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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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aufgesucht wurden, und die deswegen umso authentischer wirkten. Und im Gegensatz zum Reiseführer kannten Kepler und Budi auch das ursprüngliche, kaum von der Zivilisation berührte Afrika außerhalb der Stadt. Diese Kenntnisse hatten schon einige Touristinnen verzaubert.
    Budi nickte drängend und Kepler erhob sich. Im selben Moment sah er hinter den Tischen eine Frau, die sich an die Wand des Gebäudes lehnte.
    Sie hatte e inen Pappbecher mit Kaffee in der Hand, aber anstatt irgendwohin zu hasten, stand sie nur da, blinzelte in die Sonne und trank langsam und bedächtig. Als ob sie für einen Augenblick hinter eine Mauer getreten wäre, die sie von der Welt um sie herum abschirmte.
    Ein Surfer mit ausgebleichten Haaren und nacktem muskulösem Oberkörper materialisierte sich wie aus dem Nichts breit grinsend vor der Frau und sagte ihr etwas. Ein dummer Spruch verbot sich bei ihr irgendwie von selbst, es konnte nur ein Kompliment sein. Die Frau öffnete die Augen, blickte flüchtig über ihren Becher und erwiderte. Die Art, wie sie das tat, verriet einen ruhigen und starken Charakter. Der Surfer stierte sie verdattert an und verschwand dann hastig.
    Beeindruckt musterte Kepler die Frau. Sie schien etwas junger als er zu sein, war nicht groß und hatte europäische Gesichtszüge, aber ihre Haut hatte in den hellen Sonnenstrahlen die Farbe von Bronze. Ihre schulterlangen schwarzen Haare hatte die Frau stramm nach hinten gebunden. Sie trug eine Hose und ein kurzes Jackett, die ihre Figur betonten. Der Stoff beider Kleidungsstücke lag so eng an, dass die Frau wie eine präzise geformte Statue wirkte. Ihre durch die Kleidung betonten Hüften und der grazile Busen lenkten den Blick auf sich, erst nach zwei Sekunden sah Kepler, dass die Frau ihn direkt anblickte.
    Ihr Blick war unendlich müde und i n ihren dunklen Augen lag ein abgehärteter, enttäuschter und allem gegenüber misstrauischer Ausdruck. Das minderte nicht die selbstsichere und gelassene Erscheinung der Frau, sondern unterstrich eher ihre kalte und abweisende Haltung.
    Dennoch zog ein fast unmerkliches Lächeln ihre Lippen etwas nach oben. Es wirkte irgendwie widerwillig und flüchtig und verschwand sogleich. Eine Sekunde lang musterten Kepler und sie einander.
    Der nachdenklich fragende Blick der Frau und ihre Augenbrauen, die sich s ogar überrascht zusammenzogen, lösten in Keplers Hinterkopf das Echo einer Erinnerung aus. Die entglitt ihm aber sogleich. Er ging zu der Frau.
    Sie musterte ihn weiterhin. Nicht ablehnend, aber distanziert. Als er vor ihr stehenblieb, verengten ihre Augen sich abwartend.
    "Entschuldigung", bat Kepler im Voraus, weil sich seine Frage gleich wie ein absolut einfallsloser Flirtversuch anhören würde, "kennen wir uns?"
    "Nein", gab die Frau sofort und unmissverständlich zurück.
    "Sind sie sich sicher?", hakte Kepler trotzdem nach.
    "Ja."
    "Ich wollte Sie nicht belästigen, mir war nur so", erklärte Kepler, "weil normalerweise ich mich ziemlich gut an Gesichter erinnere."
    "Sich an jemanden zu erinnern, heißt noch lange nicht, ihn zu kennen", beleh rte die Frau ihn sachlich.
    Es hatte nicht von oben herab geklungen. Sondern fast schon auffordernd.
    "Mein Fehler", erwiderte Kepler. "Dann – haben wir uns schon mal gesehen?"
    "Ich habe Sie gesehen", antwortete die Frau. Wieder machten die kleinen Fältchen um die Mundwinkel ihr Lächeln irgendwie traurig. "Sie mich also auch."
    "Und wo?", interessierte Kepler sich neugierig.
    Anstatt zu antworten trank die Frau bedächtig ihren Becher aus.
    "Wie heißen Sie?", verlangte sie dann zu wissen.
    "Joe", antwortete Kepler.
    "Joe", echote die Frau , "das stimmt sogar." Sie nickte sich selbst fast unmerklich zu und sah Kepler prüfend an. "Es war im Sudan."
    Kepler dachte nach, aber er konnte sie immer noch nirgends zuordnen.
    "Ich weiß es immer noch nicht", gestand er.
    "Es war auch kürzer als diese Unterhaltung", meinte die Frau.
    " Koffein macht wach, treibt den Blutdruck hoch, hilft klarer zu denken, lauter solche feinen Dinge", überlegte Kepler laut. "Ich gebe uns beiden Kaffee aus und Sie helfen meiner Erinnerung auf die Sprünge, okay?", schlug er vor.
    Die Frau runzelte die Stirn. Dann musterte sie ihn abermals.
    " Ist gut", entschied sie sich.
    "Ich sage nur meinem Freund schnell bescheid."
    Die Augen der Frau wanderten schnell und zielstrebig zu Budi, der neugierig zu ihnen blickte. Sie sah den Sudanesen an und nickte. Kepler drehte sich um und wollte weggehen, dann

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