Offensive Minotaurus
Haben Sie versucht, Ludinow zurückzuhalten?«
»Natürlich. Ich umklammerte ihn, aber er riß sich los. Dann stellte ich ihm ein Bein, in der Hoffnung, er würde sich bei dem Sturz verletzen, daß er nicht mehr gehen könnte. Es schadete ihm nichts. Ich folgte ihm bis zur Schleuse; da gab ich auf.«
Ich stellte nochmals den Kontakt her. Nikolai ging mit den typisch hölzernen Bewegungen des Beeinflußten auf den Kreuzer zu. Der gewaltige Rumpf verdunkelte das Licht der Sterne.
»Nikolai ist verloren«, flüsterte Hannibal. »Jetzt können wir wirklich nichts mehr für ihn tun. Es wird Zeit, Großer.«
Wir gingen. Barts führte uns. Er kannte die Wege innerhalb der Kuppeln. Die Notschleuse lag auf der Nordseite von Blase III.
Label wartete hinter der Umschaltstation. Von hier aus wurde der Schleusenmechanismus mit Energie versorgt.
»Wo bleiben Sie nur?« sagte er nervös. »Ich bin längst fertig. Wenn die Unterbrechung im Kraftwerk registriert wird, kommt es zum Alarm.«
»Haben Sie die Automaten nicht abgeschaltet?«
»Natürlich habe ich das, aber ich konnte die Techniker vom Dienst nicht einweihen. Wenn sie etwas ahnen, werden sie die Sache auf sich beruhen lassen. Wenn nicht, wird die Schleuse überprüft, was die Hypnos bemerken dürften. Kommen Sie nun!«
Die Schleuse war eng. Sie faßte drei Mann. Jetzt mußte sie vier Personen Platz bieten.
Ich rannte mit Label hinüber und ging in Deckung. Die Druckausgleichskammer war nicht aus durchsichtigem Panzerplast, sondern aus stabilen Stahlblechen gefertigt.
Gemeinsam zogen wir die Tür auf. Der Innenraum war dunkel. Ich konnte die Kontrolleinrichtungen nicht erkennen. Label verschwand in der Finsternis und rief mich an.
Ich blickte mich nochmals um. Die Hypnos hatten keine Wachen aufgestellt. Sie verließen sich auf Ihre Ortungsgeräte und auf zwei andere Faktoren, die eine Flucht wirksamer verhinderten als hundert Posten.
Niemand konnte sich draußen aufhalten, wenn er keine Schutzkleidung besaß. Die zweite Waffe der Monstren bestand in den suggestiven Rückrufbefehlen. Jeder Flüchtling mußte umkehren, wenn er sich nicht abschirmen konnte. Wir hatten eine bessere Chance.
Die flachen Gebäude innerhalb der Druckblasen warfen dunkle Schlagschatten auf die Schleuse. Das schützte zwar nicht vor einer Radarortung, aber ich hoffte, daß wir uns noch im toten Echopunkt befanden. Ich winkte. Hannibal und Barts eilten zu mir.
Ohne ein Wort zu verlieren, zwängten wir uns in die Kammer. Barts verriegelte das Innentor. Aus Labels Taschenlampe fiel ein schwacher Lichtschein.
Die Hypnos waren unvorsichtig gewesen, diese Dinge nicht ebenfalls einzuziehen. Eine Lampe war zwar ein Gegenstand, mit dem man weder Widerstand leisten noch Funksprüche zur Erde senden konnte, aber nun wurde sie unersetzbar wertvoll.
»Masken aufsetzen«, ordnete ich an. »Passen Sie auf, daß Sie die Ventile nicht zu weit aufdrehen. Die Flaschen stehen unter einem Druck von hundert atü. Doc, lassen Sie die Schleusenluft entweichen, achten Sie aber darauf, daß es nicht zu einem Pfeifkonzert kommt. Fertig …!«
Ich setzte die Maske auf, streifte die Bänder hinter den Kopf und zog die Pelzmütze darüber. Vorsichtig drehte ich die Luftzuführung auf. Die erste Sauerstoffdusche füllte die Maske.
Label öffnete die Kammerventile. Die unter höherem Druck stehende Atmosphäre der Kuppeln entwich ins Freie, bis der Ausgleich hergestellt war. Das Zischen verhallte.
Atemlos lauschten wir. Hannibal und ich suchten auf Psi-Ebene die Umgebung ab.
»Kein Alarm im Kreuzer«, sagte der Kleine. Er hatte die Besatzung zu überwachen. Auch ich entdeckte keine fremden Hirnimpulse.
Das Außentor schwang zurück.
Weitere Kostenlose Bücher