Oh, Mandy
fertig?”
Jesse saß auf der Veranda vor der Unterkunft der Arbeiter und hatte die Stiefel auf das Geländer gelegt. Dunkelheit umgab ihn, nur das Surren der Mücken drang an sein Ohr.
Gereizt scheuchte er sie mit der Hand weg, während er sich innerlich einen Dummkopf nannte.
Er hätte ihre Hand wegschlagen sollen, als Mandy es gewagt hatte, ihn zu berühren. Aber nein, er musste es ja unbedingt zulassen! Er war so dumm gewesen, auf ihre tränennassen Augen hereinzufallen.
Er wusste sehr gut, wenn Jaime nicht aufgetaucht wäre, hätte er Mandy in die Arme gezogen, die verräterischen Tränen weggeküsst und seine Hände über ihre verführerischen Kurven gleiten lassen.
Dabei wollte er sie auf diese Weise gar nicht berühren. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, Mandy nicht zu trauen. Sie machte Versprechungen, die sie nicht einhielt, und er hatte nicht vor, noch einmal in diese Falle zu tappen.
Jetzt hatte er einen Sohn. Und dieser Sohn war alles, was er von Mandy McCloud wollte.
Margo trat in den Stall und blinzelte, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
In der Mitte des Stalls stand Pete und sattelte sein Pferd.
„Wo ist er?” fragte Margo ungeduldig.
Pete wandte den Kopf. „Wenn Sie Jesse meinen, der ist nicht hier.”
„Das sehe ich. Wo ist er?”
Pete drehte sich wieder zu seinem Pferd und zog die Steigbügel fest. „Wohin er geht und was er tut, ist seine Sache, nicht meine.”
Margo verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf Petes Rücken. „Ich hätte mir denken können, dass Sie mir nicht sagen, wo er sich herumtreibt.”
„Warum fragen Sie dann erst?” brummte Pete.
Wütend schnappte Margo nach Luft, weil Pete so offensichtlich ihre Stellung als Herrin der Circle-Bar-Ranch missachtete. Solange Wade noch am Leben war, hätte er sich niemals getraut, so mit ihr zu reden. Aber anscheinend hatte er das Gefühl, dass er ihr nicht länger den nötigen Respekt zu zeigen brauchte, seit Jesse gekommen war, um seine Erbschaft anzutreten.
„Sie haben schon immer versucht, ihn in Schutz zu nehmen”, meinte sie bitter. „Selbst damals, als er noch ein Kind war.”
„Irgendjemand musste sich ja um den Jungen kümmern”, entgegnete Pete. „Weder Sie noch Wade wollten diesen Job übernehmen.”
„Es war nicht meine Aufgabe, mich um ihn zu kümmern. Er war Wades Bastard, nicht meiner!”
Bei dem Wort „Bastard” drehte Pete sich langsam herum. „Sie sollten Ihre Worte vorsichtiger wählen, Margo”, warnte er sie. „Der Bastard, wie Sie ihn eben nannten, ist jetzt der Besitzer dieser Ranch.”
Margo wirbelte wütend herum. „Nicht, wenn ich es vermeiden kann.”
Und wenn sie herausfinden wollte, wo Jesse seine Zeit verbrachte … nun, da hatte sie auch noch andere Quellen.
Jesse stand in der Mitte der Pferdekoppel auf der Double-Cross-Heart-Ranch und richtete seinen Blick aufmerksam auf den nervös tänzelnden Hengst. Seit vier Tagen arbeitete er nun schon mit Judas und war nicht näher dran, ihm einen Sattel aufzulegen, als am ersten Tag.
„Ruhig, Junge”, murmelte er beschwichtigend. „Ganz ruhig.”
Als Antwort stellte der Hengst sich auf die Hinterbeine.
„Ist ja gut. Du bist der King. Niemand streitet das ab.” Jesse machte einen Schritt auf ihn zu und streckte die Hand aus. „Aber selbst der King kann gezähmt werden”, murmelte er.
„Und, mein Lieber, genau das werde ich tun. Also kannst du ebenso gut gleich aufgeben, damit wir beide hier aus der Hitze verschwinden können.”
Der Hengst schien das nicht so zu sehen, denn er hob den Kopf und wieherte laut, bevor er den Kopf wieder senkte und direkt auf ihn zukam.
Jesse schaffte es gerade noch rechtzeitig bis zum Zaun, schwang sich hinüber und landete etwas unsanft auf dem Po.
„Netter Abgang.”
Jesse öffnete ein Auge und sah Gabe über sich stehen. Stöhnend schloss er das Auge wieder und versuchte - ohne sich zu bewegen - festzustellen, ob er sich etwas gebrochen hatte.
„Alles in Ordnung?” fragte Gabe leicht besorgt.
„Ja, ich glaube schon.” Jesse stützte sich auf und betrachtete den schwarzen Teufel auf der anderen Seite des Zauns. „Wenn es nach ihm ginge, würde ich jetzt nicht wieder aufstehen können.”
„Judas ist durch und durch gemein”, erklärte Gabe. „Ich habe Mandy gesagt, sie sollte die Sache mit dem Zureiten einfach vergessen und ihn stattdessen zu den Stuten lassen, damit er das tun kann, wozu er geboren wurde. Aber sie will unbedingt ein
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