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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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sieht nicht mich an, ihr finsterer Blick gilt Rachel Bird. Es ist ein ganz hervorragender böser Blick. Daneben sieht mein eigener Blick vernichtender Verachtung aus, als wäre Bert ein wenig verstimmt über Ernie. Und Rachel Bird bekommt es offensichtlich mit der Angst, was nicht überrascht. Selina Gutteridge geht zielstrebig auf Rachel Bird zu und stellt sich vor sie. Rachel Bird versucht, etwas zu sagen, wird aber durch eine laute Ohrfeige zum Schweigen gebracht. Ich halte die Luft an. Ich habe noch nie eine richtige Ohrfeige gesehen. Das darf ich nicht vergessen, für den Fall, dass ich in einer Rolle mal jemandem eine verpassen muss. Rachel Bird greift sich an die Wange und steckt langsam iPod und BlackBerry in ihre Tasche und schlurft dann aus dem Raum.
    »Hm, tschüss, Rachel, ich werde, hm, einen Blick auf deinen Blog werfen«, murmele ich. Da dreht sich Selina plötzlich herum und starrt mich an. Ich gebe einen jaulenden Laut von mir, weil ich damit rechne, auch eine Ohrfeige zu bekommen.
    »Das würde ich nicht tun. Er ist ekelhaft. Heiße Geschichten darüber, dass sie mit den Männern anderer Frauen ins Bett steigt.« Sie spuckt diese Worte aus, als wolle sie ein in ihrer Kehle festsitzendes Haar herauswürgen.

    »Oh«, hauche ich aus Angst vor den leidenschaftlichen Schritten, die Selina womöglich als Nächstes unternehmen wird, aber sie fällt einfach in sich zusammen. Sie lässt die Schultern fallen, ihr Kopf sinkt auf die Brust, und ich rechne damit, dass sie zu weinen anfängt.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, frage ich leise.
    Sie blickt zu Boden und schüttelt den Kopf. Dann holt sie tief Luft und sammelt sich wieder. Langsam richtet sie den Kopf auf. Ich warte darauf, dass sie irgendwas Tiefschürfendes von sich gibt. Tut sie aber nicht.
    »Was um Himmels willen ist denn mit Ihrem Kopf passiert, Sarah?«
    »Oh, ich hatte einen Zusammenstoß mit ein paar Regalen«, erwidere ich. Mein Kopf tut richtig weh. Ich fasse vorsichtig dran und spüre frisches Blut an meinen Fingern.
    »Warten Sie, da ist etwas drin«, sagt sie, hält mich fest und untersucht meine Wunde. »Da, lassen Sie es mich rausholen. Es ist ein kleines Stück Plastik.«
    Sie holt ein Taschentuch aus ihrer Tasche. Und unter Qualen zieht Selina Gutteridge mir ein kleines Stück von Rachel Birds BlackBerry aus der klaffenden Kopfwunde. Ich habe keine Ahnung, wie es da reingekommen ist, und so ein Manöver habe ich bisher auch in keinem Buch über Vorsprechtechniken gelesen. Aber es funktioniert.
    »Also gut, Sarah, wie es aussieht, haben Sie die Rolle«, sagt sie mit einem Lächeln. »Ihre Mitbewerberin hat gerade das Gebäude verlassen. Sie können genauso gut nach Hause gehen.«

10
    »Sollen wir noch ein bisschen in dem versauten Blog deiner Freundin lesen?«, fragt Julia und tunkt aufgeregt ein Croissant in ihren Cappuccino.
    »Okay«, erwidere ich mit einem Stück Toast im Mund.
    »Es ist verdammt scharf!«
    »Julia!«
    »Was denn?«
    »Hör auf zu fluchen. Es sind Kinder anwesend.«
    »Du bist heute aber mürrisch, Sare.«
    »Bin ich nicht!«
    »Doch, bist du. Und das nur, weil ich deinen verdammten Blog nicht gelesen habe, nicht wahr?«
    »Nein!«
    »Aber ja. Ich weiß, dass es so ist. Sarah, wir reden jeden Tag miteinander, ich weiß also, was in deinem Leben passiert. Warum sollte ich es dann auch noch lesen?«
    »Nun, du brauchst es ja gar nicht zu lesen, klick ihn einfach häufig an, wenn du nichts zu tun hast, dann habe ich jede Menge Treffer auf meinem Sitemeter. Bis jetzt sind es nur zweiundvierzig.«
    »Sarah! Du bist abartig!«
    »Julia!«
    »Komm, lass uns das über Masturbation lesen.«
    »Julia!«
    »Was?«

    »Du sagst ständig ›verdammt‹, und jetzt hast du auch noch ›Masturbation‹ gesagt, und wir sind in einem Café voller Kinder.«
    »Wo steht es denn? Ach ja, hier haben wir’s: ›Ich masturbiere mit Begeisterung zu jeder Zeit, an jedem Ort, egal wo‹«, liest sie vor. Absichtlich laut.
    Klosterschülerinnen stehen in dem Ruf, zügellos zu sein. Rachel Birds Blog, Beichten einer Klosterschülerin , versucht in keiner Weise dies zu widerlegen. Er ist so gepfeffert, dass ich meine ganze Tintenpatrone leer gemacht habe, um das meiste davon für Julia auszudrucken. Wir haben bereits die Stelle gelesen, wo sie über den lesbischen Softporno schreibt, den sie in Amsterdam gedreht hat, und den ausführlichen Bericht ihrer Brustvergrößerungsoperation, die ein fünfundsechzigjähriger Araber für sie bezahlt

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