Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
machte Smith unbehaglich. Dann entschied er, warum auch immer, ehrlich zu sein. "Wissen Sie, Mister Luger, ich schufte auch ein bisschen für den Staat", begann er, "und kenne einige Leute. Einer davon schuldet Ben Galema viel, weil er mit dessen Hilfe auf seinen Posten kam. Eigentlich sind die beiden befreundet. Und Grady ist bereit, einiges für seinen Freund zu tun. Und da Sie und der arabische Volksheld da Bens Freunde sind, kam das halt Ihnen zugute."
"Toll ", schnaubte Kepler, "genau das wollte ich vermeiden." Er sah Smith schief an. "Ben hätte dieselben Pässe besorg, oder?", vermutete er.
" Ich denke, schon", gab der Waffenhändler freimütig zu. "Aber dann hätte ich nicht die Unsumme daran verdient."
" Das sei Ihnen gegönnt", sagte Kepler. "So – wer ist Bens Freund?"
"Grady ? Er ist der Direktor des MSS", antwortete Smith.
"Das da heißt?"
"Ministry of Security and Safety. Eigentlich ist der Laden unser Geheimdienst für In- und Ausland", erklärte der Waffenhändler. "Das MSS hat vier Abteilungen. Die ersten drei sind für die Polizeiarbeit, für die Zusammenarbeit der Polizei mit der Legislative und für die Legislative selbst zuständig. Die vierte befasst sich mit anderen", er betonte das Wort, "exekutiven Operationen. Sie hat sehr viele Befugnisse. Man nennt sie Gradys Gruselkabinett."
Kepler sah dem Waff enhändler in die Augen.
"Sie, Ben und Grady. Es gibt drei Menschen, die über mich bescheid wissen."
" Eigentlich weiß Grady wirklich alles von Ihnen. Aber nur er", bestätigte Smith völlig ruhig trotz der Warnung. "Deswegen können Sie zurück nach Afrika", ergänzte er und deutete auf den Aschenbecher. "Würden Sie jetzt bitte?"
Schweigend sahen sie zu wie das Papier verbrannte. Nachdem der letzte Rauch über der Asche sich aufgelöst hatte, sammelte Smith sich.
"Joe", begann er zögernd, "ich hatte Sie das schon einmal gefragt." Er musterte Kepler abwartend. "Also, wenn ich in Bezug auf eine Waffe mal Ihren Rat brauche, darf ich Sie dann anrufen? Ich bezahle Sie natürlich dafür."
Kepler überlegte nicht lange. Eigentlich gar nicht, hätte der Waffenhändler ihm jetzt einen Job angeboten, hätte er zugesagt. Weil Smith kompromisslos erschien, aber nicht völlig skrupellos. Kepler sah zu Budi. Der nickte leicht.
" Okay. Lohnt es sich, Waffen zu verkaufen?", fragte Kepler.
"Wenn ich es nicht tue, macht es ein anderer."
Smith hatte ruhig erwidert, aber sein Ton zeigte deutlich, dass er von der Frage genervt war. Trotzdem hatte Rechtfertigung in seinen Worten durchgeklungen.
"Ich meinte, ob es lukrativ ist?" , hakte Kepler belustigt nach.
D er Waffenhändler runzelte unschlüssig die Stirn.
"Ist es" , antwortete er dann etwas verwirrt. "Also?", wollte er wissen und lächelte. "Meine Prämien sind besser als Ihre, Mister Luger."
"In Ordnung, Mister Smith." Kepler reichte ihm die Hand. "Sollen wir das Satellitentelefon behalten, oder wie stellen Sie sich das vor?"
"Ja, genau", gab Smith fröhlich zurück. "Machen Sie es einmal die W oche an."
"Wer kennt diese Nummer sonst?", verlangte Kepler zu wissen.
"Niemand", antwortete der Waffenhändler prompt.
Er sah gleich zur Seite. Aber vielleicht nur, um nach seinem Hut greifen zu können. Er nahm ihn, verabschiedete sich höflich und ging.
Kepler und Budi sahen einander an. Dann standen sie ohne ein Wort auf.
Sie fuhren mit einem Taxi zum Flughafen und kauften Tickets nach Durban für den nächsten Abend mit der TAM . Die Reise würde knapp zwanzig Stunden dauern, inklusive zweier Zwischenlandungen. Es gab Flüge, die früher starteten, die dauerten aber allesamt länger, und weder Kepler noch Budi hatten Lust, mehr Zeit als nötig in der engen Aluminiumröhre eines Großraumflugzeuges zu verbringen. Zumal sie nun unter den Namen fliegen würden, die in ihren neuen Pässen standen. Sie tarnten sich als Wissenschaftler, und diese hatten selten die zehntausend Euro für einen Platz in der First Class.
Jetzt hatten Kepler und Budi noch dreißig Stunden Zeit, sich am Zuckerhut zu entspannen, bevor ihr neues und fragwürdiges Leben begann. Deswegen ließen sie sich, nachdem sie den Flug bar bezahlt hatten, nach Copacabana bringen.
34. Das bekannteste Stadtviertel von Rio hatte die höchste Bevölkerungsdichte der Stadt und den berühmten, vier Kilometer langen halbmondförmigen Sandstrand direkt am Atlantik. Auf seiner anderen Seite erhoben sich Granitfelsen.
Die erhabene Weite des großen uralten Ozeans, die in verschiedenen
Weitere Kostenlose Bücher