Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Farben spielte , von denen man keine einzige im Gedächtnis behalten konnte, stand in einem stechenden Kontrast zu dem, was Menschen in nur wenigen Jahrhunderten zustande gebracht hatten. Da waren einerseits Hotels, Restaurants und Bürotürme, manche prachtvoll, andere kitschig, ein paar sogar fast schon wunderschön. Andererseits die direkt hässlich anmutenden zwölfstöckigen Wohnblocks und die überhaupt nicht malerisch oder romantisch wirkenden Favelas der ganz Armen, die die Felsen bedeckten.
U nberührt davon übte das Vergnügungsviertel seine magische, in Bildern, Büchern und Filmen gepriesene Anziehungskraft aus, und lockte mit seinen sechs Dutzend Hotels scharenweise Touristen an, die die Magie und die Exotik der brasilianischen Lebensart spüren wollten.
D ieses Prickeln war tatsächlich wahrnehmbar, wenn man die negativen Seiten ausblendete und sich dem Zauber des poetischen Namens der Promenade Princesinha do Mar, der kleinen Meeresprinzessin, hingab. Und sich nur die vielen Frauen ansah, deren Schönheit den Glanz der Sonne auf dem türkisen Wasser verblassen ließ.
Kepler und Budi machten es sich im weißen Sand bequem und betracht eten die Umgebung. Dieses märchenhafte Fleckchen Erde war nicht nur verführerisch, sondern auch gefährlich. Es gab hier viele Utes , Jugendbanden, die sich auf das Ausrauben von Touristen spezialisiert hatten. Kepler und Budi sahen nicht unbedingt wie typische Touristen aus, aber man konnte hundert Meter gegen den Wind riechen, dass sie keine Einheimischen waren. Deswegen zeigten sie nicht offen, dass sie Geld dabeihatten, und schwammen immer einzeln.
Am frühen Abend überquerten Kepler und Budi die achtspurige Avenida A tlantica und suchten nach einem Restaurant. Sie hatten seit Stunden nur Terere getrunken. Der Sud des Matetees mit rauchigerdigem Aroma, der süßsäuerlich nach verwelktem Blatt schmeckte und deswegen mit Fruchtlimonade gemischt war, wurde von einem Mann verkauft, der zwei riesige Kanister auf seinen Schultern über den Strand schleppte und eine feste lokale Größe zu sein schien.
Plötzlich zog Budi Kepler unter den als Sonnenschutz aufgespannten Baldachin neben einem Restaurant. Dort zeigte er mit den Augen auf einen Tisch, an dem vier Touristinnen saßen.
Still bewunderte Kepler seinen Soldaten. Budi war sogar schwer auf Zack, das Lokal war gut und die Frauen sprachen Deutsch. Und es gab keine freien Tische.
Budi stupste Kepler mit dem Ellenbogen an. Sein Gesichtsausdruck zeigte deu tlich, dass er seinen Teil der Aufgabe erledigt hatte, und dass nun Kepler dran war, zumal Kommandeure als erste in die Schlacht gingen. Er tat es.
"Entschuldigung, di e Damen."
Die deutschen Worte kamen Kepler mit einem sonderbaren Gefühl von den Lippen, mittlerweile träumte er sogar in Afrikaans, manchmal wieder in Ar abisch. Die Frauen brachen ihre Unterhaltung ab und sahen ihn reserviert an.
"Mein Kollege da", Kepler zeigte auf den nun scheu lächelnden Budi, "würde sich gern mit Ihnen unterhalten. Er ist nämlich dabei, Deutsch zu lernen."
Zwei Frauen lächelten, eine wirkte zweifelnd, die vierte leicht abgeneigt.
"Das ist zwar nur ein Vorwand", räumte Kepler daraufhin schnell ein, "aber es ist wahr. Außerdem gibt es keinen freien Tisch hier und wir sind am Verhungern. Wir laden Sie natürlich ein", bot er an und lächelte gewinnend.
Die vier Frauen sahen sich an, nickten einander zu und begannen lachend zusammenzurücken. Kepler winkte Budi, während ein aufmerksamer Kellner vorsichtig zwei Stühle zum Tisch schleppte.
Kepler und Budi nahmen Platz, dann bedankte der Sudanese sich bei den Fra uen für die Freundlichkeit, auf Deutsch und recht blumig.
"Es stimmt ja tatsächlich", sagte eine Frau überrascht.
"Natürlich", erwiderte Kepler betont gekränkt.
"Entschuldigung", bat die Frau. "Ich dachte wirklich, es ist eine Anmache."
"War es auch. Eine ehrliche."
"Mein Freund würde nie lügen", erzählte Budi die Unwahrheit.
"Haben Sie schon bestellt?", erkundigte Kepler sich schnell.
"Vor einer halben Stunde", antwortete eine Frau.
"Fisch?"
Die Frauen nickten.
"Wollen wir auch Fisch , Budi?", fragte Kepler aus Gewohnheit auf Arabisch.
"Welche Sprache war das?", erkundigte eine der Fra uen sich interessiert.
"Arabisch", erwiderte Budi an Keplers statt. "Ich komme aus Sudan."
Kepler winkte dem Kellner. Als der kam, bestellte er für sich und Budi das gleiche was die Frauen bestellt hatten. Anschließend bat er um Bier, und was die
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