Oft
ausgezeichnet, und sehr viel schlimmer kann es ja nicht werden. Es ist also auf jeden Fall einen Versuch wert.«
Schweigend starrte sie ihn an, versuchte zu begreifen, was er ihr da gerade erzählte, während eine stählerne Hand nach ihrem Herzen griff und es zusammenpresste.
»Gut«, sagte sie nach einer endlos erscheinenden Weile, »gut, dann mach das.«
»Lauren, was hast du denn?«
»Nichts«, entgegnete sie hastig, »es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde, vielleicht sollte ich mich hinlegen.«
Bevor er reagieren konnte, war sie aus der Dusche gestiegen, wickelte sich in ein Handtuch und verließ fluchtartig das Bad. Wie in Trance lief sie hinüber in ihre Wohnung, betrat das Schlafzimmer, zog sich mechanisch einen Jogginganzug über und ließ sich auf ihr Bett fallen.
Sekunden später stand Ryan in der Tür, ein Handtuch um die Hüften geschlungen.
»Lauren, du wirst mir jetzt auf der Stelle sagen, was in dich gefahren ist«, verlangte er verärgert. »Ich hatte gehofft, dass du dich über diese Neuigkeit freuen würdest, aber offenbar lag ich da falsch. Also was ist dein Problem?«
Sein schroffer Ton ließ plötzlich eine ungeahnte Wut in ihr aufsteigen, und sie sprang vom Bett hoch.
»Was mein Problem ist, willst du wissen? Bitte, ich werde es dir sagen. Mein Problem ist, dass du es offenbar kaum erwarten kannst, zu deinen verdammten Rodeos zurückzukehren. Sobald dein Bein wieder in Ordnung ist, wirst du von Stadt zu Stadt ziehen und Kopf und Kragen riskieren, und es wird dir egal sein, dass hier eine Frau sitzt, die dich liebt, und sich Sorgen um dich macht, genau wie früher. Hast du auch nur ein einziges Mal an mich gedacht, an die Ängste, die ich deinetwegen ausgestanden habe?
Du wolltest wissen, warum ich damals Schluss gemacht habe – ich werde es dir sagen: Als ich gemerkt habe, dass ich schwanger bin, musste ich eine Entscheidung treffen. Ich habe mir eine Familie gewünscht, einen Mann, der bei mir und bei meinem Kind ist und sich um uns kümmert, und nicht einen Kerl, um dessen Leben ich ständig bangen muss. Denkst du, ich wollte meinem Kind irgendwann einmal sagen müssen, dass sein Vater sich in der Arena den Hals gebrochen hat?«
Unter ihren anklagenden Worten war Ryan kreidebleich geworden. »Deswegen also«, entfuhr es ihm bitter. »Warum hast du mir das nie gesagt?«
»Ja,
deswegen
. Und wie hätte ich es dir denn sagen sollen? Du warst immer so begeistert von deinen Rodeos, ich wusste, wie sehr dein Herz daran hängt und ich wollte deiner Karriere nicht im Weg stehen. Andererseits wollte ich aber auch nicht zu Hause sitzen und drauf warten, dass irgendwann jemand vor der Tür steht und mir deinen Hut, deine Chaps und deine Stiefel in die Hand drückt. Ich wollte dich nicht zwingen, das aufzugeben, was dir am wichtigsten war, und ich wusste, dass du es auch nicht aufgeben würdest. Daher habe ich es vorgezogen, mein Kind alleine großzuziehen, ich wollte es nicht dieser ständigen Angst aussetzen.«
»Natürlich«, sagte er zynisch, »du wusstest das alles so genau, und offenbar weißt du es ja dieses Mal ebenfalls so genau. – Dir wäre es also lieber, wenn ich für den Rest meines Lebens ein Krüppel bleibe, nur damit ich nicht mehr auf ein Pferd steige, ja? Ist es das, was du willst?«
»Denkst du auch nur eine Sekunde an Timmy?«, fuhr sie fort, ohne auf ihn einzugehen. »Du tauchst hier auf, schwingst große Reden von Sorgerecht, und dass du dich um ihn kümmern willst – wie denn bitteschön? Vom Pferderücken in der Arena aus? Oder vom Friedhof aus, wenn du dir endgültig das Genick gebrochen hast? Du bist sein Vater, aber denkst du auch mal darüber nach, was er von einem Vater hat, der ständig mit dem Risiko spielt, irgendwann im Rollstuhl zu enden?«, schrie sie ihn an. »Dir geht es doch nicht um Timmy oder mich, es geht dir nur um dein verletztes Ego, du willst dir unbedingt beweisen, dass du immer noch ein ganzer Kerl bist.«
Seine Augen sprühten Blitze in ihre Richtung. »Ich frage dich noch mal«, wiederholte er gefährlich ruhig, »Wäre es dir lieber, ich würde für den Rest meines Lebens ein Krüppel bleiben?«
Sie schwieg, während ihr Blick sich ein erbittertes Duell mit dem seinen lieferte.
»Gut«, sagte er schließlich eisig, »dann haben wir uns wohl nichts mehr zu sagen. Ich fliege am Freitag nach Luzern, und ich werde danach nicht wieder hierher zurückkehren. Bis dahin möchte ich gerne noch die restliche Zeit mit meinem
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