Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Zulus. Trotz seiner langen breiten Strände und der traumhaft schönen Flussmündung war Tugela vom Tourismus kaum berührt. Die Gegend war menschenleer und die Natur karg, sobald man wenige Kilometer vom Flussbett entfernt war. Genau an einer solchen Stelle hielt Budi den Wagen an.
"Hier, denke ich", vermutete er fragend.
Der helle Mond, der die gesamte Gegend in ein schummriges Licht getaucht hatte, in dem man jedoch gut sehen kon nte, war schon weit über den Himmel gewandert, in drei Stunden würde die Morgendämmerung einsetzen.
"Ja, das ist gut" , erwiderte Kepler.
Budi stellte den Motor ab und starrte wieder vor sich hin.
"Fühlst du dich unwohl dabei?", fragte Kepler ihn auf Arabisch.
"Nein, Colonel", antwortete der Sudanese gedehnt.
"Was ist dann?"
"Ach ... Als ich eingezogen wurde, wollte ich kein Soldat sein und bin aus der Miliz abgehauen", begann Budi unschlüssig nach einer Weile. "Dann landete ich in Kurdufan bei Abudi und sah, was er vorhatte, und vor allem, wie." Er lächelte traurig. "Wir haben für etwas Gutes gekämpft, aber dann mussten Sie ihn töten, weil er so böse geworden war wie die Typen da hinten." Er drehte den Kopf und blickte Kepler direkt in die Augen. "Ich habe kein Problem damit, die Welt davon zu säubern. Ich habe nur Angst, dadurch genauso zu werden."
"Ich auch", erwiderte Kepler.
Budi schien erlei chtert, weil er auch so fühlte. Kepler nickte ihm zu.
"Wir passen gegenseitig auf uns auf, damit das nicht passiert", versprach er.
I m blassen Zwielicht sah er Budis weiße Zähne, als dessen Mund sich zu einem breiten Lächeln auseinander zog. Budi reichte ihm die Hand und er drückte sie. Dann saßen sie schweigend da und warteten, bis es heller wurde.
Als der Mond verblasste und die Dunkelheit diffuser wurde, nickte Kepler B udi zu. Sie stiegen aus und zerrten die beiden Männer hinaus. Budi öffnete ihre Handschellen und Kepler warf die beiden Spaten vor ihre Füße. Roy und der Massige sahen ihn erschrocken an.
"Was ist unklar?", fragte Kepler.
"Ich werde kein Grab schaufeln", setzte Roy ihn trotzig in Kenntnis.
"Es ist deine Leiche", meinte Kepler, "mir ist es egal, ob Tiere sie fre ssen."
Er zog die Pistole heraus, Budi machte es ihm gleich. Die Aussicht, noch einige Zeit am Leben zu bleiben, ließ Roy umdenken.
"Schon gut, schon gut", sagte er schnell.
Er beugte sich keuchend, nahm einen Spaten und richtete sich auf. Dann sah er sehnsüchtig in die Ferne. Kepler lächelte schief.
"Es kommt niemand, um dich zu retten, Roy. Grab, ich verliere die Geduld."
Der Massige hob den zweiten Spaten auf und schwang ihn plötzlich. Budi wich dem Schlag mühelos aus. Der Massige ließ den Spaten fallen und rannte los. Er konnte es nach den Stunden in Fesseln nicht gut und er hatte keine Orientierung, er lief einfach in die Weite. Budi riss seine Pistole blitzschnell hoch.
"Lass ihn hoffen", sagte Kepler. "Pass auf den da auf."
Budi richtete die Pistole auf den aufgescheuchten Roy, der seinem Freund fassungslos nachsah, und zögerte, vielleicht dasselbe zu versuchen. Nach einem Blick auf Budi gab er diesen Gedanken auf.
Kepler holte die Erma heraus. Als er anlegte, hatte der Massige zweihundert Meter geschafft. Kepler schoss. Sogar aus der Entfernung konnte man sehen, wie sein rechtes Knie zerfetzt wurde. Der Massige schrie auf und stürzte. Roy wandte zitternd und mit bleichem Gesicht den Blick ab.
"Grab weiter", befahl Budi ihm.
Kepler verstaute das Gewehr und ging los.
Der M assige lag am Boden, das zerschossene Bein mit beiden Händen umschlungen und heulte vor Schmerz und kraftloser Wut. Kepler zog den Gürtel aus seiner Hose, packte grob seine Hände und legte ihm die Gurtschlinge um die Handgelenke. Gemächlich schleifte er den jaulenden Mann zu dem winzigen Loch, das Roy mittlerweile zustande gebracht hatte. Der Hehler ließ den Spaten bereitwillig fallen und sah den Massigen unbeholfen und ratlos an.
"Kriege ich Wasser für ihn?", bat er unschlüssig, ob es das Richtige war.
"Wird er danach graben?", interessierte Kepler sich.
"Nein, Mann", schnaubte Roy empört. "Das kann er doch gar nicht."
Kepler zog die Pistole heraus und schoss dem Massigen in den Kopf.
"Ich werde kein Wasser an ihn vergeuden", sagte er kalt zu Roy, der ihn fassungslos ansah. "Nicht mal du kriegst welches. Geh schaufeln."
Es war wohl das erste Mal in Roys Leben, dass er körperliche Arbeit zu verrichten hatte, und das letzte. Die Gruben, die er ausgehoben hatte, waren klein
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