Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Menschen und er wollte keinen Dank dafür hören.
Budis Freude, kleinen Kindern geholfen zu haben, gab jedoch auch Kepler halbwegs das Gefühl, nicht ganz sinnlos zu existieren. Aber spätestens in der Silvesternacht spürte er nichts mehr davon, die Feierlichkeiten lösten ein unangenehmes Dröhnen in seinem Innern aus. Budi, der erst in die Stadt gehen wollte, blieb bei ihm. Sie saßen im Garten und hörten das bunte Treiben in der Stadt.
Durban war völlig überfüllt, aber kein Mensch nahm Anstoß an einem anderen. Afrikaner, Amerikaner, Europäer, Südamerikaner, sie alle waren fröhlich, sie lachten, und Kepler fragte sich, warum es nicht immer so sein konnte. Die Silvesterparty stieg mit wenig Geziertheit. Kurz vor Mitternacht wurde ein gigantisches Feuerwerk abgebrannt. Danach zählte die Menschenmenge brüllend den Countdown zum neuen Jahr herunter. Anschließend gab es nur noch laute Musik und spätestens jetzt wurde der Verkehr völlig stillgelegt.
Ein paar Tage später normalisierte das Leben sich wieder. Die Medien waren voll von Skandalen, Mordmeldungen und Berichten darüber, dass die Gewalt in Durban immer mehr die Touristen abschreckte. Die Stadt präsentierte sich in keinem guten Licht, dabei war es bis zur Fußball-WM nicht mehr lange hin.
Kepler und Budi setzten ihr Vorhaben, im neuen Jahr mehr zu trainieren, in die Tat um. Eine Woche später allerdings, als Kepler am Morgen bei Budi einen Kaffee trinken wollte, stolperte er und brachte es fertig, den Kaffee zu verschütten, die Tasse zu zerbrechen, dabei in der Pfütze auszurutschen und so hinzufallen, dass er sich brutal den rechten Knöchel zerrte.
Sehr schlimm war das Ganze nicht, aber einige Tage lang konnte Kepler nur auf einem Fuß hüpfen und damit war kein Training möglich.
39 . Wohl wegen der Pause kam Budi die Idee, den RAV4 anders lackieren zu lassen, das Grau stand dem Wagen nicht besonders. Am nächsten Morgen fuhr der Sudanese früh am Morgen weg. Kepler stöberte bis zum Nachmittag im Internet herum, danach humpelte er aus dem Haus.
Die Zerrung war schon beinahe verheilt, und er ging zwar langsam, aber immer weiter und weiter, während er darüber nachdachte, ob seine und Budis echte Identitäten noch jemanden interessierten. Eine Antwort darauf fand er nicht.
A ls er in Westville an einer BMW-Vertretung vorbeiging, sah er in ihrem Schaufenster in den rötlichen Strahlen der untergehenden Sonne den Traum, den er mit siebzehn gehabt hatte. Obwohl fast zwanzig Jahre alt, war für Kepler das schnörkellose Design des 850i zeitlos. Ohne zu überlegen betrat er den Laden.
Umgehend kam ihm eine Verkäuferin entg egen. Die Farbe ihrer Haut war die einer starken gleichmäßigen Bräune. Die Frau war einige Zentimeter größer als er und sehr schlank. Die in Jeans eingesteckte Bluse betonte sowohl ihre Taille als auch ihren Busen, und der offene Kragen ließ ihren zierlichen Hals gut zur Geltung kommen. Die enge Hose umriss deutlich ihre langen Beine.
Kepler sah in seiner Kleidung nicht wie der in einem solchen Geschäft übliche Kunde aus, aber die Frau wusste anscheinend sehr wohl, dass Fassade nicht alles war. Sie lächelte professionell gewinnend.
"Hallo, ich bin Rania Hussini. Was kann ich für Sie tun?"
"Joe Luger." Kepler zeigte auf den Achter. "Den da hätte ich gern."
"Der Wagen ist nicht zu verkaufen, er gehört dem Chef" , bedauerte die Verkäuferin. Dann sah sie Kepler überlegend an und lächelte. "Wenn Sie auf ältere BMW stehen, könnte ich Ihnen einen anderen anbieten."
Sie deutete Kepler mitzukommen und führte ihn in den hinteren Teil des Schauraumes. Dort stand in einer Nische ein E38-Siebener.
Dieses eigentlich gut aussehende Auto gefiel Kepler überhaupt nicht. Der Wagen hatte monströse Spoiler und einen riesigen Flügel auf dem Kofferraumdeckel. Die auf Rennsport gemachte gelbschwarze Lackierung war schreiend grell.
"MVR-Räder ." Kepler schüttelte abfällig den Kopf. "Alpina wäre protziger."
"Das ist ein MVR", sagte die Frau mit einem anerkennenden Blick.
Ein MVR war im Grunde ein 750i der E38er Baureihe, allerdings war sein Motor auf sechs Komma eins Liter Hubraum aufgebohrt und hatte vierhundertsechzig PS. Das gesamte Fahrzeug war für diese Leistung optimiert und dabei sehr viel mehr als der ähnliche Alpina B12 auf Understatement bedacht.
"Die gab es als Rechtsle nker?", zweifelte Kepler.
"Nein, den hier hat man extra für unseren Junior-Chef umgebaut. Jetzt fährt er einen Alpina B7 ",
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