Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
Vom Netzwerk:
was trinken?«
    Sie schießt, sie trifft.
    »Ja, bitte, oh, danke. Aber lieber einen Weißwein, von diesem Bier muss ich aufstoßen.«
    Ich werde rasch mit dem Bruder seines besten Freundes bekannt gemacht, der neben ihm steht. Im Geiste speichere ich ihn als möglichen Verehrer für Julia ab, die unbedingt aufgemuntert werden muss, nachdem sie im Taxi mit diesem Typen, den sie vor den Kopf gestoßen hatte, ohnmächtig geworden ist. Beast II kommt zurück. Das Spiel beginnt wieder. Wir entwickeln uns zu einer kleinen zerrütteten Familie, die schmollt, die Fäuste erhebt und stöhnt. Die Jungs schießen wieder ein Tor. Dieses Mal lande ich in der Achselhöhle des Cherubs. Ich liebe Fußball.
    Das Spiel ist zu Ende, und Cherub wendet sich mir lächelnd zu. Ich strahle zurück.
    »Also, ich muss jetzt sofort zurück an die Arbeit. Ich bin Redakteur. Ich arbeite oft zur Unzeit.«

    Zwei Gedanken schießen mir durch den Kopf:
    1. Er ist Redakteur. Beeindruckend!
    2. Er möchte mich nicht sofort zum Soho Square abschleppen, um ein bisschen zu fummeln. Schade!
    »Aber in ein oder zwei Stunden habe ich frei, falls du dann noch auf einen späten Drink irgendwohin möchtest.«
    »Oh, ich habe morgen ein Vorsprechen«, erwidere ich. »Ich sollte wirklich zeitig zu Bett gehen.«
    »Äh, ich hoffe, du hältst mich nicht für einen Schwachkopf, wenn ich das sage, aber ich mag dich wirklich. Es ist nur, ich ziehe nächste Woche nach Australien.«
    Ich fühle mich, als hätte jemand plötzlich den Stecker rausgezogen. Mir wird klar, dass dies ein netter, sinnloser Augenblick ohne Zukunft war.
    »Ach wie schön! Das ist ja großartig! Wie aufregend, Australien ist ja was ganz Besonderes«, sprudele ich los. Blödes Australien, da ziehen fast alle hin.
    »Ich habe ziemlich viel zu tun, aber ich würde dich wirklich gern für eine Nacht sehen, bevor ich weggehe.«
    Ich sehe ihn an. Er zwinkert mir zu. Mir wird klar, dass er nur eine schnelle Nummer will. Schlichtes nacktes Gerangel, anstelle von faulen Vormittagen an einem Strand in der Toskana, an denen man versucht, ein Kreuzworträtsel zu lösen, ehe man nackt ins Meer springt und sich küsst. Sex wäre nicht schlecht, wie ich zugeben muss. Aber ich weiß, dass eine Nummer für eine Nacht mich nicht glücklich macht. Nein. Es muss nein heißen. Ich habe meine Regeln und meine Moral. Schließlich bin ich eine Vorkämpferin für die Frauen.
    »Dreister Mistkerl!«, rufe ich und gebe ihm meine Telefonnummer. »Nein« ist manchmal ein Wort, das sich
schwer aussprechen lässt. Ich bin genauso sehr Vorkämpferin für die Frauen, wie es eine Veganerin für Lammkeule ist, überlege ich, als ich ihn weggehen sehe.
    Beast II verabschiedet sich von mir mit einer tierischen Umarmung. Der Druck bringt mich dazu, einen langen, befriedigenden, stundenlang zurückgehaltenen Rülpser in sein Ohr zu blasen. Wonne. Ich meine, eine leichte Erschütterung des Kellerbodens zu spüren.
    »Gutes Mädchen!«, sagt er voller Stolz. »Jetzt klingst du auch noch wie meine Exfrau.«
     
    Zurück in meiner Wohnung, gehe ich auf Zehenspitzen in mein Zimmer. Aus Simons Zimmer höre ich Geräusche fleischlicher Lust. Ich höre es gern, wenn Leute Spaß miteinander haben. Nicht in erotischer Hinsicht, sondern einfach weil es guttut, obwohl Ruths Geheul sich heute Nacht so anhört, als hätte Simon sie durchbohrt und wäre stecken geblieben. Ich schleiche in mein Zimmer und versuche, sie nicht zu stören. Plötzlich spüre ich etwas Hartes, das mich an der Stirn trifft. Einen Moment lang schwanke ich. Dann werde ich ohnmächtig.

9
    Manchmal muss ich beim Vorsprechen wirklich langweilige Zeilen vortragen. Heute ist so ein Fall.
    FRAU II: Ich warte hier schon seit zwei Stunden mit meinem Sohn. Er wird immer unruhiger. Kommen wir jetzt bald dran?
    MANN AN DER ANMELDUNG (seufzt): Ich denke schon.
    FRAU II: Hoffentlich haben Sie recht.
     
    Das Problem mit solchen Zeilen ist, das ich mich selbst langweile, wenn ich sie aufsage. Deshalb dürfte es für jeden, der sie sich anhören muss, schwer sein, nicht ins Koma zu fallen. Ich habe aus diesem Grund beschlossen, dass Frau II Angst um ihren Sohn hat. Wenn Leute Angst haben, entwickeln sie oft ein Stottern. Frau II sollte deshalb leicht stottern. Ein leichtes Stottern ist für kleine Rollen ganz wunderbar, denn es bedeutet mehr Zeit vor der Kamera. Außerdem findet Frau II den Mann von der Anmeldung sympathisch. Deshalb sagt sie auch: »Hoffentlich haben Sie recht«,

Weitere Kostenlose Bücher