Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Morgen kam. Und die Geiseln waren völlig atemlos.
Kepler sah einen Findling, der fast so groß war wie der, von dem er geschossen hatte. Er befahl Budi, die Geiseln weiter zu führen, kauerte hinter den Stein und machte das MSG feuerbereit, um den Rückzug abzusichern.
Für die letzten fünfhundert Meter brauchten die erschöpften Geiseln fast zehn Minuten. Die Milizen schwärmten schon über das Tal aus, als Budi sich endlich meldete, dass sie beim Auto waren. Kepler rannte los.
Als er am Toyota ankam, saßen die Geiseln schon hinten und Budi verstaute den Rucksack im Kofferraum. Kepler warf ihm das Gewehr zu und sprang in den Fahrersitz. Während Budi einstieg, drehte Kepler sich um und sah auf die Geiseln. Der Chinese war völlig erschöpft, aber seine Hand hielt immer noch fest die Glock. Als wenn er Keplers Blick spüren würde, öffnete er die Augen und nickte ihm zu. Obwohl sie wussten, wie nah die Verfolger waren, regten beide Südafrikaner sich überhaupt nicht. Anstatt besorgt aus den Fenstern zu blicken, starrten sie leer in die Decke. Zwar in besserer körperlicher Verfassung als der Chinese, waren sie geistig schlechter als er dran. Sie waren gebrochen.
Doch ihr aller Zustand war im Moment bedeutungslos, wichtig war nur, dass sie am Leben waren. Kepler startete den Motor.
Als er den Toyota über den zerklüfteten Boden jagte, kamen die Geiseln allmählich zu sich. Kepler ignorierte ihr Stöhnen, für Rücksicht gab es keine Zeit.
D ie Uhr im Armaturenbrett zeigte schon fast vier. Bald würde es dämmern.
Sie rasten nach Norden. Bald wurde das Fahren um einiges erträglicher. Hier hatte es vor sehr langer Zeit einen Fluss gegeben, der Boden wurde weicher und hinter dem Auto stieg sogar eine kleine Staubwolke auf.
Kepler nickte, als Budi nach ein paar Kilometern nach rechts deutete. Dort öffnete sich im Boden ein tiefer Graben. Laut Karte verlief er fast parallel zur Straße Nummer Zwei. In vier Kilometern sollte er an einem Vulkanfeld enden.
Es lag kurz vor dem letzten Kontrollpunkt, der sich einige Kilometer vor dem Flughafen von Kavumu befand. Im Moment führten die Wagenspuren direkt in dessen Richtung, und der Flughafen bot sich geradezu für die Flucht an. Das könnte die Gegner in die Irre führen. Vorausgesetzt, die Reifenspuren würden auf dem felsigen Boden des Vulkanfeldes schwerer zu erkennen sein. Klappte das, würden die Verfolger zum Flughafen fahren, während Kepler und Budi mit den Geiseln in die direkt entgegengesetzte Richtung rasen würden.
Die Chancen standen eigentlich halbwegs gut, dass diese Vorgehensweise funktionierte. Sie verlängerte jedoch den Fluchtweg. Deswegen dachte Kepler wieder, dass es viel besser gewesen wäre, sie hätten die Verfolger am Haus aus einem Hinterhalt heraus zusammengeschossen.
Dann sah er, dass der Graben endlich aufhörte und lenkte nach rechts.
73. Wenn ihnen einfach nur ein Quäntchen mehr Glück vergönnt wäre, dann hätten alle Reifen es vielleicht über die letzten Schlaglöcher geschafft. Doch der vordere rechte Reifen platzte plötzlich und mit einem lauten Knall.
Kepler brachte den J7 halbwegs sicher zum Stehen. Er und Budi sprangen aus dem Wagen und rissen das Reserverad von der Heckklappe herunter. Während sie hastig das defekte Rad auswechselten, stiegen die beiden Südafrikaner aus.
Bis jetzt hatte keiner von ihnen ein Wort gesagt und wie Schafe ha tten sie alles über sich ergehen lassen. Die Männer blickten sich ängstlich und unschlüssig um. Sie sahen schlimm aus, deswegen ließ Kepler sie frische Luft schnappen.
Sechs Minuten später war das Ersatzrad montiert . Kepler deutete Budi mit einem Wink, das kaputte Rad liegen zu lassen und die Südafrikaner ins Auto zu bringen, dann lief er zum Kofferraum, um das Werkzeug zu verstauen. Währenddessen überlegte er angestrengt den weiteren Weg.
"Colonel, pass auf!", brüllte Budi plötzlich.
Kepler schreckte auf und fuhr sofort herum, seine Hand schnellte zur Glock.
H inter dem J7 fuhr aus dem Graben ein Enduromotorrad heraus, auf dem zwei Männer saßen. Der kleine Zweitakter knatterte dabei laut, vorher war er überhaupt nicht zu hören gewesen. Das Fahrlicht war aus.
Im selben Moment als Kepler die Glock hochriss, hob der Sozius eine AK mit abgesägten Kolben. Im Augenwinkel vernahm Kepler, dass Budi zu den Südafrikanern sprang und sie zur Seite schubste. Die AK bellte. Ein Geschoss schlug über Keplers Kopf in den Dachholm des J7 ein, dann barst die
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