekunden später befand ich mich im Krankenzimmer.
»Es war Zeit«, sagte Hannibal wütend. »Sie gefährden mit ihrem Mißtrauen noch alles.«
Ich legte mich ins Bett und ließ mich zudecken. Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen. Zwei Monstren traten ein.
Barts wischte mir den Schweiß von der Stirn. Label überprüfte mit besorgtem Gesicht meinen Puls.
Ich hatte ihn im Verdacht, daß er dabei an alle möglichen Dinge dachte, nur nicht an mein Wohlergehen. Ich lauschte. Tatsächlich – er beschäftigte sich mit dem Ausdruck meiner Augen.
»Wie ist der Zustand?« dröhnte es aus dem Übersetzungsgerät der Monstren. Barts richtete sich auf und nahm eine demütige Haltung an.
»Brüllendes Schweigen im riesigen Kleinhirn«, sagte er.
Mir wurde beinahe übel. Hatte der Rothaarige den Verstand verloren?
In dem Übersetzer knackte es. Mit dieser widerspruchsvollen Aussage wurde das Gerät nicht fertig.
»Bitte?« erkundigten sich die Hypnos.
»Zustand unverändert. Er ist sehr schwach«, erklärte Label hastig.
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