Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
angerufen." Er hüstelte. "Weil den Aktenkoffer, den haben wir noch nicht. Hat er ihn wirklich genommen?"
"Ja, er hat es wirklich getan", gab Roberto zurück.
Die nächsten Minuten vergingen im angespannten Schweigen. Onkel Luca war sichtlich erleichtert, als die beiden Männer kamen, die den Hehler beschatten sollten. Sie hatten weder ihn noch die Polizisten wiedergefunden. Statt ihnen den Hals umzudrehen, weil sie ihre Arbeit nicht getan hatten, freute Luca sich darüber, dass sie die Dienstnummer des Polizisten mitbekommen hatten.
"Das sind gute Nachrichten", behauptete er vergnügt.
"Und was ist daran bitte gut?", knurrte Roberto.
"Mein Junge" , sein Onkel tätschelte freudig seine Wange, "wenn die nicht abgeflogen sind, dann sind die wohl noch hier. Und dein Hehler braucht einen Anwalt. Na, und ich", er grinste, "bin der beste Anwalt in der Stadt."
Zumindest war Luca einer der teuersten. Roberto lächelte trotzdem. Die Aussicht, die Polizei zu malträtieren, anschließend diesen Hehler, und danach gepflegt bei Onkel Luca den Abend zu verbringen, war nahezu traumhaft.
Robertos Laune stieg. Sein Onkel hatte bestimmt Recht. Die Joburger Polizisten hatten wohl doch noch Probleme mit dem hiesigen Chief bekommen und Roy war jetzt im Polizeipräsidium von Durban. Dass Luca es schaffen würde, ihn herauszubekommen, bezweifelte Roberto nicht. Sein Onkel brachte alles zustande, solange es nicht um Mord ging. Und dass Roy jemanden getötet hatte, war noch lange nicht bewiesen, und einer von Durbans einflussreichsten Anwälten persönlich würde ihm den Rechtsbeistand leisten. Also würde Roberto ihn bald haben, und mit ihm den Aktenkoffer. Es wird schon alles klappen, dessen war Roberto sich jetzt sicher. Nur ein Rest des unguten Gefühls blieb trotzdem hartnäckig zurück. Roberto führte es auf seine Anspannung zurück.
Der Tag hielt tatsächlich weitere Überraschungen parat, und zwar genauso unangenehme wie die, womit er begonnen hatte.
Niemand auf dem Polizeipräsidium zeigte sich vo n Luca sonderlich beeindruckt. Nachdem er den Zweck seines Besuches genannt hatte, grinsten die Polizisten sogar hinterhältig. Luca verlangte den Chief, und der kam auch tatsächlich. Es war ein Schwarzer. Und er teilte Luca ruhig und kalt amüsiert mit, dass Mister Buyten sich nicht im Gewahrsam der Polizei von Durban befand.
Roberto kannte die Sorte von Polizeichiefs. Schwarz, idealistisch und unbestechlich. Nur schien der hier klüger als andere zu sein. Vielleicht clever genug, um zu wissen, mit wem er sich nicht anlegen sollte.
"Wo ist er?", fauchte Roberto nun ungehalten auf.
" Die Joburg Metro Police hat ihn verhaftet", antwortete der Chief ruhig.
Und sah sichtlich befriedigt zu, wie Robertos Gesicht sich in die Länge zog.
"Wie war der Name des Polizisten?", fragte Roberto ungehalten.
"Das erfragen Sie bei Joburg Metro Police", erwiderte der Polizeichef kalt.
"Mister", presste Roberto zwischen den Zähnen heraus und schüttelte erbost Lucas warnende Hand von seiner Schulter. "Sagen Sie mir, was ich wissen will."
Trotz der unterschwelligen Drohung sah der Chief ihn gelassen an.
" So wie Ihr Onkel mögen auch Sie Schwarze nicht, nicht wahr, Mister...", er machte eine Kunstpause, "...Melandri?" Er blickte dem verdutzten Roberto unheilvoll in die Augen. "Verschwinden Sie aus meiner Stadt. Sofort."
Ohne ein weiteres Wort ging er weg. Roberto sah ihm ohnmächtig nach.
Eigentlich mochte Roberto seinen Onkel sehr und eigentlich hatte Luca alles getan, um ihm zu helfen. Aber Roberto war trotzdem sauer auf ihn und wollte diesen Tag nicht bei ihm verbringen und über alles nachdenken. Das konnte er auch allein ganz gut . Recht schroff bekundete er seinen Wunsch, nach Hause zu wollen. Luca, obwohl er sich keiner Schuld bewusst war, meinte heischend, dass das vielleicht auch nicht schlecht wäre, und rief sofort bei SkyService an.
Roberto verabschiedete sich frostig von seinem Onkel und bestieg als einziger Passagier eine Falcon900 . Er war sauer, weil Luca alles vermasselt hatte. Aber er würde den Koffer auch ganz allein und ohne Hilfe zurückbekommen.
Der Chief in Joburg war kein Vollidiot, nur hatte er von der Polizeiarbeit keine Ahnung, auf den Posten war er nur gekommen, weil er im ANC war. Doch er war nicht korrupt. Genausowenig wie der Chief in Durban. Der war zwar viel cleverer und tüchtiger, war aber auch nur ein unbestechlicher Idealist. Von den beiden wäre nichts zu bekommen, wahrscheinlich nicht einmal mit
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