Oh Happy Dates
wolltest dir bei Casualty jemanden angeln!«
»Ich halte mir alle Möglichkeiten offen und meine Leser bei der Stange«, erkläre ich ihm.
Während Simon ziemlich falsch »Großpapa, wir lieben dich« pfeift, beginne ich die Nummer zu wählen.
30
Eamonn Nigels holt mich ab! Der einzige Mensch, der mich normalerweise abholt, um mich irgendwohin zu bringen, ist mein Dad. Nicht gerade das beste Omen. Ich bin so ner vös, dass ich mir zwei Fingernägel und den größten Teil meiner Unterlippe abgeknabbert habe, und jetzt renne ich aufgeregt hin und her.
Meine Ängste lassen sich weitestgehend in drei Kategorien einteilen:
1. Was ziehe ich an? Ich informierte mich bei Google über das Restaurant, in das er mich ausführt. Es ist eins der besten Restaurants der Welt. Ich war noch nie in einem »besten Restaurant der Welt«, also weiß ich auch nicht, was dort erwartet wird.
2. Was esse ich? Es handelt sich hierbei um ein Restaurant, das Dinge wie Schweinsfüße und Schafshirn auf der Speisekarte hat. Ihre Spezialität sind … Markknochen. Markknochen!
3. Was sage ich? Ich spiele außerhalb meiner Liga. Es ist, als stünde ich im Umkleideraum des Londoner Fußballstadions und zöge mir mit spastisch zuckenden Händen mein Trikot vom Piddletrenthide-Pub-Team über den Kopf. Ich soll gegen den FC Arsenal spielen. Auswärts.
Mein unruhiger Gang führt mich ins Wohnzimmer. Ruth sitzt auf dem Sofa, der Fernseher ist aus, und sie schüttelt still ihren Kopf.
»Du siehst hübsch aus, Sarah!« Das klingt so überrascht, dass ich mich nicht richtig freuen kann.
»Danke, ich habe eine Verabredung«, teile ich ihr mit und spähe nervös aus dem Fenster.
»Oh«, sagt sie traurig.
»Alles in Ordnung mit dir?«, frage ich.
»Wie kommst du nur mit all den Kartons in der Wohnung klar?«, seufzt sie.
»Weiß nicht. Sie sind recht lustig, und die Cocktails schmecken gut. Ich werde sie vermutlich vermissen, wenn sie weg sind.«
Ihr hübsches Gesicht verfinstert sich.
»Ich finde sie abstoßend. Simon scheint das gar nichts auszumachen. Er ist ein wirklich sehr talentierter Junge, Sarah. Warum kümmert er sich nicht um einen anständigen Job?«
»W-was«, stammele ich. Bei den Worten »anständiger Job« zuckt mein Körper zusammen. Ich glaube, einer der Gründe, weshalb Simon und ich so gute Freunde geblieben sind, ist die gemeinsame Überzeugung, dass man anständige Jobs unter allen Umständen meiden sollte. Ich betrachte Ruth, die in ihren sauberen Schuhen und dem gebügelten Hosenanzug vor mir sitzt.
»Ach Ruth, das ist doch nur ein Mittel für ihn, um Geld zu verdienen, damit er sein Hilfsprojekt aufbauen kann.«
»Was denn für ein Hilfsprojekt?«
»Bedürftigen Kindern Abenteuerurlaub zu ermöglichen.«
»Wie bitte?«
»Hm.« Ich habe keine Ahnung, warum Simon seiner
Freundin nichts von der Mission seines Lebens erzählt hat.
»Hat er dir gesagt, er möchte eine wohltätige Einrichtung aufbauen?«
»Hm.«
»Er kann es sich doch nicht mal leisten, mit mir in Urlaub zu fahren! Und dann redet er davon, Kinder verreisen zu lassen!« Sie ist wütend.
»Oh Ruth. Du solltest stolz sein. Er wird nicht ewig dieses Zeug verkaufen.«
»Sarah, er kam vergangene Woche in einem Sombrero zu mir an meinen Arbeitsplatz und sang das Lümmellied. Und meinem Boss schenkte er einen von diesen bescheuerten Cocktails.«
Mehr schlecht als recht versuche ich, mir das Lachen zu verkneifen.
»Ich muss nur mal schnell meinen Dad anrufen«, sage ich zu ihr. Sie nickt und verlässt den Raum. Meinen Dad anzurufen, ist gar keine so schlechte Idee. Er kann mich beruhigen und mir zu besserem Verständnis für ältere Männer verhelfen.
Ein langes Piepen. Dann sagt mein Vater »Mist« und lässt den Hörer fallen.
»Du hast dich immer noch nicht daran gewöhnt, dass du ein Telefon mit Faxfunktion hast, nicht wahr?«, lache ich.
»Blödes Ding«, schimpft er. »Val, Val! Ich habe Sarah am Telefon. Ein Gin Tonic wäre jetzt genau das Richtige!«, schreit er. »Also dann, was kann ich für dich tun?«
»Ich habe eine Verabredung, Dad«, sage ich in traurigem Ton.
»Oh, dann klappt das also gut mit deinen Abenteuern, Sarah, und wir können nur hoffen, dass er nicht auch wieder gruftlich ist.«
»Gruft -ig , Dad!«, korrigiere ich ihn. »Er ist kein Grufti. Ich kenne ihn. Aus dem Café. Aber er ist viel älter als ich.«
»Wie viel älter?«, erkundigt mein Vater sich beiläufig.
»Achtundzwanzig Jahre«, sage ich leise.
Mein Vater
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