Offensive Minotaurus
reflektierte das schräg einfallende Sonnenlicht. Geblendet schlossen wir die Augen. Als wir sie wieder öffneten, sahen wir, daß der Kreuzer vom Boden abgehoben hatte. Der Düsenlärm war nicht mehr so stark. Eine sonnenhelle Lohe schoß aus der unteren Polkuppel des Rumpfes.
Trotz seiner enormen Größe konnten wir das Raumschiff von hier aus mit einem Blick übersehen. Es flog nach Süden davon und setzte etwa fünf Kilometer von den Druckblasen entfernt erneut auf. Da wußte ich, wie vorsichtig der Kommandant der Monstren war.
Barts sah mich an. In seinen Augen glomm ein Funke der Erleichterung. Wahrscheinlich hatte er angenommen, die Hypnos flogen endgültig ab. Label und Hannibal kamen an und legten sich neben uns auf den Boden. Von hier aus genossen wir einen wunderbaren Blick auf die Kuppeln. Wir befanden uns etwa zweihundert Meter hoch.
»Taktische Landeplatzverschiebung«, sagte ich laut und deutlich. Die Marsluft war ein schlechter Schalleiter.
»Das verstehe ich nicht«, rief Label nervös. »Was heißt ›taktische Landeplatzverschiebung‹?«
»Daran sind wir schuld, Doc. Die Hypnos rechnen mit allem, sogar mit einem blindwütigen Angriff auf ihr Schiff. Sie wissen, daß wir mindestens wirkungsvolle Handfeuerwaffen besitzen. Sie gehen nicht das Risiko ein, unter Umständen von den Druckblasen aus beschossen zu werden. Da – sehen Sie! Jetzt bemerken Sie den zweiten Grund für den Standortwechsel.«
Der kugelförmige Rumpf begann plötzlich in blauem Feuer zu leuchten. Es verdichtete sich für einen Augenblick, so daß man die Konturen des Schiffes nicht mehr ausmachen konnte. Als sie wieder erkennbar wurden, verschwammen sie in einem irisierenden Flimmern von zartem Blau.
»Ein Energieschirm«, sagte Hannibal mutlos. »Jetzt ist es endgültig vorbei. Da kommt niemand hindurch. Großer, ich kapituliere. Selbst wenn Manzo eine Megatonnen-Bombe bei sich hätte – nun wäre sie wirkungslos. Wir könnten sie ruhig vor dem Schutzschirm zünden. Damit jagen wir nur die Druckblasen in die Luft.«
Ich hatte während des langen Marsches einen Plan erwogen. Er war verwegen und wahrscheinlich auch das Produkt meiner Panik, aber es war immerhin ein Plan. Die Chancen standen für uns eins zu hundert. Ich war gewillt, die geringe Möglichkeit auszuschöpfen.
Meine letzte Psi-Einstellung auf den Kommandanten hatte bewiesen, daß er doch viel unruhiger war, als wir angenommen hatten. Er kalkulierte alle Möglichkeiten durch, die ein Telepath haben konnte. Dabei hatte er mich sogar direkt angesprochen und mir mitgeteilt, er wüßte, daß ich ihn belausche.
Natürlich hatte der Kommandant nur seinen Verdacht geäußert, aber er war zutreffend. Die Monstren waren nicht nur überragend intelligent, sondern auch erfahren im Umgang mit Fremdintelligenzen. Sie wußten, wie sie sich zu verhalten hatten und daß mir die Informationen nichts nützten.
Ich schirmte mich gegen Hannibal ab und zog mich in die Sichtdeckung des Höhenzuges zurück.
Anschließend erteilte ich die letzten Befehle.
»Dr. Label – Sie und Major MA-23 bleiben hier. Barts und ich besitzen die größten Kraftreserven. Es genügt, wenn wir allein bis zu Manzo vorstoßen. Hannibal, du paßt auf Label auf. Sie müssen sich vorsichtshalber fesseln lassen, Doktor. Halten Sie hier die Stellung und versuchen Sie, Barts und mir im schlimmsten Falle Feuerschutz gegen angreifende Luftgleiter zu geben. Das Grab ist nur noch drei Kilometer entfernt. Mit den Minirakgeschossen können Sie ohne weiteres die Distanz überwinden. Ich bleibe mit Hannibal in telepathischer Nachrichtenverbindung. Ludinow ist tot. Ich kann ihn nicht mehr orten.
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