Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
wirkte zwar aufgeregt, aber nicht angespannt. Die beiden könnten Touristen sein, nur sah Kepler keine Koffer bei ihnen, und er konnte nicht ohne aufzufallen an ihrem Tisch vorbeigehen, um zu hören, in welcher Sprache sie sich unterhielten. Das letzte Paar verhielt sich völlig gelassen und hatte auch kein Gepäck dabei. Auch diese Männer wirkten entspannt, sie sahen sich nicht um und stachen auf keine Weise hervor. Einer war schmächtig, sah aber gut aus. Nur der Blick seiner huschenden Augen rief ein unangenehmes Gefühl hervor. Sein Begleiter war ein massiger Mann mit einem abstoßenden Gesichtsausdruck. Der könnte der vierte Räuber sein.
Roy könnte aber auch allein hergekommen sein, falls überhaupt. Kepler musterte nacheinander die drei einzelnen Männer. Einer war schwarz und auf dem Überwachungsvideo war zu sehen gewesen, dass alle Räuber weiß waren. Damit blieben nur noch zwei übrig. Allerdings konnte jeder von ihnen Roy sein, sie glichen dem Hehler von der Statur her. Einer vertilgte zügig ein Omelett und Kepler entschied nach einigen Sekunden, dass sein Bewegungsmuster nicht dem von Roy entsprach. Damit hatte Kepler drei Möglichkeiten.
F ünf Minuten vergingen. Keiner der Männer sah auf die Uhr oder zu den Eingängen. Noch drei Minuten vergingen ohne Veränderung und bald würden die Passagiere der Maschine aus Johannesburg den Ankunftsbereich verlassen haben. Kepler musste handeln. Wie geistesabwesend öffnete er die Jacke und schob sie mit dem Ellenbogen zurück, um schnell zur Pistole greifen zu können.
Zwei weitere Männer betraten gemeinsam das Lokal und steuerten gezielt auf die Bar zu. Sie bewegten sich schnell und sahen sich dabei mit schnellen Blicken um. Freien Platz an der Theke gab es nur unweit von Kepler, und die Männer setzten sich auf die Hocker neben ihn. Sie drehten sich sogleich halb um und blickten in den Restaurantbereich. Nachdem sie Kaffee bestellt hatten, hörte Kepler, dass sie ins Italienische wechselten.
Noch zwei Männer kamen herein. Die beiden waren entweder garantiert nicht die Bankräuber, oder aber Roy war mehr als dreist, als Krimineller eine Polizeiuniform zu tragen. Kepler sah auf die Uhr. Es war zwanzig nach elf. Noch ein paar Minuten, dann wird Roy klar werden, dass Komri nicht kommen würde.
"Budi", flüsterte Kepler leise auf Arabisch. "Stell dich so hinter den ersten Eingang, dass man dich aus dem Restaurant sehen kann. Halte dein Handy deutlich sichtbar ans Ohr und sei bereit."
Sekunden später postierte Budi sich hinter der Tür. Kepler drehte sich etwas vom Tresen weg, holte Komris Handy heraus und wählte Roys Nummer.
E r hörte kein Klingeln, sah aber, dass der schmächtige Mann des dritten Pärchens ein Telefon aus der Tasche zog. Doch im selben Augenblick ließ auch der Mann, der so konzentriert mit dem Omelett beschäftigt war, seine Gabel fallen und eine Sekunde später presste auch er ein Telefon ans Ohr. Und Sekunden später nahmen beide Männer ihre Telefone beinahe gleichzeitig herunter.
Kepler drückte die Wahlwiederholung. Und diesmal sah er es deutlich.
Es war nicht der hungrige Typ. Der Mann mit den huschenden Augen sah erschrocken zu seinem Begleiter, dann drückte er krampfhaft auf den Knopf auf seinem Handy und blickte sich hastig um. Er sah Budi, der mit dem Telefon am Ohr dastand, und blickte zum anderen Eingang. Ruckartig erhob der Mann sich und sagte etwas. Auch sein Begleiter sprang auf. Mit eiligen Bewegungen legte er einige Geldscheine auf den Tisch und machte einen Schritt.
Kepler sah zum linken Eingang. Dort näherte sich eine große Gruppe bunt gekleideter Touristen dem Café. Kepler sprang auf und griff unter die Jacke.
" Roy Buyten – stehen bleiben", brüllte er, "Sie sind verhaftet!"
Der Hehler fuhr erschrocken zu ihm herum. Kepler richtete die Pistole auf ihn.
"Auf die Knie!", befahl er. "Sofort!"
Mehrere Besucher schrieen erschrocken auf, als auch Budi mit vorgestreckter Waffe ins Café stürmte. Im nächsten Augenblick zogen die beiden uniformie rten Polizisten ihre Pistolen und richteten sie auf Kepler und Budi.
"Waffen runter!", schrien auch sie aus vollen Kehlen.
Weder Kepler noch Budi gehorchten dem Befehl. Während er in die Tasche griff, nickte Kepler und Budi ging weiter auf Roy zu.
"Wir sind Polizisten aus Joburg!", schrie Kepler. Dann bekam er endlich den Ausweis von Komri zu fassen, zog ihn heraus, öffnete ihn und zeigte ihn den Uniformierten. "Die Männer da werden wegen Mordes
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