Offensive Minotaurus
Wir bückten auf die vom Sternenlicht überflutete marsianische Landschaft. Die Wüste begann direkt vor der Schleuse.
Label ging hinaus und legte sich flach in den Sand. Jetzt konnten wir uns besser bewegen. Ich stellte mich auf Ludinow ein. Er hatte den Kreuzer erreicht und wurde soeben eingelassen. Zwei Hypnos empfingen ihn.
»Gehen wir«, sagte ich. Meine Stimme drang dumpf unter dem Kunststoffmaterial der Maske hervor.
Barts deutete auf eine mannshohe Bodenwelle. Sie zog sich in leichten Windungen nach Norden und begann knapp acht Meter vor der Schleuse.
Label spurtete los. Bei der geringen Schwerkraft des Mars brauchte er nur eine Sekunde. Barts und Hannibal folgten; ich kam zuletzt an. Hinter der Bodenwelle hatten wir eine gute Ortungsdeckung.
Von da an verzichteten wir auf Diskussionen. Es war alles besprochen worden.
»Haben sie uns bemerkt?« fragte ich telepathisch an. Hannibal winkte nur ab. Es war alles in Ordnung – noch in Ordnung.
Hundert Meter weiter erreichten wir das Ende der Sanddüne. Der Eingang zur Stadt war noch etwa vierzig Meter entfernt.
Deckungsmöglichkeiten gab es nicht mehr. Unter uns befanden sich bereits die Bodenplatten des ehemaligen Raumflughafens. Sie bestanden aus MA-Metall und konnten Jahrmillionen überstehen.
Ich legte mich nieder und kroch weiter. Die Augen hatten sich an das Licht der Sterne gewöhnt. Infolge der dünnen, ungetrübten Marsatmosphäre leuchteten sie klarer und heller als auf der Erde.
Scharfe Schlagschatten spalteten die Ebene in asymmetrische Felder auf. Weiter vorn bemerkte ich die sandbedeckte Panzerkuppel, in der die uralte Schleuse lag.
Der Zugang, eine im Winkel von fast fünfundvierzig Grad geneigte Rampe, war von den Männern des Marskommandos mit Spezialmaschinen geräumt worden. Trotzdem war es in den letzten Wochen wieder zu Verwehungen gekommen.
Barts kroch zu mir. Ich hörte das Abluftpfeifen seiner Maske. Es war fast windstill, aber die Kälte biß sich in den ungeschützten Hautpartien fest. Barts zitterte. Er trug keine Kopfbedeckung. Selbst die Handschuhe waren von den Hypnos aus dem Camp abgeholt worden.
»Bis ich da drüben ankomme, kann ich die Finger nicht mehr bewegen. Das wußten sie!« sagte er. Er deutete nach vorn.
»Das Außenschott besteht aus MA-Metall und ist einen Meter stark. Es öffnet sich nach innen. Achten Sie darauf! Wir haben die Kraftfeldprojektoren des Bewegungsaggregates und die Riegelautomatik nicht angetastet. Es müßte funktionieren. Drücken Sie auf den zusätzlich installierten Schalter. Er schließt den Stromkreis für die Riegel.«
»Wenn er nicht von den Hypnos unterbrochen wurde«, warf Label ein. »Notfalls müssen wir zum Nordeingang hinüber. Das bedeutet einen Marsch von vierzehn Kilometern.«
Ich wagte nicht daran zu denken und rannte los. Die vierzig Meter überwand ich trotz der hinderlichen Kleidung in viereinhalb Sekunden. Barts und Label brauchten fast zwei Sekunden länger. Hannibal war infolge seiner aufgepeitschten Kräfte noch etwas schneller.
Keuchend schlitterten wir die Rampe hinunter und kamen vor dem Schott zum Stehen. Ich fand den Schalter, der von irdischen Technikern angebracht worden war. Die Gefährten drohten zu erstarren. Es war noch kälter geworden. Ein leichter Wind kam auf.
Ich schätzte die Temperatur auf minus vierzig bis fünfundvierzig Grad Celsius. Die Atemluft kühlte merklich ab. Ich versuchte, sie in Mund und Nase vorzuwärmen, ehe ich sie endgültig einsog. Es war vergeblich. Der Sauerstoff stach in den Lungen und machte die Kehle allmählich gefühllos.
Dann öffnete sich das Schott. Langsam schwang es nach innen. Wir zwängten uns durch den
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