Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Damen wollten. Danach lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
Budi war sogar ganz schwer auf Zack, korrigierte Kepler seine vorigen Fes tstellungen. Langsam, mit Fehlern, aber sehr bemüht tischte Budi den Frauen gerade auf, Kepler und er seien Astronomen, würden am Very Large Telescope in Chile arbeiten, wären im Urlaub hier und es sei ihr letzter Tag. Und diese Begegnung sei ein Geschenk, denn so würden sie beide, und er persönlich ganz besonders, das Nützliche mit dem Schönen verbinden. Dabei lächelte er so strahlend, dass die Frauen hingerissen waren. Auf die Frage einer von ihnen, was sie denn so alles erforschten, fragte Budi erst scheinheilig, wieviel die Damen von Astronomie verstehen würden. Nach der Antwort, dass gar nichts, antwortete Budi, dass es Schwarze Löcher seien. Seine anschließende Tirade über die Materiefresser war dermaßen farbig und voller unmöglicher Vergleiche, und dabei grundsätzlich korrekt, dass die Frauen ihm mit Sicherheit sämtliche Bildbände mit Aufnahmen des Hubble-Teleskops abgekauft hätten, hätte er welche dabei gehabt. Die Frauen waren fasziniert von Budi und vom Kosmos, und sogar Kepler hörte interessiert zu, obwohl er Budi erst vor kurzem dieses gesamte Wissen in den Kopf eingepflanzt hatte. Der Sudanese benutze beim Erzählen in Ermangelung deutscher Adjektive immer wieder englische Ausdrücke und gefühlvolle Gesten, aber das machte seinen Vortrag nur authentischer.
Beim Essen fragte Budi die Frauen darüber aus, wer sie waren und was sie t aten und er hörte aufmerksam zu. Kepler machte sich nur bemerkbar, wenn er den einen oder anderen Ausdruck übersetzte, bei dem Budi Schwierigkeiten hatte. Schließlich, als die Frauen sich erneut für den exotischen Wissenschaftler mehr interessierten als für ihre eigenen Geschichten, fragte eine, wie Budi dazu gekommen war, Deutsch zu lernen.
"Mein Chef", antwortete der Sudanese, "ist so deutsch, dass er mich vor Jahren damit angesteckt hatte. Seitdem bringt er es mir bei."
Die Frauen blickten interessiert zu Kepler. Budi zwinkerte ihm grinsend zu.
"Wieviele Spr achen sprichst du?", wollte eine der Frauen wissen.
Ihr Name war Nikol. Im Laufe der Unterhaltung waren sie zum du übergegangen, nachdem sie sich einander vorgestellt hatten.
"Zwölf, glaube ich", antwortete Ke pler. "Ohne angeben zu wollen."
"Welche?"
Kepler zählte auf. Nikol sah ihn prüfend an und wechselte ins Italienische.
"Wie kommt man dazu, so viele Sprachen zu le rnen?"
Kepler grinste sie an.
"Es gibt Astronomen in der ganzen Welt. Und die weiblichen sind ganz entzückt, wenn man ihnen die Komplimente in ihrer Muttersprache macht."
"Und das macht sich bezahlt?"
"Na klar. Sieh dir meinen Kollegen und deine Freundinnen an.... Äh, können die auch Italienisch?", fragte Kepler verspätet.
Nikol lächelte beruhigend.
"Nein . Macht ihr das öfter?", wollte sie wissen.
"Premiere heute", antwortete Kepler wahrheitsg emäß.
"Und was erwartet ihr?", fragte Nikol. "Du persönlich?", präzisierte sie.
"Nette Gesellschaft."
"Das hätten wir", behauptete Nikol auffordernd.
"Ich habe keine Erwartungen", sagte Kepler wahrheitsgemäß. "Ich mache mir Hoffnungen", ergänzte er und deutete auf Budi. "Er auch."
Der vorhin leere Platz unter dem Baldachin war mittlerweile mit Tanzenden angefüllt, die sich zu mitreißenden Sambarh ythmen zweier Musiker bewegten.
Budi stand auf und reichte einer Frau galant die Hand. Sie gingen auf die Tanzfläche. Eine Minute später folgte die beiden anderen ihnen. Kepler und Nikol blieben zurück. Sie unterhielten sich, erst auf Italienisch dann wieder auf Deutsch, über das atemberaubende Panorama des nächtlichen, hell erleuchteten Rio um sie herum. Der Verkehr auf der Avenida Atlantica war weniger geworden, je später es wurde, und man konnte die Brandung des Atlantiks hören.
Die warme Nacht, Rios Geräuschkulisse, die salzige Luft und die schöne Frau neben ihm versetzten Kepler in eine gelöste Stimmung. Er hörte Nikols warme, kehlige Stimme und genoss die Unwirklichkeit des Augeblicks. Das Lächeln der jungen Frau und ihre ganze Erscheinung wirkten wie ein Märchen aus einer anderen Welt, zu der für ihn der Zutritt schon lange versperrt war. Er musste die Verträumtheit abschütteln, als er merkte, dass Nikol ihn schweigend ansah.
"Entschuldige", bat er. "Was ist?"
"Ob du tanzen willst?", fragte sie amüsiert, aber auch geschmeichelt.
Sie gingen zur Tanzfläche. Nikol lächelte, als Kepler seine
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