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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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orientierst du dich wie ein Matrose? Ist es mit dem Kompass nicht einfacher, als sich für jede Halbkugel und Jahreszeit eine Sternenkarte zu merken? Findest du den Glanz der Sterne so wunderschön oder hattest du zu viel Platz im Kopf?"
    "Kompasse können kaputtgehen", antwortete Kepler und ging in sich. "Ansonsten habe ich keine Ahnung, was der Grund war, Hoca. Ist wohl wie die Frage, ob das Huhn zuerst da war oder das Ei."
    " Für dich das Huhn, du glaubst ja an die Schöpfung", erwiderte Budi. Dann blitzte der Schalk in seinen Augen. "Dann sag mir mal, ob Gott, da er allmächtig ist, einen Stein schaffen kann, den er selbst nicht heben kann."
    "Klar kann er das , er ist allmächtig", antwortete Kepler "Und er kann ihn auch heben, er ist allmächtig. Er legt die Rahmenbedienungen fest, sie zwängen ihn nicht ein." Er sah zu seinem Freund. "Ist dir langweilig?"
    "Ne", meinte Budi. " Du machst dir zu viele Sorgen um diese Mission. Es ist zu früh dafür, also wollte ich ein bisschen philosophieren."
    "Sag mal, willst du nicht lieber produktiv ein deutsches Auto fahren?"
    "Teils aus deutschen Waffen zerschossen, mit Geschossen deutschen U rsprungs, von einem Deutschen auch noch. Na ja, dafür wird es mit afrikanischem Sprit befeuert." Budi seufzte wehleidig. "Los, gib her die Nudel."
    "Nudel?", fragte Kepler mild nach.
    Während er den Wagen vorsichtig abbremste, funkelte Budi ihn an.
    "Das Lenk rad ist doch glitschig, oder nicht?", erkundigte er sich beißend.
    "Hätte ich mich überfahren lassen sollen?", fragte Kepler,
    "Ne", erwiderte Budi ätzend. "Aber musst du deswegen gleich ein ganzes Magazin verschießen, Herr Eulenspiegel?"
    " Fürs Protokoll – das halbe. Das schien mir zu dem Zeitpunkt angebracht."
    Sie stiegen aus und machten schnell ein paar Dehnübungen. Nachdem Budi den Motor gestartet hatte, warf er einen Blick auf die Tankanzeige.
    " Wir müssen nach Uvira", sagte er.
    Kepler sah auf den Kompass und deutete nach vorn rechts.
    "Da hin", sagte er.
    "Ich bleibe auf der Straße", meinte Budi. "Wenn du nichts dagegen hast."
    "Aber b itte."
    " Sehr gerne."
    Budi fuhr los und begann, ein endloses Lied fast verständlich vor sich hin zu summen. Er war aber nicht halbwegs imstande, richtige Töne zu treffen. Kepler grinste erst. Dann nervte die Kakophonie ihn nur noch. Er bat um Ruhe. Budi ignorierte es und malträtierte ihn weiter mit schiefen Tönen, die er hin und wieder mit kurzem kreischendem Aufjaulen unterbrach. Dann quäkte er weiter. In dem Moment, als Kepler fast explodierte, verstummte Budi, und wohltuende Stille breitete sich aus. Und eine seltsame, entspannte Gelöstheit.
    Uvira lag am Nordufer des Tanganjikasees. Es war eine recht große Stadt mit über hundertfünfzigtausend Einwohnern . Sie bestand aber zum größten Teil aus kleinen Häusern, die meisten davon waren aus Lehm oder Lehmziegeln. Die Straßen waren nicht anders als die im Umland, einfach festgefahrene Rinnen im Boden. Lediglich die Nummer Fünf wies die Reste einer Befestigung auf.
    Kurz bevor Kepler und Budi auf dem Überbleibsel dieser Schotterpiste die Stadt erreichten, sahen sie das Glück in Form einer im Wind schaukelnden Laterne. Ihr schwaches Licht erhellte sporadisch das Logo von Burren Energy an einem großen gelben Tank.
    Es dauerte eine halbe Stunde, den Tankwart zu wecken, der in einer Hütte direkt neben seiner explosiven Ware hauste. Keplers linguistischem Talent zum Trotz behauptete der Tankwart, lediglich zehn Liter Benzin pro Fahrzeug verkaufen zu dürfen. Der Anblick des grünbedruckten Papiers im Wert von zwanzig Dollar unterband seine Frage nach dem Zustand des G , aber über die späte Stunde schwadronierte er lange. Erst ein Bildnis von Benjamin Franklin überzeugte den Mann davon, dass eine ganze Fahrzeugkolonne vor seinem kümmerlichen Anwesen angehalten hatte. Er füllte den Tank des Mercedes für eine Summe, die für andere Menschen in dieser Stadt vermutlich das Jahreseinkommen bedeutete. Für einen weiteren Hunderter plus zwei Dollar pro Liter füllte er die Ersatzkanister auf. Kepler handelte nur solange, dass es nicht zu offensichtlich wirkte, dass er und Budi schnellstmöglich weg wollten. Dass sie überhaupt tanken konnten war schon fast ein Wunder.
    Der Regen war es auch, weil er die Milizen und Soldaten der regulären Armee im Warmen zurückhielt. Zumindest hatte Kepler den Eindruck, dass der selig lächelnde Tankwart genau aus diesem Grund sowohl Zeit als auch Lust zum Handeln hatte. Dann

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