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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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fröhlichen Frauen.
    Das allerdings erst, nachdem Kepler die Abfuhr seines Lebens kassiert hatte.
    Sein Spanisch war nicht so gut wie sein Russisch oder Englisch, aber nicht schlecht. Und da Spanisch sich mit dem Portugiesisch ähnlich verhielt wie die skandinavischen Sprachen untereinander, hatte Kepler sich gute Chancen ausgerechnet, zu verstehen und verstanden zu werden. Aber schon die allererste hiesige Schönheit, die er ansprach, faltete ihn verbal zusammen. Kepler entnahm ihren recht empörten Ausführungen, dass wenn man nicht spanischer Muttersprachler war, man nicht auf Spanisch mit den Brasilianern zu sprechen versuchen solle, das würde hier als Ignoranz gelten. Damit endete die Belehrung und die Frau wollte weiter. Kepler dankte ihr. Sie sah ihn überrascht an. Anscheinend verstand sie, dass er sich nicht hatte aufspielen wollen. Dann lächelte sie ihn an, nicht mehr entrüstet, sondern aufmunternd, aber die Fremdenführerin wollte sie trotzdem nicht machen. Sie meinte allerdings, das zu bedauern.
    Nachdem sie weg war, schlug Budi schief grinsend vor, einfach Touristinnen anzusprechen. Kepler überlegte verdattert eine Sekunde lang, dann bescheinigte er Budi, er wäre auf Zack.
    Sie zogen weiter umher, lernten Rio kennen und hielten Ausschau nach offensichtlichen Touristinnen, die augenscheinlich ohne männliche Begleitung unterwegs waren. Budis Strategie und sein Lächeln erwiesen sich als voller Erfolg.
    Acht Tage später saßen Kepler und Budi abends wieder in einem kleinen Lokal unweit des Hotels, als das Satellitentelefon klingelte. Smith war soweit.
    In seiner weißen Aufmachung, diesmal sogar samt einem Hut, mit der Zigarre zwischen den Zähnen und Siegelringen auf den Fingern wirkte der Waffenhändler in dieser Umgebung ziemlich authentisch. Aber auch, als wenn er einem Gangsterfilm aus den Siebzigern stammen würde. Doch anscheinend war das genauso beabsichtig, Smith spielte keine Rolle, er hatte sich die Identität eines reichen Egozentrikers übergestülpt, und er lebte sie. Die Hotelangestellten würden ihn niemals wiedererkennen, würden sie ihm je unter anderen Umständen begegnen, hatte Kepler den Eindruck, als ein Zimmermädchen Smith in sein Zimmer brachte. Die junge Frau lächelte den Waffenhändler sehr kokett an, bevor sie wieder ging, und er zwinkerte ihr gönnerhaft zu.
    Budi kam umgehend und Smith gab Kepler und ihm die Pässe und südafrikanische und internationale Führerscheine. Danach reichte er jedem einen Zettel.
    "Ihre Legenden", erklärte er. "Lesen Sie."
    Kepler vertiefte sich in seinen neuen Lebenslauf.
    Joseph Luger war seit seiner Kindheit eine Waise, einige Jahre älter als er und gebürtiger Namibier. Namibia hatte bis neunzehnhundertneunzig unter der Mandatsmacht Südafrikas gestanden, nachdem es keine deutsche Kolonie mehr war. Deutsch war dort immer noch eine der Nationalsprachen, das sollte wohl Lugers Sprachkenntnisse erklären. Auch sonst wies die Legende viele Parallelen zu Keplers Lebenslauf auf. Luger war Scharfschütze gewesen und zwar beim 32-Bataljon. Die 1993 aufgelöste Antiaufstandseinheit der südafrikanischen Armee hatte auch gegen Sowjets und Kubaner in Angola und Namibia gekämpft. Informell wurde diese Elitetruppe Büffelbataljon genannt oder Os Terriveis , die Schrecklichen auf Portugiesisch. Mit vierzehn Honorix-Crux-Auszeichnungen für Tapferkeit im Kampf war das Bataljon die höchstdekorierte Einheit der südafrikanischen Armee. Viele ehemalige Angehörige des 32er und der Koevoet, einer ähnlichen Einheit, arbeiteten bei Geheimdiensten.
    "Okay?", fragte Smith, als Kepler kurz zu ihm aufsah.
    "Waren die siebenhunderttausend ein Billigangebot?"
    " Bei der kurzen Zeit – ja", stellte Smith klar. "Joe, als wen hätte ich Sie denn tarnen sollen, als Astrophysiker etwa? Wo Sie auf eine Meile, ach was – auf zwei – nach Soldat riechen?", erklärte er im Ton einer Binsenweißheit.
    "Schon gut", erwiderte Kepler.
    Er und Budi tauschten ihre Zettel und lasen weiter.
    Budis Alter laut seiner Legende entsprach mit sechsundzwanzig Jahren seinem echten. Er stammte aus Soweto und hatte bei den Recces gedient, einer Spezialeinheit der South African National Defence Force.
    "Verbrennen", befahl Smith, nachdem Kepler und Budi fertig waren.
    Budi zündete seinen Lebenslauf im Aschenbecher an.
    "Sie sind tief im System", erklärte Smith, "fallen Sie bitte trotzdem nicht auf."
    "Wie geht – das – innerhalb so kurzer Zeit?", erkundigte Kepler sich.
    "Äh",

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