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Oft

Oft

Titel: Oft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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zusammenballte.
    »Am neunten November, das ist in dreieinhalb Wochen«, verkündete Timmy freudig.
    »Und wie alt wirst du?«
    Wie von der Tarantel gestochen sprang Lauren auf. »Oh verdammt, ich glaube, ich habe das Bügeleisen nicht ausgemacht«, sprudelte sie hektisch heraus. »Ich hatte ja gar nicht vor, so lange zu bleiben. – Wir müssen sofort fahren.«
    Bevor Timmy wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihn vom Stuhl gezogen und strebte zur Tür.
    »Danke für das Essen«, warf sie Joyce hastig über die Schulter zu, »ich rufe dich an.«
    Ohne ein weiteres Wort stürzte sie mit Timmy an der Hand nach draußen. Sie eilte auf ihren Wagen zu, ließ mit zitternden Fingern den Motor an und preschte davon.
    »Mom, jetzt fahr doch langsamer«, beklagte Timmy sich, »du wirst uns noch umbringen, und dann brennt die Wohnung garantiert ab.«
    Abrupt trat sie auf die Bremse und brachte das Auto am Straßenrand zum Stehen. Sie legte die Stirn aufs Lenkrad, während ihr heiße Tränen über die Wangen liefen.
    »Mom, warum weinst denn?«, fragte Timmy zaghaft. »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch«, murmelte sie tonlos und wischte sich energisch mit dem Handrücken über die Augen, »mach dir keine Gedanken, es ist alles in bester Ordnung.«

11
    »Das war ja ein stürmischer Abgang«, sagte Ryan kopfschüttelnd, nachdem Lauren und Timmy verschwunden waren.
    Joyce zuckte mit den Schultern. »Nimm es ihr nicht übel, sie ist ab und zu ein bisschen gestresst. Aber das ist ja auch kein Wunder. Sie arbeitet viel und Timmy ist in einem Alter, wo er manchmal nicht so ganz pflegeleicht ist. Es ist eine große Verantwortung, und ich muss sagen, ich bewundere sie, wie sie mit allem zurechtkommt.«
    »Wenn du mich fragst, ist es höchste Zeit, dass sie endlich einen Mann an ihrer Seite hat«, brummte Callan. »Auch wenn Timmy drei Onkel hat, die sich um ihn kümmern, so können wir ihm doch keinen Vater ersetzen.«
    »Lauren ist nicht verheiratet?«, fragte Ryan überrascht.
    »Nein«, Joyce schüttelte mit dem Kopf, »aber das wird sich wohl bald ändern.«
    Diese Antwort gab ihm einen kleinen Stich. »Sie hat Timmy alleine großgezogen?«, lenkte er sich jedoch sofort davon ab.
    »Ja, und es war nicht einfach für sie. Als unser Vater damals mitbekommen hat, dass sie schwanger ist, hat er sie vor die Tür gesetzt. Sie war zu stolz, um Hilfe anzunehmen, auch von uns nicht, und hat sich all die Jahre völlig alleine durchgebissen«, berichtete Callan.
    Ryan starrte ihn an. »Hat der Vater des Jungen sich denn nicht um ihn gekümmert?«
    »Es gibt keinen Vater«, erwiderte Callan, um sich dann zu korrigieren, »das heißt, natürlich gibt es einen Vater, aber keinen, der diesen Namen verdient hätte. Lauren hat uns nie gesagt, wer Timmys Erzeuger ist, niemand außer ihr weiß das. Ich nehme an, der Dreckskerl hat sie einfach sitzen lassen, und wenn ich ihn jemals in die Finger kriegen sollte, kann er sich warm anziehen.«
    Callans Ton klang äußerst unheilverkündend, und Ryan schluckte, allerdings nicht wegen dieser Drohung, sondern weil sein Mund sich plötzlich staubtrocken anfühlte.
    Konnte es sein, dass …? Unmerklich schüttelte er den Kopf. Nein, das war unmöglich. Lauren hätte ihm das gesagt, niemals hätte sie ihm so etwas Wichtiges verschwiegen. Sie hatten sich geliebt, wollten zusammenbleiben, hatten sogar Heiratspläne geschmiedet – nein, sie würde ihm eine Schwangerschaft nicht verheimlicht haben. Andererseits …
    »Was ist los?«, fragte Joyce, die sein Mienenspiel beobachtet hatte. »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, ich habe nur gerade darüber nachgedacht, wie schwierig es sein muss, ein Kind alleine großzuziehen«, beteuerte er eilig.
    Hastig wechselte er das Thema und begann, sich mit Callan über dessen geplante Pferdezucht zu unterhalten. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu Timmy und Lauren. Der leise Zweifel, der ihn bei Callans Schilderungen beschlichen hatte, saß plötzlich wie ein Stachel in ihm fest und ließ sich nicht verdrängen.
    Er beschloss, die Renovierungsarbeiten zu nutzen, um die Wahrheit herauszufinden. Er musste unbedingt wissen, ob Timmy sein Sohn war, und das schnell, bevor ein anderer auf die Idee kam, den Vater für ihn spielen zu wollen.
     
    Am Sonntagmittag rief Joyce bei Lauren an und wollte wissen, ob sie Lust hätte, mit Timmy an den Silver Lake zu kommen.
    »Callan ist zu einem Pferdezüchter gefahren und wird wohl vor heute Abend nicht zurück sein. Ich hätte

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