Offensive Minotaurus
erreichen. Wenn unsere Rechnung nicht aufging, war der Plan gescheitert.
Ich dachte über die vielen Faktoren nach, die wir nicht übersehen konnten. Das Unternehmen konnte nicht nur unser Leben, sondern das der gesamten Menschheit kosten. Trotzdem mußten wir das Letzte riskieren, um der Versklavung durch die Ungeheuer zu entgehen.
11.
Die lange Nacht des soeben angebrochenen Marswinters kam uns gelegen. Einmal bot sie Schutz gegen optische Sicht, zum anderen herrschte jetzt, drei Stunden nach Sonnenuntergang, eine so beißende Kälte, daß sie sogar von Menschen als unangenehm empfunden wurde. Für die Hypnos war sie tödlich.
Kanopzkis Fernthermometer zeigten minus zweiunddreißig Grad Celsius. Wahrscheinlich würde die Temperatur noch weiter fallen.
Uns störte das kaum. Der hochkomprimierte Sauerstoff in den Druckflaschen würde zwar schnell abkühlen, aber bis dahin konnten wir die untermarsianische Stadt erreicht haben.
Barts hatte den Weg aufgezeichnet. Es kam darauf an, solange wie möglich in Echodeckung zu bleiben und die letzten Meter bis zum Eingang rasch zurückzulegen.
Ich trug meine sibirische Winterkleidung. Sie war auch für den Mars ausreichend. Ludinow besaß ähnliche Kleidungsstücke, aber Barts und Label hatten nur ihre Arbeitskombis. Sie waren zwar derb und thermalwirksam gefüttert, aber für die draußen herrschende Kälte doch nicht geeignet. Hannibal hatte von Kanopzki eine Kombination erhalten.
Die Sauerstoff-Flaschen lagen bereit. Ich versuchte auszurechnen, wie lange wir die nichtisolierten Behälter im Freien lassen durften, bis die Atemluft so abgekühlt war, daß wir sie nicht mehr gefahrlos einsaugen konnten. Die provisorischen Masken besaßen keine thermostatisch gesteuerte Vorwärmung. Die hundertfünfzig Meter bis zum Westeingang der Untergrundstadt konnten aber auf alle Fälle überwunden werden, auch wenn der Wärmeverlust schneller als gedacht erfolgen sollte.
Hannibal hatte vor fünf Minuten die Aktivierungsinjektion erhalten. Seine Schwäche war bereits gewichen. Wie er versicherte, fühlte er sich in der Lage, das Unternehmen durchzustehen.
Kanopzki reichte mir die große Tragetasche mit der medizinischen Ausrüstung. Nahrungsmittel nahmen wir nicht mit.
Wenn wir das Depot nicht erreichten, war ohnehin alles sinnlos. Ohne die temperierte Luft aus den Verdichtungstornistern konnten wir niemals Manzos Grab erreichen. Davon hing der Erfolg jedoch ab.
Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt. Die Trümpfe der Menschheit waren schlecht. Es kam nun auf das Ausspielen und die Reaktion des Gegners an.
Dr. Label und Dipl.-Ingenieur Heino Barts waren unterwegs. Label wollte die Automatpumpen der Notschleuse abschalten und gleichzeitig den elektromechanischen Öffnungsmechanismus der beiden Schotte unterbrechen.
Barts sollte Major Ludinow aus dem Lager holen und zum Treffpunkt hinter dem medizinischen Lager der Klinik bringen.
Ich sah auf die Uhr. Noch drei Minuten. Ich wollte unbedingt noch während der Nachtperiode Manzos Grab erreichen.
Der Gedanke an unseren toten Freund und Kollegen bereitete mir Kummer. Hatte er eine Spezialausrüstung der GWA zum Mars gebracht oder nicht?
Hannibal sprach nicht mehr darüber, aber seinen Gedanken hatte ich entnommen, daß er nicht daran glaubte. Trotzdem hielt er den Ausbruch aus den Druckblasen für vorteilhaft. Er spielte noch immer mit dem Gedanken, in das Raumschiff einzudringen und dort eine Sprengung vorzunehmen.
Ich setzte alle Hoffnungen auf Manzos sterbliche Überreste. Mit aller Willenskraft hämmerte ich mir
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